Manos Tsangaris: "Kugelbahn"

Kolumba - Kunstmuseum des Erzbistums Köln

Stand: 28.05.2009, 10:20 Uhr

Eine technische Konstruktion, darin in der Mitte ein Stuhl. "Platz nehmen, bitte!" lautet die Aufforderung an uns. Und dann geht es los: spielen, hören, sehen. Handelt es sich hier um eine kinetische Plastik, um eine Klangskulptur oder ein Orchester ohne Musiker?

Außenansicht Kolumba Museum | Bildquelle: dpa/Oliver Berg/koe

Die Kugelbahn des 1956 in Düsseldorf geborenen Komponisten Manos Tsangaris passt in kein bekanntes Genre. Immerhin klingen die Töne, die wir hören, vage vertraut. Sie erinnern an ein Xylophon.

Stets aufs Neue eine Uraufführung

In der 1997 entstandenen "räumlich-installativen Komposition für eine Person im Zentrum" des Schülers von Maurizio Kagel sind Rhythmen und Tempi subtil aufeinander abgestimmt. Jede Bewegung erzeugt einen differenzierten Klang. Wie von Zauberhand werden Geräuschkulissen und Lampen aktiviert. Die Instrumente dieser ungewöhnlichen Sinfonie sind Billard- und Eisenkugeln - und der Wechsel von Metallbahnen zu Plastikröhren. Der Zufall entscheidet über den Ablauf der Sequenz. Denn die Kugel könnte auch einen anderen Weg nehmen. Der Flipper: ein Glücksfall. Den Ausgang des Flipperspiels bildet eine Fermate. Doch wo geht die Reise hin? Optischer Höhepunkt der Komposition ist die Festtagsbeleuchtung, deren Dauer wir bestimmen. Überhaupt steht der Betrachter im Mittelpunkt der Installation von Manos Tsangaris. Er ist Zuschauer, Hörer und Akteur in einer Person.


Am Ende erfolgt der Aufbau für ein neues Spiel. Für ein Musikstück, das stets eine Uraufführung bedeutet: Nichts wird so sein, wie es war. "Platz nehmen, bitte!"

Autorin: Martina Müller