Das Bild zeigt eine Illustration mit Grabsteinen.

Trauerkultur

4 Ideen für einen innovativen Friedhof

Stand: 04.04.2023, 17:45 Gedankenspiele

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Unsere Trauerkultur ändert sich und damit auch der Friedhof als Ort der Trauer. Einige werden deshalb umgestaltet. Wie denkst du darüber?

Auf vielen Friedhöfen in Deutschland gibt es ungenutzten Platz. Der Grund: Statt eines klassischen Grabes werden inzwischen viele Verstorbene eingeäschert. 2022 waren es mehr als zwei Drittel. Gerade einmal 27 Prozent wurden im Sarg beerdigt.

Diese Entwicklung hat Folgen: Auf deutschen Friedhöfen gibt es viele Freiflächen. Die ersten Friedhöfe werden deshalb bereits umgestaltet. In Soest gibt es beispielsweise ein Café auf einem Friedhof. In Österreichs Hauptstadt Wien ist die Situation ähnlich, auf einem Friedhof werden sogar Tomaten angebaut.

Nicht alle finden solche Umgestaltungen gut. Für viele Menschen bleibt der Friedhof ein Ort der Andacht und der stillen Erinnerung. Eine andere Option wäre deshalb, einen Teil der Fläche umzuwidmen, sodass dort gar kein Friedhof mehr ist. Wie denkst Du darüber? Schreib uns in die Kommentare.

1. Kindern den Tod erklären: Der Spielplatz auf dem Friedhof

Der „Kinderwelten“-Spielplatz auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe soll Kindern die Gelegenheit geben, sich mit Trauer und Tod auseinanderzusetzen. Der Spielplatz ist zweigeteilt: Auf der einen Seite ist ein gewöhnlicher Spielplatz, auf der anderen Seite lassen sich Schaukeln und Wippen nicht bewegen. Zwischen den Geräten sind Botschaften trauernder Kinder angebracht.

Das Bild zeigt Kinder auf einem Spielplatz auf einem Friedhof.

Das Projekt soll Kinder bei dem Thema “Tod” nicht mehr ausschließen, sondern sie dem Sterben gegenüber sensibilisieren. Kinder sollen so ermutigt werden, Fragen zu stellen und sich mit ihrer Trauer auseinanderzusetzen.

2. Friedhof erleben im Friedhofslabor

Ein Ort für jedermann – das ist die Friedhofsvision eines Steinmetzes aus der Nähe von Stuttgart. In seinem Friedhofslabor möchte er einen Raum schaffen, wo trauernde Menschen ihrer Trauer Ausdruck verleihen können. Egal ob Todesfall oder zerbrochene Beziehung – auf dem Friedhof sind alle willkommen, denen es nicht gut geht.

Auf insgesamt 14 Stationen können die Lebenden alle Phasen ihrer Trauer durchlaufen. Hier gibt es einen Bachlauf zum Picknicken, ebenso wie mannshohe Zettelwände, auf denen Trauernde Botschaften hinterlassen können. Und in der Warteabteilung parken Angehörige die Urnen ihrer Liebsten so lange, bis sie wissen, wo und wie sie sie bestatten wollen.

Auf dem Gelände des Friedhofslabors selbst werden keine Menschen beerdigt. Hier werden Ideen kreiert und anderen Friedhofsverwaltern vorgestellt – in der Hoffnung, dass sie sie kopieren. Die Eröffnung ist für dieses Jahr geplant.

Friedhöfe, die das Leben feiern

10:30 Min. Verfügbar bis 30.12.2099

3. Frische Tomaten von Opas Grab

In Wien hat sich ein Friedhofswärter etwas Besonderes für unbetreute Gräber einfallen lassen. Für 75 Euro im Jahr vermietet er die zweieinhalb Quadratmeter großen Grabflächen als Gemüsegärten. Auf 20 Gräbern wachsen hier unter anderem Kohlrabi, Tomaten und Zwiebeln. Die Gemüsegräber sind hygienisch unproblematisch: mindestens ein Meter Erde liegen zwischen Sarg und Lebensmitteln.

Das Bild zeigt einen Mann, der reife Tomaten auf einem Grab präsentiert.

2022 geht der Friedhofsverwalter noch einen Schritt weiter und gestaltet fünf Grabsteine zu öffentlichen Bücherschränken um. Das soll zum Verweilen einladen und zeigen, dass ein Friedhof mehr sein kann als nur ein Ort zum Trauern.

4. Kaffeekränzchen auf dem Friedhof

Zuerst Blumen an Omas Grab legen, dann zwei Meter weiter Kuchen essen – in Soest ist das normal. Hier hat ein Team aus Ehrenamtlichen ein kleines Café mitten auf dem Friedhof eröffnet. Unterstützt wird es vom Religionskurs der örtlichen Schule. Ganz nach dem Motto ‘von der Gemeinde, für die Gemeinde’ füllt sich der stille Friedhof so wieder mit Leben.

Das Café Kränzchen ist mit seiner Idee nicht allein. In Erlangen bringt ein Lastenfahrrad Kaffee und Kuchen auf den örtlichen Friedhof. Hier werden Friedhofsbesucher:innen sogar gematcht: wer alleine ist, kann sich zu anderen an den Tisch setzen. So geben sich Trauernde gegenseitig Halt.

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