Ein Mann kratzt sich nachdenklich am Kopf. Er wirft eine Münze, um eine Entscheidung treffen zu können.

Psychologie

Keine Angst vor falschen Entscheidungen

Stand: 23.07.2024, 14:00 Von Greta Hey Gedankenspiele

Von Greta Hey

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Das Studium hatte ich mir anders vorgestellt. Mein:e Partner:in ist doch nicht der/die eine, in der neuen Wohnung fühle ich mich unwohl. Wenn wir uns in so einer Situation wiederfinden, ist die Ursache oft schnell gefunden: “Ich habe eine Fehlentscheidung getroffen.” Wir erklären dir, warum vermeintlich falsche Entscheidungen nicht immer falsch sind, und geben Tipps, wie du gute Entscheidungen für dein Leben treffen kannst.

"Mit sich hadern ist normal (...). Auf Social Media wird dieser Teil häufig nicht dokumentiert. Da stehen die Erfolge im Vordergrund." Entscheidungspsychologe Prof. Dr. Hagmayer

Wahrscheinlich kennt jeder Mensch das Gefühl, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Bei kleinen Fehlentscheidungen, wie bei der Bestellung im Restaurant, der neuen Haarfarbe oder der Jeans, die zu Hause doch nicht mehr gut aussieht, ist das zwar ärgerlich, beeinflusst jedoch nicht unser weiteres Leben. Größere Fehlentscheidungen können hingegen zu Unzufriedenheit führen.

"Hätte ich das gewusst!"

Viele Menschen denken, dass eine falsche Entscheidung die ist, bei der nicht das herauskommt, was sie erwartet oder erhofft haben. Entscheidungspsychologe Prof. Dr. Hagmayer sagt aber: Das stimmt nicht so ganz.

"Selbst bei der besten Entscheidung kommt manchmal nicht das heraus, was ich möchte. Die Konsequenzen meiner Entscheidung lassen sich eben nicht mit Sicherheit vorhersagen". Ausschlaggebend sei nicht das Ergebnis einer Entscheidung, sondern der Weg dahin.

"Wir hängen sehr an den Konsequenzen. Wichtig ist eher die Reflexion, wie ich zu meiner Entscheidung gekommen bin und habe ich so entschieden, dass ein für mich gutes Ergebnis wahrscheinlich war". Eine Entscheidung kann also richtig gewesen sein, obwohl ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin.

Wenn zum Beispiel ein Blinddate nicht so war, wie ich es mir gewünscht habe, war die Entscheidung, mich darauf einzulassen, vielleicht trotzdem gut. Diese Blickrichtung kann es erleichtern, weniger mit einer getroffenen Entscheidung zu hadern und weniger Angst vor der nächsten zu haben.

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"Hast du dir das gut überlegt?"

Wenn wir vor einem Kuchenbuffet stehen, sagt Prof. Hagmayer, sind impulsiv getroffene Entscheidungen genau das Richtige. Ein Kuchen sieht gut aus, also nehme ich ihn: eine gut getroffene Entscheidung! Denn ich hatte ja keinen anderen Anhaltspunkt – und es lohnt sich nicht, mir über einen Kuchen den Kopf zu zerbrechen.

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Je größer die Entscheidung ist, desto mehr Überlegungen sollten wir hineinstecken. An einem Autohaus vorbeizulaufen und impulsiv einen Neuwagen zu kaufen, obwohl man kein Geld dafür hat, wäre keine gut getroffene Entscheidung.

Was kann bei schweren Entscheidungen helfen?

Wir treffen jeden Tag extrem viele Entscheidungen. Über die meisten denken wir nicht nach, sondern wir treffen sie aus Gewohnheit. Wenn wir morgens als Erstes einen Kaffee aufsetzen, anstatt uns die Zähne zu putzen, dann ist das eine Entscheidung, aber eine leicht zu treffende. Schwierig werden Entscheidungen erst dann, wenn wir sie selten treffen, wenn sie langfristige Folgen haben und wenn wir viele Optionen haben.

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Vor allem in unseren 20ern und 30ern müssen wir schwierige Entscheidungen treffen. Will ich studieren? Möchte ich heiraten? Will ich Kinder? Welcher Job passt zu mir? Menschen entwickeln unterschiedliche Methoden, mit schwierigen Entscheidungen umzugehen und zu einer Lösung zu kommen. Aber wir alle kennen wahrscheinlich auch das Gefühl der Überforderung. Was hilft, wenn wir einfach nicht wissen, was das Richtige ist?

Einfach mal testen!

Entscheidungspsychologe Prof. Dr. Hagmayer sagt: Ausprobieren! Wenn ich mir unsicher bin, was ich studieren soll, einfach mal in die Uni gehen und sich in eine Vorlesung setzen. Wenn ich nicht weiß, ob ich Kinder haben möchte: mit Kindern Zeit verbringen.

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Neben Sachinformationen, die man zum Beispiel im Internet lesen kann, können diese Erfahrungen uns helfen, sich über das klar zu werden, was wir möchten. Was für Erfahrungen sammele ich, wie erlebe ich die Situationen und was für Emotionen verspüre ich dabei?

Selbstreflexion ist Key

Ein Teil von Entscheidungen ist auch, sich über Ziele und Wertevorstellungen klar zu werden, sagt Hagmayer. Denn nur so können wir Entscheidungen treffen, die uns auch langfristig glücklich machen. Was finde ich wichtig? Was macht mir Freude? Ist Glück für mich ein gewisser Status oder sind es die Beziehungen mit anderen Menschen? Was brauche ich konkret, um zufrieden zu sein und was brauche ich nicht? Je konkreter ich Antworten auf diese Fragen habe, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich Entscheidungen treffe, mit denen ich auch in zehn Jahren noch glücklich bin.

Diese Entscheidungshilfen gibt es:

Pro- und Kontra-Listen können zum Beispiel helfen, eine gute Entscheidung zu treffen. Prof. Dr. Hagmayer rät hier zu einer groben Gewichtung. Wie stark ist das Argument auf der Pro-Seite von eins bis zehn? Wie stark das Argument auf der Contra-Seite? Die zusammengezählten Punkte ergeben am Ende eine grobe Richtung für den weiteren Entscheidungsprozess. Auch aus der kugelzwei-Community gibt´s Entscheidungshilfen:

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Warum uns andere Menschen helfen können

Ein weiterer Tipp aus der Kugelzwei-Community sind Gespräche mit anderen. @jasseschlee berichtet, dass sie im Austausch merkt, für welche Option sie stärker argumentiert. Das bestätigt auch Entscheidungspsychologe Hagmayer. Er sagt, zu versuchen, die Argumente, die für oder gegen eine Entscheidung sprechen, anderen zu erklären, unterstütze Entscheidungsprozesse.

"Wenn man anderen Leuten gar nicht erklären kann, dass zum Beispiel der Job total toll ist, dann stimmt etwas nicht. Wenn ich etwas nicht erklären kann, sollte ich mich fragen, warum ich das nicht kann. Das hilft oft dabei, auch selber eine Einsicht zu gewinnen", sagt der Entscheidungspsychologe.

Wieso du keine Angst vor falschen Entscheidungen haben brauchst

Der ungewisse Ausgang einer Entscheidung kann Angst erzeugen – damit bist du nicht allein. "Mit sich hadern ist normal und die Angst vor einer falschen Entscheidung ist auch normal", sagt Hagmayer. "Auf Social Media wird dieser Teil häufig nicht dokumentiert. Da stehen die Erfolge im Vordergrund".

Sich klarzumachen, dass jeder Mensch in seinem Leben Fehlentscheidungen trifft, kann die Angst davor reduzieren. Und wenn wir im Nachhinein nicht glücklich mit einer Entscheidung sind, sind wir dem nicht ausgeliefert. Dann hilft laut Hagmayer: "Neu Entscheidungen treffen, aktiv werden und sich im Zweifel Hilfe holen."

Mehr zum Thema:

Warum wir uns irrational entscheiden (quarks.de)
Positive Stimmung durch Entscheidungen aus dem Bauch (tagesschau.de)

Kommentare zum Thema

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1 Kommentar

  • 1 Henry 23.08.2024, 06:16 Uhr

    typisch? sogenannte falsche Entscheidungen und Emotionen. Beim ersten überfliegen: der Text löst in mir Ärger aus, weil er anscheinend nur auf eine gehobene (abgehobene?) soziale Schicht zielt. "Was will ich studieren?" , haben Menschen ohne Zugangsberechtigung zu einem Studium weniger Zweifel, treffen Maurer, Verkäuferinnen zwischen 20 und 30 keine Entscheidungen? Es bleibt dieser schale Geschmack der abgehobenen Schicht aus einer sozial entfremdeten höheren Klasse, zu wenig Gefühl für die Mehrheit in diesem Land, auf dieser Erde.

    • kugelzwei 23.08.2024, 17:54 Uhr

      Lieber Henry, Vielen Dank für dein Feedback. Wir haben in unserem Text neben dem Studieren auch andere Beispiele für schwierige Entscheidungen genannt, wie etwa Jobsuche und Familiengründung. Dass Menschen, die nicht studieren, weniger Zweifel haben oder weniger Entscheidungen treffen müssen, wollen wir mit unserem Text nicht aussagen. Dass bei dir dieses Gefühl hinterlassen wurde, finden wir schade und nehmen wir ernst. Liebe Grüße vom Kugelzwei-Team