Nachhaltig und lecker
Obst selber pflücken: Hier ist es erlaubt
Stand: 14.10.2024, 14:41 Von Maria Andresen Gamechanger
Von Maria Andresen
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Kommentieren [2]Ob Brombeeren am Straßenrand, der Nussbaum im fremden Vorgarten oder Kartoffeln auf dem Feld nach der Ernte. Ist es erlaubt, mich hier zu bedienen? Wir stellen dir einige Orte vor, wo Selbstbedienung erlaubt ist und verraten, worauf du dabei achten solltest.
Kostenfrei Ernten auf öffentlichen Obstwiesen
Obst ernten kann völlig kostenlos sein: In vielen Orten gibt es öffentliche Obstwiesen, die von Städten, Gemeinden oder Vereinen bewirtschaftet werden. So kannst du zum Beispiel auf deinem Spaziergang im Umweltkulturpark in Dortmund ganz einfach Äpfel pflücken und mitnehmen. Unter anderem soll durch die eigene Ernte zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln angeregt werden.
Auf einigen dieser Obstwiesen werden zudem vor allem alte Sorten angebaut. Dadurch soll die Vielfalt der Obstsorten geschützt werden. Der Bürgerverein in Butjadingen pflanzte beispielsweise Kochbirnen an. Diese sind eine notwendige Zutat für traditionelle Gerichte der Region. Das Pflücken ist hier ebenfalls kostenlos möglich.
Alte Sorten
Alte Obst- und Gemüsesorten enthalten weniger Allergene als junge Sorten. Sie sind geschmacklich vielfältiger und besser an lokale Klima- und Umweltbedingungen angepasst. Allerdings sind die neu gezüchteten Sorten meist ertragreicher und länger haltbar. Deshalb geraten alte Sorten mit der Zeit in Vergessenheit und sind immer seltener in Supermärkten zu finden. Streuobstvereine, Baumschulen und Pomolog:innen setzen sich für den Schutz und Erhalt von alten Sorten ein.
Greif zu! Dieses Obst ist für alle da
Hast du schon mal Obstbäume gesehen, an denen ein gelbes Band hängt? Auch hier darfst du ohne zu fragen kostenfrei ernten.
Im Rahmen der Aktion „Gelbes Band“ markieren Besitzer:innen in ganz Deutschland ihre Bäume und Sträucher, die sie zum Selberpflücken freigeben möchten. Denn nicht immer schaffen es die Anbauer:innen, selbst alles abzuernten. Auf diese Weise kann mehr Obst verwertet werden.
Ohne spezielle Kennzeichnung ist Pflücken natürlich tabu! Das wäre Diebstahl – egal ob Landwirtschaft oder Privatgrundstück. Aber was ist mit einzelnen Obstbäumen oder Beerenbüschen auf öffentlichem Grund, etwa in Parks oder am Straßenrand? Das Obst und die Beeren sind Eigentum der Stadt oder Gemeinde. Die entscheiden auch, ob du einfach ernten darfst oder nicht.
Du willst dein Obst selber pflücken? Das solltest du beachten:
- Vergewissere dich lieber zusätzlich bei der Kommune, ob an der Stelle tatsächlich selbst gepflückt werden darf. So weißt du mit Sicherheit, dass der Ort nicht in einem Schutzgebiet liegt oder verpachtet ist.
- Pflücke nur eine kleine Menge für den Eigenbedarf. Auch andere Menschen und dort lebende Wildtiere freuen sich über das Obst. Gewerbsmäßige Ernte bedarf einer behördlichen Genehmigung.
- Achte auf die Natur und sammle das Obst behutsam ein. Bäume und Sträucher sollten nicht geschüttelt werden.
Mostereien verarbeiten dein Obst zu Saft
Du kannst dein selbst gepflücktes Obst übrigens nicht nur essen, sondern auch trinken: Mostereien nehmen zum Beispiel Äpfel, Birnen oder Quitten an und verarbeiten die Früchte zu Saft. Über die Seite Mundraub oder beim NABU findest du Mostereien in deiner Nähe. Es gibt allerdings Mindestabnahmemengen, die in der Regel bei 25 Kilogramm beginnen.
Ein Getränkehersteller aus Berlin verwendet für seine Säfte, Schorlen und Cidres nur heimisches Obst. Das Besondere: Sie verarbeiten ausschließlich Früchte von naturbelassenen Streuobstwiesen. Sie wollen damit dazu beitragen, dass die alten Sorten erhalten bleiben.
Selbstbedienung: Kartoffeln und Zwiebeln einfach stoppeln!?
Wenn Menschen über abgeerntete Felder gehen und liegengebliebenes Obst oder Gemüse aufsammeln, nennt man das auch „stoppeln“. Stoppeln war vor allem nach dem Krieg üblich, als viele Leute Hunger litten. Aber ist das heute noch erlaubt?
Jein, lautet die Antwort. Rechtlich gesehen handelt es sich dabei um Diebstahl. Es gibt aber Landwirt:innen die das Nachernten dulden. Wichtig ist, vorab um Erlaubnis zu fragen. Auch sollten die Felder nicht mit Fahrrädern oder Autos befahren und keine Pflanzen aus der Erde gerissen werden. Manche Betriebe bieten extra Termine an, an denen offiziell gestoppelt werden kann.
Aufs Feld statt in den Supermarkt: Erdbeeren selber pflücken
Lust auf Erdbeeren aus der Region? Vielleicht gibt es auch in deiner Nähe Erdbeerfelder, auf denen du selbst ernten darfst. Während der Saison, die etwa von Mai bis Juli dauert, bieten viele Höfe diese Option an. Du bekommst ein Körbchen oder bringst deinen eigenen Behälter mit und zahlst am Ende nach Gewicht, was du geerntet hast. Naschen ist übrigens meistens erlaubt.Online findest du auch Portale, die Erdbeerfelder zum selbst Pflücken auf einer Karte zusammenfassen.
Es gibt mittlerweile auch viele Orte, an denen du Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren und anderes Obst selber pflücken und kaufen kannst. Die Preise sind oft sogar geringer als im Supermarkt. Manche dieser Felder werden außerdem ökologisch bewirtschaftet.
Bundesnaturschutzgesetz (gesetze-im-internet.de)
Äpfel pflücken in Dortmund (ruhrnachrichten.de)
Obstgarten in Butjadingen (naturschaetze-butjadingen.de)
Ernteaktion „Gelbes Band“ (bmel.de)
Bundesweite Mostereien-Übersicht (nabu.de)
Ostmost: Saft von Streuobstwiesen (ostmost.berlin)
Baumpatenschaften von Äpfel & Konsorten (aepfelundkonsorten.org)
Kartoffeln stoppeln: Erlaubte Selbstbedienung oder Acker-Klau mit Folgen? (agrarheute.com)
Kartoffeln stoppeln: Wann das Sammeln erlaubt ist und wann nicht (utopia.de)
Feldfrüchte einsammeln – Ohne zu bezahlen (ergo.de)
Kartoffelzeit: Vor dem Stoppeln den Landwirt fragen (rp-online.de)
2 Kommentare
Kommentar 2: Sabine schreibt am 18.08.2024, 15:18 Uhr :
Kennt ihr denn nicht die Seite Mundraub.org? Dort sind in ganz Deutschland Bäume, Orte, Wiesen eingezeichnet, wo es was zu ernten gibt. Kostenlos!!!!
Kommentar 1: Molpadia schreibt am 15.08.2024, 17:02 Uhr :
warum weisen Sie nicht auf die Massenhaft an Wegrändern(Wanderwege etc) wachsenden Brombeeren hin. Die werden, wenn überhaupt, nur von den Gemeinden, die für die Wegpflege zuständig sind, weg geschreddert. In meiner Umgebung, Stadtrandgebiet im Ruhrpott, sind Brombeeren eine regelrechte Plage- bis sie reif sind:) Dann nix wie ran. Da kommen ganz schnell einige Torten, Quarkspeisen und Marmeladengläser zusammen.