Eine junge Person sitzt im Scheidersitz und bedient einen Laptop.

Berufseinstieg

6 innovative Wege zum Job

Stand: 16.01.2024, 14:42 Von Inga Drews Gamechanger

Von Inga Drews

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Nicht immer die gleichen, durchgetakteten Vorstellungsgespräche und Bewerbungsschreiben – diese sechs Beispiele zeigen, dass es auch andere, kreativere Wege zum potenziellen Job gibt.

1. Dieses Unternehmen bewirbt sich bei dir

Wieso den Bewerbungsprozess nicht einfach umdrehen? Nicht du musst dich vorstellen und präsentieren, sondern die Chefetage des Unternehmens wirbt um dich und versucht dich von einer Mitarbeit zu überzeugen.

So macht es zum Beispiel der Unternehmer Gunnar Barghorn. Er sagt, es geh ihm mehr um den Menschen als um Zeugnisse und Lebenslauf. Zum Vorstellungsgespräch musst du beim Metall- und Maschinenbauunternehmen nichts mitbringen. Du kannst entspannt zuhören. Anstatt ein Anschreiben für die Firma aufzusetzen, kannst du dir auf der Unternehmenswebsite das Anschreiben des Chefs an dich und den "Lebenslauf" der Firma herunterladen.

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Wenn die Chemie beim Kennenlerngespräch stimmt, kannst du eine Woche zur Probe im Betrieb arbeiten und gucken, ob es dir Spaß macht. Am Ende können beide Seiten dann entscheiden, ob es passt.

Chef Barghorn sagt, mit diesem umgedrehten Bewerbungsverfahren habe seine Firma gute Erfahrungen gemacht: Wer sich für die Firma entscheide, bleibe auch dort. So habe er schon viele neue Mitarbeitende gewinnen können.

Mit seinem kreativen Recruiting-Weg will Barghorn auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks schätzt, dass ca. 250.000 Fachkräfte im Handwerk fehlen. Dadurch müssen Arbeitgeber neue Wege bei der Bewerbersuche gehen, wenn sie Nachwuchs für sich begeistern möchten.

2. Unerwartete Bewerbersuche: Guerilla-Recruiting

Stell dir vor, du kaufst einen neuen Schrank und kriegst direkt eine Stellenanzeige mitgeliefert! Das hätte dir in Australien passieren können. Eine Möbelhauskette hat dort den Möbelverpackungen Jobanzeigen beigelegt.

Diese Form der Bewerbersuche nennt sich "Guerilla-Recruiting". Ziel ist es, möglichst viele Bewerber:innen auf einem innovativen, außergewöhnlichen Weg zu erreichen.

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Ein weiteres Beispiel dafür ist das Recruiting mithilfe eines Chatbots. So haben es zum Beispiel schon eine Supermarktkette oder eine in Köln ansässige Bäckerei gemacht. Das Prinzip: Ein QR-Code wird ausgehängt und wenn du ihn einscannst, kommst du automatisch in einen Chat mit einem Bot, der dir Infos zum Unternehmen gibt und Fragen zu offenen Stellen beantwortet.

Eine andere unkonventionelle Idee, um an potenzielle Bewerber:innen zu kommen, hatten Mitarbeitende eines Krankenhauses in Weilheim in Oberbayern. Sie haben eine Bewerber:innen-Party veranstaltet. Es gab Snacks, Getränke, Musik und die Teilnehmenden konnten in entspannter Atmosphäre über mögliche Jobs sprechen und das Team kennenlernen.

3. "Open Hiring": Direkt anfangen zu arbeiten

In einer Großbäckerei in den USA musst du weder ein Auswahlverfahren noch ein Bewerbungsgespräch durchlaufen. Hier kannst du hinkommen und direkt anfangen zu arbeiten. Das Konzept nennt sich "Open Hiring" und dabei sind Eckdaten wie Alter, Herkunft oder Ausbildung irrelevant.

Wichtig ist stattdessen, dass du Lust auf den Job hast und lernfähig bist. Wenn du direkt mit anpacken kannst, fällt es dir vielleicht auch leichter zu entscheiden, ob der Job und das Team zu dir passen.

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Die Bäckerei hat so schon über 5.000 Mitarbeitende eingestellt. Vorteile beim "Open Hiring": Die Teams könnten diverser werden, weil nicht auf Herkunft, Alter oder Abschlüsse geschaut wird. Zusätzlich können Unternehmen Personalmangel mit diesem eher unkonventionellen Einstellungsverfahren bekämpfen.

Auf der anderen Seite ist das Konzept nur in bestimmten Berufen umsetzbar. Bei medizinischen Berufen, in denen man im Vorfeld entsprechend ausgebildet sein muss, würde es nicht funktionieren. "Open Hiring" ist also etwas für Jobs, die nach dem "Learning by Doing"-Prinzip funktionieren.

4. Stellenanzeige als Podcast

In sogenannten Jobcasts kannst du schon mal ohne viel Aufwand reinhören, was genau dich in dem Job erwartet, wie das Team ist und wie die Vorgesetzten so ticken. In diesen Mini-Podcasts lernst du auch die Stimmen von anderen Mitarbeitenden kennen.

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Der Jobcast ist im Prinzip eine Stellenanzeige zum Hören und soll ein lockeres Gespräch zwischen Menschen aus dem Team des Unternehmens sein, das eine Stelle sucht. Solche Podcasts gibt es auf verschiedenen Websites oder bei Podcast-Streamingdiensten.

5. Praxisaufgabe statt klassischer Bewerbung

Direkt zeigen, was du kannst und speziell für den Job mitbringst: Darauf hat ein türkisches Tattoo-Studio bei der Bewerbersuche mal gesetzt. Es hatte dafür eine Stellenanzeige veröffentlicht, in der man einen QR-Code ausmalen musste. Nur wer ruhige Hände beim Ausmalen hatte, konnte dann den Link zum Bewerbungsverfahren aufrufen.

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So etwas wäre auch für andere Berufsfelder denkbar. Wie wäre es zum Beispiel, Tischler:innen statt Bewerbungsunterlagen direkt etwas Selbstgefertigtes einreichen oder wenn jemand, der in der Werbebranche arbeiten möchte, direkt eine Mini-Werbekampagne für sich selbst entwirft?

6. In einem Schnupperjahr mehrere Berufsbereiche ausprobieren

Wenn du noch nicht weißt, was du nach der Schule machen willst, dann könnte ein Schnupperjahr eine gute Lösung sein. Ungezwungen in verschiedene Ausbildungen oder Studiengänge reinschnuppern und dann entscheiden, was du am liebsten machen möchtest.

Solche Orientierungsprojekte gibt es teilweise schon. Zum Beispiel bietet die Handwerkskammer Berlin zusammen mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin ein Schnupperjahr für den MINT-Bereich an. In dem Jahr können die Teilnehmenden dann Lehrveranstaltungen an der Universität besuchen und Berufspraktika machen.

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Wer verschiedene Studiengänge ausprobieren will, hat auch deutschlandweit ein paar Angebote zur Auswahl. Das sind meist ein oder zwei Semester als Probe- bzw. Vorstudium, in denen du dann Kurse aus verschiedensten Fächern wählen und reinschnuppern kannst. Die Universität Tübingen etwa bietet so ein einjähriges "Orientierungsstudium" an.

Der Vorteil an so einem Schnupperjahr könnte sein, dass der Druck für junge Menschen nicht so hoch ist, sich direkt nach dem Schulabschluss für einen Berufszweig oder eine Ausbildung entscheiden zu müssen. Außerdem könnten sie so ihren Horizont erweitern und Bereiche ausprobieren, mit denen sie sonst keine Berührungspunkte gehabt hätten.

Mehr zum Thema:

Website des Zentralverbandes des Handwerks zum Thema Fachkräftemangel (zdh.de)

Tagesschau-Artikel zum Fachkräftemangel in Deutschland (tagesschau.de)

Orientierungsjahr Ausbildung und Studium im MINT-Bereich (oja-orientierungsjahr.de)

Übersichtsseite von Angeboten für ein Studiums-Orientierungsjahr (nach-dem-abitur.de)

Orientierungsstudium der Universität Tübingen (uni-tuebingen.de)

Website des Metallbau-Unternehmens mit der „umgedrehten Bewerbung“ (barghorn.de)

Meldung zu einer Studie zu Chatbots beim Recruiting der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (fau.de)

Website der Bäckerei mit „Open Hiring“ aus den USA (greystone.org)

Website des Krankenhauses mit der Bewerberparty (meinkrankenhaus2030.de)

Beispiel-Website für „Jobcasts“ (ohrbeit.de)

Spiegel-Artikel zum Wettkampf um den Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt (spiegel.de)

Kommentare zum Thema

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1 Kommentar

  • 1 Anna 27.01.2024, 06:53 Uhr

    Kennt ihr den FLIPPED JOBMARKET? Der funktioniert noch dem "Herne-Prinzip" von Cathy Narrimann. Die Jobsuche auf den Kopf stellen. Neue Formen der Bewerbung: Ganzheitlich und gern.