Unser Programm im Januar

Stand: 19.12.2023, 14:56 Uhr

Das neue Jahr beginnen wir mit einem echten Highlight: Nur mit zeitgenössischem Archivmaterial zeigen wir das tragische Leben von Prinzessin Diana und zugleich eine Zeitreise in die 80er- und 90er-Jahre. Wir zeigen, wie aus dem Kaufhauserpresser "Dagobert" für viele ein  Volksheld wurde. Lassen das Zwillingspaar "Adam & Ida" die unglaubliche Geschichte ihrer über 50jährigen Trennung erzählen. Und schauen auf die größte Bedrohung für die Demokratie in den Vereinigten Staaten.

The Princess – Lady Diana

Prinzessin Diana besucht Ascot in lila und rosa Mütze und rosa Blazer | Bildquelle: WDR/Alamy/Kent Gavin

Ein echtes Filmhighlight: In der ersten Kino-Dokumentation über das tragische Leben der Prinzessin von Wales begibt sich der Oscar-nominierte Regisseur Ed Perkins auf eine Zeitreise in die 80er- und 90er-Jahre und lässt die ZuschauerInnen an Dianas Leben, ihrem tragischen Tod und ihrem Vermächtnis teilhaben. Nur mit zeitgenössischem Archivmaterial wird ein sehr direkter und persönlicher Zugang zu der wohl meist fotografierten Person aller Zeiten ermöglicht. Ein überraschendes und überwältigendes Bild einer Frau, die heute aktueller und moderner denn je erscheint. Und einer Prinzessin, die nie Königin geworden ist, aber mehr als 25 Jahre nach ihrem Tod noch immer die Königin der Herzen ist.
Ein Film von Ed Perkins

Adam & Ida – Die lange Suche der Zwillinge

Die altgewordenen Zwillinge Adam und Ida mit geschlossenen Augen | Bildquelle: WDR/Hoferichter & Jacobs GmbH

Als Dreijährige getrennt, überleben die jüdischen Zwillinge Adam und Ida den Holocaust und finden sich erst 53 Jahre später wieder. "Wir wissen, dass wir es sind", sagt Ida. Aber ist es ein Happy End? Zum ersten Mal in ihrem Leben erzählen Adam und Ida Paluch ihre Lebensgeschichte, eine unglaubliche Geschichte über Verlust, Zugehörigkeit und die verzweifelte Suche nach Identität. 

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Die jüdischen Zwillinge Adam und Ida Paluch sind drei Jahre alt, als sie 1943 im jüdischen Ghetto der schlesischen Stadt Sosnowiec durch die Nazis voneinander getrennt werden. Ihre Mutter nimmt sich aus Verzweiflung das Leben. Adam kommt ins KZ Majdanek, Ida kann sich verstecken. Beide überleben den Holocaust und werden nach Kriegsende von polnischen Pflegefamilien aufgenommen.
Adam wird sich seiner jüdischen Herkunft früh bewusst, kennt aber mehr als 50 Jahre lang weder seinen richtigen Namen noch seine Herkunft. Geplagt von der ständigen Frage des "Wer bin ich?", reißt er als Kind immer wieder aus, um seine Familie zu suchen. Als junger Erwachsener heuert er bei der Marine an – mit dem Ziel, bei jüdischen Gemeinden in aller Welt mehr über seine Herkunft herauszufinden. Ohne Erinnerung an seine frühe Kindheit bleibt die Suche aber erfolglos.

Ida indes kann sich an das Trauma von Sosnowiec gut erinnern. Mittlerweile lebt sie in Chicago, gibt die Suche nach ihrem Zwillingsbruder aber nie auf. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gibt es neue Hoffnung: Eines Tages meint Ida, ihren Bruder auf einem Zeitungsfoto zu erkennen – und nimmt Kontakt auf. Nach einem halben Jahrhundert der Suche fallen sich die beiden 1995 schließlich in die Arme. 

Damit beginnt für beide ein neues Leben. Bedeutet das also ein Happy End? Diese Frage bleibt offen, besonders für Adam, der sein altes Leben in Polen mitsamt Frau und Kindern hinter sich lässt, um zu seiner Schwester in die USA zu ziehen. Sein neuer Lebensabschnitt ist geprägt vom lang ersehnten Gefühl der Zugehörigkeit – aber auch von der Zerrissenheit zwischen der neuen und der alten Welt, zwischen den Religionen, der neuen und der alten Familie. Für ihn verlagert sich die lebenslange Frage des "Wer bin ich wirklich?" zum "Wer will ich sein?".

Der Film erzählt die Geschichte der Zwillinge mithilfe künstlerischer Animationen, rgänzt werden die Bilder durch ein sorgfältiges Sounddesign, welches eindringliche Klangwelten schafft, um die Erinnerungen und Gefühle der Zwillinge zu illustrieren. Ergänzt werden die Bilder durch ein sorgfältiges Sounddesign, welches eindringliche Klangwelten schafft, um die Erinnerungen und Gefühle der Zwillinge zu illustrieren – das Lachen der Mutter, das Schlagen der Soldatenstiefel oder das Rattern der Züge. Denn oft sind es die Geräusche und Stimmen, die uns im Gedächtnis bleiben. 

Dabei ist ein Film entstanden, der eine enorme emotionale Spannweite entfaltet, von den grauenhaften Erlebnissen des Holocaust über das anrührende Miteinander der alternden Zwillinge, bis hin zu den unterhaltsamen Momenten, in denen deutlich wird, mit wie viel Lebensmut und Trotz sie ihr Leben meistern. "Adam & Ida" ist aber auch ein Film über das Verlorensein zwischen den Welten, Religionen und Nationalitäten. Ein Film über alte und neue Wunden, die der Holocaust gerissen hat. Und damit ein unausgesprochenes Plädoyer gegen einen "Schlussstrich" unter dieses Kapitel der deutschen Geschichte.
Ein Film von Jan Tenhaven


Jagd auf Dagobert – Vom Verbrecher zum Volkshelden

Eine große Wandtafel mit Fotos, Zeitungsausschnitten und Landkarten | Bildquelle: WDR/rbb/Christoph Assmann

Im Juni 1992 beginnt einer der längsten und spektakulärsten Erpressungsfälle der deutschen Kriminalgeschichte: Die Karriere des "genialen" Kaufhauserpressers "Dagobert". Zwei Jahre lang dauert sein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei - von den Medien begleitet, von vielen bejubelt. Dagobert wird zum Volkshelden. Wir erzählen die Geschichte dieser "Entenjagd".

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Am 13. Juni 1992 explodiert in einem Hamburger Kaufhaus eine Rohrbombe. Eine Million D-Mark fordert der Erpresser, der sich "Dagobert" nennt – in Anlehnung an den schwerreichen Comic-Enterich. Dagobert versucht, die Polizei mit raffinierten Geldübergabeversuchen zu überlisten … ein Nervenkrieg beginnt, der für Schlagzeilen sorgt. Das Phantom narrt die Polizei – und wird mit jeder gescheiterten Geldübergabe mehr zum "Volkshelden". 61 Prozent der Deutschen finden den gewitzten Bastler sympathisch, ergibt eine ARD-Umfrage im April 1993. Geliebter Gauner – bis Ende 1993 eine Bombe mitten im Berliner Weihnachtsgeschäft explodiert. Gelingt es der Polizei, Dagobert jetzt dingfest zu machen?

Sechs Sprengstoffanschläge, ca. 30 gescheiterte Geldübergaben: Der "Fall Dagobert" bewegte, ängstigte und amüsierte das frisch vereinte Deutschland Anfang der 90er Jahre. Zwei Jahre lieferte sich der Erpresser ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei – begleitet von den Medien, zunehmend bejubelt von der Öffentlichkeit. "Dagobert – Schlauer als die Polizei erlaubt?", titelte die Presse im Frühjahr 1993: Die Polizei musste mit jeder gescheiterten Geldübergabe mehr Häme aushalten. Für die Angestellte des Kaufhaus-Konzerns Karstadt dagegen stand "Dagobert" für die Angst, zur Arbeit zu gehen. In den Kaufhäusern erinnerte eine verschlüsselte Durchsage die Angestellten jeden Abend kurz vor Ladenschluss daran, nach zurückgelassenen Taschen und Koffern zu sehen.

Der Film blickt jenseits der Verbrecher-Jagd auch auf die gesellschaftlichen Begleiterscheinungen eines heute längst legendären Kriminalfalls. Der Erpresser selbst wird wieder zum Phantom, tritt nicht in Erscheinung – nur seine Stimme ist zu hören. Stattdessen rückt ins Zentrum, was der "Fall Dagobert" im Land ausgelöst hat. Denn dieser Dagobert war auch eine Projektionsfläche – ob Gentleman-Gauner, fantasievoller Verbrecher oder "Robin Hood", der "das System" herausforderte.  Die True-Crime-History zeichnet den Fall als deutsches Sittenbild nach – Jagd-Szenen aus einem Land, das auch noch auf der Suche nach sich selbst war.
Ein Dokumentarfilm von Tim Evers


Der Feind im Inneren – U.S.-Veteranen gegen die Demokratie

Eine riesige Menschenmenge vor dem Weißen Haus in Washington, davor drei riesige Bildschirme mit dem Gesicht von Donald Trump | Bildquelle: WDR/Associated Press

Am 6. Januar 2021 stürmten mehr als 1000 Anhänger Donald Trumps das Kapitol in Washington. Dabei starben fünf Menschen, viele wurden verletzt. Etwa 15 % der Angreifer waren ehemalige Angehörige des US-Militärs oder der Polizei, zum Teil organsiert in rechts-extremistischen, staatsfeindlichen Milizen. Sie stellen heute die größte Bedrohung für die Demokratie in den Vereinigten Staaten dar. Der Film erforscht die Geschichte dahinter.

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Der Rauch über dem Kapitol hat sich wieder gelegt, aber das Problem ist geblieben: die Gesellschaft in den USA ist tief gespalten. Die Gruppierungen sind weiter aktiv und die nächsten Wahlen stehen an.

Etwa 15% von ihnen waren ehemalige Angehörige des US-Militärs oder der Polizei. Diese erschütternde Statistik wirft eine wichtige Frage auf: Warum greifen gerade jene Menschen, die einen Eid geleistet haben, die Demokratie des Landes zu schützen, diese an? 

Der US-amerikanische Filmemacher Charlie Sadoff und sein Koautor und Produzent Kenneth Harbaugh waren beide früher beim Militär, und so gelingt es ihnen, tief in die Welt der Veteranen einzutauchen. Über diese erhalten sie Zugang zur gewalttätigen rechts-extremistischen Szene in Amerika, zu der u.a. staatsfeindliche Milizen wie die Proud Boys (deutsch "Stolze Jungs"), die Three Percenters (deutsch "Die 3 Prozent") und die Oath Keepers (deutsch "Bewahrer des Eides") gehören. Diese Gruppen – organisiert und angeführt von gut ausgebildeten, hochmotivierten Militärveteranen – stellen heute die größte Bedrohung für die Demokratie in den Vereinigten Staaten dar. 

Der Film erforscht die komplexen Zusammenhänge dieser Entwicklung bis hin zu den historischen Wurzeln.

Ein Dokumentarfilm von Charlie Sadoff | Redaktion: Jutta Krug