Der Jahrhundertsommer – Hitzewelle über NRW

Stand: 21.07.2020, 15:51 Uhr

So heiß, so trocken und das über Wochen, das hatte es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nicht gegeben. 2003 gab es den Jahrhundertsommer!

Als die meisten Menschen noch von einem einmaligen Frühsommer schwärmten, beklagten die Landwirte schon erste Ernteausfälle und sahen eine Katastrophe heraufziehen. Bereits der Juni war so heiß wie nie zuvor. Die Temperaturen lagen schon am Monatsanfang bei mehr als 30 Grad. Biergärten, Schwimmbäder und Getränkehändler machten das Geschäft ihres Lebens.

Rekordgeschäft: Wie Biergartenbesitzer Claus Erdmann machten viele Gastronomen das große Geschäft. | Bildquelle: WDR/Lothar Schröder, beta bande

Und es wurde noch heißer. Im Juli glühten die Städte. In Straßenbahnen wurden bis zu 39 Grad gemessen. In den Zügen der Bahn fielen die Klimaanlagen aus, teilweise verbogen die Gleise in der heißen Sonne. Wetterexperten sahen Gewitter in ihren Computermodellen, doch die kamen nicht. Das Hoch Michaela blieb über Monate stabil.

Auch im August war noch kein Ende in Sicht. Euskirchen meldete am 12. August den Hitzerekord für Nordrhein-Westfalen: 40,1 Grad Celsius!

Hitzerekord! Viele suchten in Freibädern Abkühlung. | Bildquelle: WDR/Lothar Schröder, beta bande

Was wie ein Sommermärchen klingt, war eine der größten Katastrophen. Europaweit waren 70.000 Todesopfer zu beklagen, vor allem in den südlichen Ländern. Es traf besonders alte und schwache Menschen. Die Krankenhäuser waren teilweise überfüllt, allein die Düsseldorfer Uniklinik zählte das doppelte Aufkommen.

Hans Moors: Seine 60 Kollegen und er von der Feuerwehr Nettetal verhinderten eine Katastrophe. | Bildquelle: WDR/Lothar Schröder, beta bande

Dazu herrschte Waldbrandgefahr im ganzen Land. Täglich gab es Kontrollflüge, um Brände rechtzeitig zu erkennen. Schließlich war es der Schüler Nils Baro, der von seinem Beobachtungsturm mitten im Wald die Rauchsäule bei Nettetal entdeckte und eine große Brandkatastrophe verhinderte.

Für die Schifffahrt auf dem Rhein wurde es immer enger. Wer sich mit der Fracht übernahm, lief schnell auf Grund. Die großen Frachter, mit 4 Meter Tiefe, blieben gleich im Hafen. Es war die Zeit der kleinen Binnenschiffe, die im Akkord rheinauf und rheinab fuhren.

Oft ging es um Sekunden: Die Feuerwehr fuhr in drei Schichten den Rhein ab, weil Schwimmer die Gefahren im Fluss unterschätzten. | Bildquelle: WDR/Lothar Schröder, beta bande

Gefährlich wurde der Rhein auch für Badende. Eingetrocknet auf die Hälfte seiner Breite und in Düsseldorf nur noch 75 cm tief, kamen Schwimmer der Fahrrinne bedenklich nahe und wurden von der Strömung überrascht. 15 Menschen ertranken!.

Autor Lothar Schröder hat die heißesten Orte Nordrhein-Westfalens aufgesucht. Er war unterwegs in einem Beobachtungsflugzeug, mit einem Mähdrescher, im Zoo und im Biergarten. Beteiligte von Polizei und Feuerwehr, Bademeister, Binnenschiffer und eine Notärztin erzählen ihre Geschichte dieses einzigartig heißen und langen Sommers 2003, den keiner vergessen hat.

Ein Film von Lothar Schröder
Redaktion: Adrian Lehnigk