Die Stadt der Türmer - Leben in Münster

Stand: 18.10.2019, 14:49 Uhr

Das vermeintlich dunkle Mittelalter hat Münster erst zu der wohllebenden Stadt gemacht, die es heute ist. Doch wie haben die Menschen damals dort gelebt? Woher kam der Reichtum? Was trieb die Bewohner an? "Die Stadt der Türmer" zeigt die westfälische Metropole neu: Vieles von dem, was wir heute an Münster schätzen, hat seinen Ursprung im Mittelalter.

Reiche Vergangenheit: der wiederaufgebaute Prinzipalmarkt. | Bildquelle: wdr

Das Türmeramt, eine alte Tradition, verbindet die mittelalterliche Stadtgeschichte mit der Moderne. Martje Saljé, die erste Frau in diesem Amt, steckt mit ihrer Leidenschaft für mittelalterliche Stadtgeschichte an. Und hält ihren Blick auf die Stadt von oben in beeindruckenden Fotos fest. Die wichtigste Aufgabe aber eines Türmers ist, vor Gefahren zu warnen, etwa vor Bränden – damals wie heute.

Aus hartem Holz: Die Münsteraner Stoffhändler kommen durch die Hansebeziehungen zu Reichtum. | Bildquelle: WDR/Mārcis Ābele/Story House Productions

Schon die mittelalterlichen Münsteraner im 14. Jahrhundert waren zukunftsorientierte Unternehmer und spannten von hier aus Handelswege quer durch Europa und bis weit nach Osten, nach Nowgorod. So wurde Münster ein Knotenpunkt des damaligen internationalen Handels. Die "gute Stube" Münsters, der beliebte Prinzipalmarkt, erinnert noch heute daran. Die wechselvolle Geschichte des Einkaufsviertels macht aber auch deutlich, aus welchem Holz die Münsteraner Händler geschnitzt waren und sind.

Im Mittelpunkt: Der Dom prägte nicht nur Münsters Stadtbild. | Bildquelle: WDR

Vor allem der Dom prägt das Stadtbild heute wie damals prägt – als Symbol für die katholische Tradition der Stadt. In dieser Tradition stehen auch Lebensmodelle, etwa die der Frauenwohngemeinschaft der Beginen. Obwohl sie keine Nonnen sind, leben Beginen damals wie heute in ihrem Mehrgenerationenhaus nach christlichen Werten.

Gott verpflichtet, den Menschen zugetan: Margareta lebt in Münster in der Gemeinschaft der Beginen. | Bildquelle: WDR/Mārcis Ābele/Story House Productions

Der Film zeigt den wohlhabenden Stoffhändler Johann, stellvertretend für Münsters Händler im Mittelalter. Und die in Armut lebende junge Begine Margareta in ihrer Gemeinschaft und bei ihrer Pflege von Leprakranken.

Nebenbei erfährt der Zuschauer etwas über Weltbild und Lebensart im alten und neuen Münster. In üppig gestalteten Bildern zeigt die Dokumentation: Es sind nicht nur das Türmeramt, der Wall und die Küchenklassiker wie Pfefferpotthast und "dicke Bohnen", die Mittelalter und Moderne miteinander verbinden.

Eine ungewöhnliche Zeitreise, die unterhaltsam Aufschluss über das Leben im damaligen und heutigen Münster gibt und über ein Amt, das seither noch existiert: Türmer*in.

Ein Film von Jochen Ruderer und Raphael Wüstner
Redaktion: Thomas Kamp und Christiane Hinz