Wie eine Schaubühne thront die Ordensburg Vogelsang über der Naturkulisse nahe der Urfttalsperre. Eine absichtsvolle Inszenierung, die bis heute ihre Wirkung entfaltet. Den romantisch klingenden Namen „Vogelsang“ entlieh man sich von einem der Anlage gegenüber liegenden Hügel der Nordeifel. Doch hinter der Burgfassade aus Bruchsteinen versteckt sich ein moderner Zweckbau aus Stahlbeton, von den Nazis geplant als Kaderschmiede für den Führungsnachwuchs der Nationalsozialisten.
Errichten ließ die Ordensburg Vogelsang Robert Ley, Leiter der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF). Die Baustelle war 1934 eine der größten im Dritten Reich und sorgte für wirtschaftlichen Aufschwung, von dem damals die ganze Region profitierte. Doch der Bauherr entwickelte laufend neue Ideen, der Architekt musste die Pläne ständig umarbeiten, manche größenwahnsinnige Planung blieb Fragment.
Kaderschule für "Ordensjunker"
1936 war das Vorzeigeprojekt fertig – eine von insgesamt drei Ordensburgen im Deutschen Reich. Ganz bewusst sollte mit diesem Begriff an den Deutschen Orden des Mittelalters angeknüpft werden. Deren Ritter hatten einst den Osten Europas erobert. "Ordensjunker" nannten sich denn auch die jungen Männer, die hier ideologisch geschult und körperlich gestählt wurden.
Wie genau die Ausbildung der zukünftigen NS-Elite hier vor sich ging, blieb den Menschen der Umgebung verborgen. Ebenso, warum einer der Luftschutzbunker damals versperrt war und was darin versteckt gehalten wurde. Eine Frage, die bis heute unbeantwortet ist.
Die „Ordensburg“ Vogelsang war einjährige Station einer insgesamt auf rund drei Jahre angelegten Kaderschulung. Mit dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 wurde der Betrieb eingestellt; die Auszubildenden meldeten sich zum Kriegseinsatz an der Ostfront.
Vom Schießplatz zu "Camp Vogelsang"
Während des Krieges diente das Gebäude u. a. als „Adolf-Hitler-Schule“, eine Art von Partei-Gymnasium. Nach Kriegsende nutzte die britische Rheinarmee die Ordensburg. Das Gelände rund um Vogelsang wurde zum Truppenübungsplatz erklärt, das nahe gelegene Dorf Wollseifen geräumt und für Schießübungen freigegeben. Die Bewohner mussten sehen, wo sie bleiben. Und wieder war das Gelände Sperrgebiet.
1950 übernahmen die belgischen Streitkräfte den Standort und gaben ihm den Namen „Camp Vogelsang“. Später trainierten hier Nato-Truppen den Häuserkampf - zur Vorbereitung ihres Einsatzes im Kosovokrieg.
Filmische Spurensuche
Die Dokumentation ist den Geheimnissen der Ordensburg Vogelsang auf der Spur und verfolgt die wechselvolle Geschichte dieses Ortes und seiner Bewohner bis heute.
Seltene historische Aufnahmen und eindringliche Zeitzeugenerzählungen machen den Alltag auf der Burg und ihren Wandel bis heute zu einem Stück erlebnisreichen Geschichtsfernsehens.
Ein Film von Judith Voelker
Redaktion: Thomas Kamp und Gudrun Wolter