Willkommen im Ungleichland

Stand: 24.11.2017, 17:41 Uhr

Zerreißt die wachsende Ungleichheit die Gesellschaft? Die Mittelschicht ist seit Jahren unter Druck. Der größte Anteil des Vermögens ist im Besitz weniger. Chancen und der Zugang zu Macht sind für viele begrenzt. Wie steht es um das Ungleichland Deutschland? 

In Deutschland ist vieles nicht gleich verteilt. Das Vermögen: Wenige besitzen viel. Die Mittelschicht ist seit Jahren unter Druck. Die Chancen bei Bildung und Beruf, in der eigenen Lebensentwicklung, hängen oft davon ab, wo man wohnt, was die Eltern machen. Die Ungleichverteilung teilt unser Land, die Gemeinschaft. Wer mehr hat, der hat auch meistens mehr Macht, mehr Einfluss. Ungleichheit ist eins der großen Themen unserer Zeit.

Der einstige Chefökonom der Weltbank, Branko Milanovic, sagt: Unsere Welt ist eine andere geworden in 20 Jahren Globalisierung. Die Superreichen setzen sich ab und zwischen ihnen wird eine Gruppe zerrieben, die unsere Gesellschaft eigentlich immer gehalten und stabilisiert hat: Die Mittelschicht der wohlhabenden Länder wie Deutschland. Der ehemalige US- Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama urteilt: Ungleichheit ist die größte Gefahr für unsere Demokratien. Der Internationale Währungsfonds meint: Die exzessive Ungleichheit schadet der Weltwirtschaft. Fast wöchentlich titeln große Studien: Mehr Millionäre! Die Ungleichheit nimmt weiter zu. In drei Filmen und zahlreichen Online-Aktionen berichten wir aus dem Ungleichland Deutschland. Wir fragen weibliche und männliche Abgeordnete im Deutschen Bundestag nach ihren Erfahrungen mit Geschlechterungleichheit. Wir sprechen über ein Thema, über das ungern gesprochen wird: Geld. Wir wollen wissen: Wie unterschiedlich sind die Voraussetzungen von Schülern an verschiedenen deutschen Schulen?  Wir fragen sowohl Menschen in Duisburg und Leipzig als auch Politiker: Wer hat die Macht im Ungleichland?

Neben Branko Milanovic sprechen wir mit Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, dem Ökonom Thomas Piketty, mit Brooke Harrington, die intensive Feldforschung in Offshore-Gebieten unternommen hat, mit Stanford Professor Raj Chetty, der Big Data für genaue Karten der Ungleichverteilung genutzt hat, und vielen mehr über die Lage weltweit und in Deutschland. Wie vor hundert Jahren, sagt Milanovic, stehe die Menschheit auch heute wieder an einer Kreuzung: Lässt sie zu, dass die wachsende Ungleichheit die Gesellschaften der reichen Länder zerreißt? Oder hält sie dagegen? Und wenn ja, wie?