Durch die Städte Roermond, Venlo und Arcen fließt die Maas. Dort wird regelmäßig die Asche Verstorbener beigesetzt - auch die verstorbener Deutscher. Der Bestatter sorgt dafür, dass es für die Angehörigen eine würdevolle Zeremonie wird.
Die Möglichkeit der Flussbestattung im Nachbarland führt zu einem Bestattungs-Tourismus. Denn in Deutschland ist sie verboten. Warum das so ist und welche Alternativen es hierzulande gibt, beantworten wir in unseren FAQ.
Wie läuft eine Flussbestattung ab?
Bei einer Flussbestattung wird die Asche eines Verstorbenen in einen Fluss gestreut, sagt Christoph Keldenich, Vorsitzender der aeternitas Verbraucherinitiative Bestattungskultur. Nachdem die Asche aus der Aschekapsel verstreut wurde, wird die leere Zierurne häufig den Angehörigen mitgegeben. In seltenen Fällen wird die gesamte Urne im Wasser versenkt, sagt Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums deutsche Bestattungskultur. In diesem Fall habe man einen Ort zum Trauern, ähnlich wie bei einer Seebestattung in der Nordsee, bei der der Ort der Urnenversenkung in einer Seekarte eingetragen wird.
Die Zeremonie lehne sich an die von Seebestattungen an und variiere je nach individuellen Wünschen: Die Urne ist häufig mit Blumen geschmückt, es kann Musik geben oder Gebete werden gesprochen. Am Ende zieht das Boot meist eine letzte Runde, bevor es in den Hafen zurückfährt.
Warum ist die Flussbestattung in Deutschland verboten, eine Seebestattung hingegen erlaubt?
Bestattungsfragen sind Ländersache. Flussbestattungen sind laut Oliver Wirthmann aber in allen deutschen Ländern verboten. Weniger werde eine Vergiftung der Gewässer befürchtet - Asche sei nicht giftig. Jedoch erkläre sich das Verbot aus "gewachsenen kulturellen und hygienischen Gesichtspunkten" heraus. Man wolle unter anderem Schwimmern und Wassersportlern das Gefühl ersparen, mit Toten im See zu schwimmen, sagt Christoph Keldenich. Die FDP habe vor zwei Jahren eine Initiative gestartet, Bestattungen im Bodensee zuzulassen - sei damit aber im Landtag von Baden-Württemberg gescheitert. Damit sei es nur von der Schweizer Seite aus erlaubt, im Bodensee bestattet zu werden.
Bei den holländischen Flussbestattungen werde die Urne nach holländischem Recht beigesetzt, so Wirthmann. Eine Flussbestattung sei also nicht illegal. Im Prinzip sei es nicht anders, als würde man sich für eine Erdbestattung in Holland entscheiden. In Deutschland habe sich ein Wuppertaler Anbieter auf Flussbestattungen spezialisiert und arbeite mit Reedern in Maas-Städten wie Venlo, Roermond und Arcen zusammen.
Traditionelle Formen der Beisetzung sind die Erdbestattung auf einem Friedhof oder die Einäscherung des Verstorbenen bei der Feuerbestattung. Daneben gibt es sogenannte "alternative Bestattungsmöglichkeiten". Welche?
Die Bezeichnung "alternative Bestattungsmöglichkeiten" sei irreführend, so Wirthmann. Denn es gebe praktisch nur Erd- oder Feuerbestattungen. Von ungefähr 860.000 Beisetzungen pro Jahr seien etwa mehr als die Hälfte Feuerbestattungen (Tendenz steigend), der Rest Erdbestattungen. Bei den Alternativen - die nur einen sehr geringen Teil der deutschen Bestattungen einnähmen - gehe es vor allem darum, wo und wie man die Asche der Verstorbenen beisetze oder verstreue.
Beispiele hierfür seien Flug-, Luft- oder Ballonbestattung, Felsbestattung, Almwiesenbestattung oder Baumbestattung. Bei der Anonymen Feuerbestattung wird die Urne in einem anonymen Urnenfeld beigesetzt - wo genau der Verstorbene liegt, wissen die Angehörigen in diesem Fall nicht. Laut Keldenich wird die Anonyme Feuerbestattung von den Kirchen meist abgelehnt.
Für besonders ausgefallene Ansprüche gibt es die Diamantbestattung: Hier wird die Asche des Verstorbenen zu einem synthetischen Diamanten gepresst, der dann im Besitz der Angehörigen verbleibt. Und wem das nicht genügt, der kann seine Asche auch ins All schießen lassen.
Welche Bestattungsformen sind in Deutschland erlaubt und welche nicht?
Neben Flussbestattungen sind in Deutschland laut Christoph Keldenich auch Flug-, Fels-, Almwiesen- und Diamantbestattungen verboten. Wer sich für diese Angebote interessiere, finde Firmen in der Schweiz, Österreich oder Frankreich. Beisetzungen müssten in Deutschland per Gesetz auf Friedhöfen erfolgen - einzige Ausnahme seien die Seebestattungen. Baumbestattungen in sogenannten Friedwäldern seien deshalb erlaubt, weil die Baumgebiete aus juristischer Sicht kommunale Friedhöfe seien, die im Auftrag der Stadt von privaten Unternehmen verwaltet werden.
Was kostet eine Bestattung?
Bei Erd- oder Feuerbestattung kann man laut Wirthmann mit etwa 2500 - 3500 Euro rechnen. Die Preisgestaltung bei den alternativen Bestattungsformen sei - je nach individuellen Wünschen - sehr variabel. Die Kosten könnten allerdings zum Teil deutlich darüber liegen. Wirthmann bezweifelt, ob Preis und Leistung hier immer im Verhältnis stehen.
Geldmacherei seien die alternativen Angebote aber nicht, sagt Christoph Keldenich. Den Regeln von Angebot und Nachfrage folgend kaufe man sich eben eine Dienstleistung, die man in Deutschland nicht bekommen könne. Zudem müsse man ein Grab in Deutschland 20 bis 30 Jahre pflegen, was - bei einem dreistelligen Betrag im Jahr - enorme Kosten verursachen könne. Bei den alternativen Bestattungsformen entfiel die nachträgliche Grabpflege in der Regel.
Muss ich mich für eine alternative Bestattungsmethode anmelden?
Nach dem Tod entscheiden die nächsten Angehörigen, wie die Bestattung erfolgen soll. Hat man noch zu Lebzeiten bei einem Bestatter eine Bestattungsvorsorge-Vereinbarung unterschrieben, ist diese bindend.