Aktuelle Zahlen des Bundesarbeitsministeriums zeigen: 943.000 Senioren ab 65 Jahren stocken ihre Rente mit Minijobs auf. Auch Martina Batz aus Mettmann wird als Altersrentnerin weiterarbeiten müssen, um ihren Lebensstandard halten zu können – obwohl es der 64-Jährigen zu anstrengend ist, täglich ab drei Uhr in der Früh Elektroartikel auszuliefern. Im exklusiven Gastbeitrag für die Aktuelle Stunde stellt sie sich auf ihren Ruhestand ein.
Warum gibt es grundsätzlich so wenig Rente? Eine Dame von der Rentenversicherung hat mir mal am Telefon erklärt, im Alter bräuchte man nicht mehr so viel – das ist der größte Schwachsinn, den ich jemals gehört habe, albern!
Ich verdiene 1400 Euro netto im Monat, davon bleiben laut Rentenbescheid 880 Euro, wenn ich ab September 2017 offiziell Altersrentnerin bin. Das ist nach Abzug von Steuern, Miete und Strom nicht mehr als die Grundsicherung, die jemand bekommen würde, der nie gearbeitet hat. Unfair ist das! Und zu wenig. Ganz klar: Ich werde im Ruhestand weiterarbeiten müssen, wenn meine Gesundheit das zulässt.
Traurig, dass so wenig bleibt
Ich arbeite seit 50 Jahren, habe das nie dem Mann überlassen, zwischendrin zwei Töchter bekommen. Mittlerweile lebe ich getrennt, habe aber schon immer auf eigenen Beinen gestanden, mir wann immer möglich Taler dazuverdient. Dass trotz der Plackerei im Alter so wenig bleibt, macht mich manchmal traurig. Ich habe wirklich keine hohen Ansprüche an mein Leben – und trotzdem ist der Monat immer zu lang für das Geld. Es reicht noch nicht mal mehr für ein eigenes Auto, das mussten meine Tochter und ich abgeben. Jetzt teilen wir uns eins mit einem Bekannten. Zum Glück wohnen wir nah an der Regionalbahn.
Mein Chef hat mir schon angeboten, weiter für ihn zu arbeiten. Aber ehrlich gesagt wird mir das langsam zu anstrengend. Um kurz vor Zwei klingelt jeden Morgen mein Wecker, das Haus verlasse ich um drei Uhr. Unchristliche Zeiten sind das! Dann liefere ich Elektroartikel in Mettmann und Umgebung aus, fahre von Baustelle zu Baustelle, meist zehn, manchmal zwölf Stunden lang. Manchmal bin ich dann so platt, dass ich einschlafe, wenn ich mittags nach Hause komme und mich in den Sessel auf den Balkon lege. Aber nicht lange, es steht ja immer was an: einkaufen, den Haushalt schmeißen, das Enkelchen aus der Ogata holen, wenn meine Tochter bei der Deutschen Bahn in Düsseldorf arbeitet.
Wir teilen uns die 120-Quadratmeter-Wohnung in Mettmann. Sie und die Kleine drei Zimmer mit Bad, ich ein großes Zimmer mit Bad und Balkon, die Küche benutzen wir gemeinsam. Natürlich wäre es schön, wenn wir beide auf eigenen Beinen stehen würden, meine Tochter mit ihren 37 Jahren einen Mann finden würde. Aber so unterstützen wir uns gegenseitig.
Arbeit hält jung
Wie das wohl wird, wenn ich im Ruhestand bin? Ich will mir meinen Alltag so leisten, wie ich ihn mir vorstelle: mal shoppen, gute Laufschuhe kaufen, ab und zu essen gehen, vielleicht an die See fahren. Dafür werde ich weiter arbeiten müssen – und ehrlich gesagt möchte ich das auch. Aber nur noch halb so viel wie heute, das schaffe ich nicht mehr. Ich sage ja immer: Wer rastet, der rostet. Ein abgedroschenes Sprichwort, aber so läuft das nun mal.