Am Freitagabend (08.06.2007) haben rund 5.000 Gäste an einem ökumenischen Gottesdienst im Kölner Dom teilgenommen. Zu der Feier hatte Kardinal Joachim Meisner die Gäste des Evangelischen Kirchentags eingeladen. Davor hatten hunderte Besucher an einem ökumenischen Brückenweg durch die Kölner Innenstadt teilgenommen.
In seiner Begrüßung zum ökumenischen Gottesdienst rief der Kölner Erzbischof die Teilnehmer auf, sich in der Gesellschaft entschieden für den Glauben einzusetzen. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider beklagte in seiner Predigt die weltweiten Christenverfolgungen. Zu den Zelebranten gehörte auch Metropolit Augoustinos, das geistliche Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen in Deutschland.
Aufbruch in die Ökumene erschöpft?
Kardinal Lehmann hatte zuvor vor Stillstand und Resignation bei der Ökumene gewarnt. "Der erste große Aufbruch scheint sich erschöpft zu haben", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Bei den trennenden Elementen zwischen Katholiken und Protestanten sehe er vor allem drei Punkte, die noch fehlten: Vollwertige gemeinsame Sonntagsgottesdienste, die Anerkennung konfessionsverschiedener Ehen und das gemeinsame Abendmahl. Diese Themen müssten endlich intensiver angegangen werden, forderte Lehmann.
Müntefering für Mindestlöhne
Im Mittelpunkt des Freitags stand aber nicht die Ökumene, sondern das Thema soziale Gerechtigkeit. Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) stellte sich am Nachmittag der Frage "Hartz - aber fair?". Dabei erneuerte er seine Forderung nach Mindestlöhnen in Deutschland. Zu niedrige Löhne seien "sittenwidrig" und "nicht menschenwürdig". Das dürfe "nicht so bleiben", so Vizekanzler Müntefering. Zuvor hatte er die jüngsten Klima-Beschlüsse von Heiligendamm auf dem Kirchentag positiv bewertet: "Es war ein sehr erfolgreicher Tag für die Bundesrepublik Deutschland, für die Kanzlerin, für Europa, für alle", erklärte Müntefering. "Das Ergebnis ist besser, als viele es befürchtet haben." Nun sei es entscheidend, Konsequenzen zu ziehen: "Nicht zu spät anfangen, jetzt loslegen - das ist wichtig."
Schäuble gegen Quotenregelung
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bot schon am Morgen Bibelarbeit an. Dabei sprach er sich in der Zuwanderungsdebatte gegen eine Quotenregelung mit Pluspunkten für besonders Qualifizierte aus. "Ich glaube, wir brauchen die Besten gerade in Afrika oder Lateinamerika", so Schäuble. Er sprach sich auch für einen verantwortlicheren Umgang mit Reichtum in den Industrieländern aus. "Wir sind dabei, die guten Gaben, die wir haben, durch Maßlosigkeit zu zerstören", warnte er.
Ökumenischer Gottesdienst im Dom
An der Politiker-Prozession beim Evangelischen Kirchentag war auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) beteiligt, die sich der Ethik im Gesundheitswesen widmete. Auch Ursula von der Leyen (CDU) durfte darf da nicht fehlen - erst recht nicht, wenn über Generationengerechtigkeit geredet wird.
Am Freitagmittag war es auch Zeit für eine Halbzeitbilanz - und die fiel erfreulich aus: Der Kirchentag habe mit 110.000 Dauerbesuchern wesentlich mehr Teilnehmer angelockt als erwartet, erklärte Kirchentagspräsident Reinhard Höppner.