12 Uhr mittags in Köln. Die Glocken am Dom hatten gerade angefangen zu schlagen, da wurde die Mitteilung verbreitet: Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch Joachim Kardinal Meisners angenommen, der 80-Jährige ist nicht mehr Erzbischof von Köln.
Umstritten seit 25 Jahren
Damit geht eine Ära zu Ende: 25 Jahre hat Joachim Kardinal Meisner an der Spitze des Erzbistums gestanden, das mit 2,1 Millionen Katholiken das größte und zugleich finanzkräftigste deutsche Bistum ist. Meisner, der 2013 am ersten Weihnachtstag 80 Jahre alt wurde, gilt einerseits als glaubensstarker Kirchenmann, der die Lehren der römisch-katholischen Kirche verteidigte und deswegen vor allem von konservativen Katholiken geschätzt wird. Andererseits war er von Anfang an sehr umstritten: Papst Johannes Paul II. hatte ihn gegen den Willen der Kölner als Erzbischof durchgesetzt. Danach eckte Meisner immer wieder an und riss Gräben auf: Er verglich die Abtreibungspille RU 486 mit Zyklon B, mit dem Hunderttausende in den Gaskammern umgebracht wurden, oder bezog Stellung gegen Homosexuelle. Zuletzt brachte er viele Muslime gegen sich auf, als er katholische Familien mit den Worten lobte, sie seien ihm dreimal mehr wert als muslimische Familien.
Bitte um Vergebung
In einem Abschiedsbrief wandte sich Meisner am Freitag noch einmal an die Gläubigen: "Ich wollte Ihnen immer und überall die Freude an Gott bezeugen", schrieb er. "Ich danke Ihnen herzlich für alle Stärkung (...) und bitte alle sehr um Vergebung, wenn Ihnen mein Dienst nicht Stärkung, sondern vielleicht auch Ärgernis war."
Wie es weiter gehen könnte
Meisner ist nicht mehr Erzbischof, behält aber den Kardinalstitel. Er wird vermutlich auch in Köln wohnen bleiben. Das Domkapitel zu Köln muss dann nach einem komplizierten und langwierigen Verfahren einen Nachfolger für Meisner suchen. Die Entscheidung ist auch deswegen so wichtig, weil damit auch der künftige Kurs des Erzbistums festgelegt wird. Viele Geistliche und Laien wünschen sich nach 25 Jahren mit Meisner frischen Wind für Köln.