Egal ob mit Bus, Bahn, Flugzeug oder Auto - wer zum Kirchentag anreist, belastet die Umwelt. "90 Prozent des CO2-Ausstoßes, der durch den Kirchentag verursacht wird, entsteht bei der An- und Abreise", sagt Gabriele Nottelbaum, die Umweltbeauftragte des Kirchentags. "Das ist der größte Posten in unserer Öko-Bilanz." Die Veranstalter versuchen über verschiedene Maßnahmen, Fahrten möglichst umweltschonend zu gestalten.
Wer eine Dauer- oder Tageskarte für den Kirchentag hat, kann kostenlos den öffentlichen Nahverkehr im Rhein-Sieg-Kreis nutzen. Zudem können die Besucher den CO2-Ausstoß ihrer An- und Abreise berechnen lassen und durch Spenden für verschiedene Projekte ausgleichen. Und unter dem Motto "Vorfahrt für den Klimaschutz" zeigen Vereine, Unternehmen und Initiativen auf einer Art Markt ihre Ideen, Konzepte und Produkte zum Thema.
Unnötigen Müll vermeiden
Mit Blick auf die Öko-Bilanz haben sich die Veranstalter auch in anderen Bereichen etwas einfallen lassen, beispielsweise um Abfall zu vermeiden: Aussteller versucht man davon zu überzeugen, auf Einmal-Teppiche für ihre Stände zu verzichten. Einweggeschirr und -verpackungen herauszugeben, ist grundsätzlich verboten. Und Flyer auf dem Kirchentag zu verteilen, ist unerwünscht. "Vor zwei Jahren in Hannover mussten wir knapp 20 Tonnen wildes Papier entsorgen, das ist viel unnötig entstandener Abfall." Um die Öko-Bilanz zu verbessern, wird auch ein Großteil der 60.000 umweltfreundlichen Papphocker nach der Großveranstaltung weiter verkauft.
Fair und ökologisch essen
Umweltpolitisch will der Kirchentag auch die Verpflegung betreiben. In Restaurants und Bistros auf der Messe gibt es ausschließlich Kaffee aus fairem Handel. Essensstände im Zentrum bieten eine große Auswahl an Biowaren an. In vielen Schulen, die Teilnehmer beherbergen, bekommen diese ein ökofaires Frühstück serviert. Auf dem Naturkostmarkt, einer Art ökologischer Schnellimbiss-Meile, können die Besucher des Kirchentags zwischen unterschiedlichsten Bio-Mahlzeiten wie Pilzpfanne und Putengulasch wählen. Und getreu dem Motto "saisonal - regional - fair - ökologisch und transparent" bietet das gläserne Restaurant Menüs wie Spinatsalat mit gelben Orientlinsen und Kartoffelstroh an - während die Besucher den Köchen bei der Zubereitung in die Töpfe gucken.
Regenerative Energien kommen zum Zug
Der Kirchentag hat das Ziel, bei der Energieversorgung eine "Null-Emissions-Veranstaltung" zu sein. Alle zwei Jahre findet das Glaubenstreffen statt. Etwa 380.000 Kilowattstunden Strom verbrauchen Verwaltung und Organisation durchschnittlich im Jahr. Würde konventioneller Strom genutzt, wäre das für die Umwelt eine Belastung von mehr als 200 Tonnen CO2. Um das zu vermeiden, bezieht der Kirchentag beispielsweise für die Veranstaltung in Köln ausschließlich Ökostrom. Selbst die Kölner Messe stellt während der vier Tage ihren Energiebezug um. Zudem investiert der Kirchentag in Anlagen, die regenerativen Strom erzeugen. "Damit können wir den Verbrauch von konventionellem Strom, den viele Schulen oder Gemeindehäuser während des Kirchentags nutzen, kompensieren", erklärt Nottelmann.
Umweltmanagement mit Stempel
Die Anstrengungen und Aktionen lohnen sich: Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist die erste Seriengroßveranstaltung in Deutschland, die das begehrte, von der EU entwickelte EMAS-Siegel (Eco-Management and Audit Scheme) erhält. Wie die Veranstalter am Montag in Köln weiter mitteilten, überreicht Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die Urkunde am Samstag (09.06.2007) an Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär.
Für Nottelmann hat die Zertifizierung eine Reihe von Vorteilen: Das dafür verlangte Umwelt-Management sei nun tief in der Veranstaltung verankert. "Wir haben damit die Sicherheit geschaffen, dass das Thema Umwelt beim Kirchentag nicht mehr unter den Tisch fallen kann - unabhängig davon, welche Person oder Gruppe ihn organisiert."