"Lasst nicht Geld die Welt regieren", sagte Kirchentagspräsident Reinhard Höppner am Donnerstagabend (07.06.2007) auf dem Kölner Roncalliplatz. "Setzt nicht auf Wachstum, das die Würde der Menschen verletzt. Reißt die Mauern ab zwischen denen, die entscheiden, und denen, die von diesen Entscheidungen betroffen sind."
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, kritisierte: "In Guantánamo werden die Menschenrechte missachtet, in Tschetschenien grausam verletzt. Und Darfur ist aus den Schlagzeilen verschwunden, das darf nicht so bleiben." Zudem kritisierte er, dass Russland, China und die USA den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag nicht anerkennen würden.
Tutu: "Ich brauche das gleiche wie Ihr"
An die Adresse der G8-Politiker gerichtet, sagte der frühere südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu, er sei Afrikaner, aber "niemand, der Almosen benötigt, und niemand, der Mitleid braucht". Zusammenarbeit sei gefragt, auch im Interesse der G8-Staaten. "Ihr Führer mögt fragen, was ich brauche, was ich will", sagte Tutu. "Nun, ich frage: Was braucht ihr denn? Ich will das gleiche. Ich bin ein Afrikaner - ich bin euer Bruder."
"Wie hältst du's mit der Religionsfreiheit?"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, trat am Donnerstag (07.06.2007) Vorwürfen entgegen, die Evangelische Kirche wolle Muslime zum Christentum bekehren. Unter dem Motto "Wie hältst du's mit der Religionsfreiheit?" diskutierte Huber mit Ayyub Köhler, dem Sprecher des neuen Koordinierungsrats der Muslime. Es sei für Christen wie jeden anderen Gläubigen eine "Pflicht", in der Diskussion mit Andersdenkenden für das eigene Bekenntnis einzutreten, sagte Huber vor über 2.000 Zuhörern.
Ayyub Köhler erklärte jedoch, in einem EKD-Positionspapier sei ein "Generalverdacht" gegenüber angeblicher Gewaltbereitschaft von Muslimen formuliert worden. Zwar sei in der evangelischen Kirche mittlerweile ein "Lernprozess" im Gange, dennoch "spricht das EKD-Papier eher die Sprache der Abgrenzung und eigenen Profilierung", kritisierte Köhler.
Rüttgers forderte "menschliche" Globalisierung
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sprach sich für eine Globalisierung "mit menschlichem Antlitz" aus. Er kritisierte indirekt die Demonstrationen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm. Die Globalisierung dürfe nicht mit bloßem Protest verweigert, sondern müsse politisch gestaltet werden, so Rüttgers im Rahmen einer Bibelarbeit auf dem Kölner Messegelände. Dort öffneten am Donnerstag fünf Hallen ihre Pforten für die Kirchentagsbesucher - mit Ausstellungen, Diskussionsveranstaltungen, Mitmach-Aktionen und Messe-Ständen.
Geißler: "Der Markt richtet Unheil an"
Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann forderte eine Globalisierung, von denen alle Menschen in der Welt profitieren sollten. "Wir brauchen endlich einen Wandel in der inneren Haltung der Bürgerinnen und Bürger in den reichen Industrienationen", sagte Käßmann.
Der CDU-Politiker Heiner Geißler sprach sich für ein Bündnis aller Industrieländer für Mindestlöhne aus, damit die "Lohnsklaverei" ein Ende habe. "Der Markt allein richtet nichts, er richtet nur Unheil an", so Geißler.