Schlechte Ausstattung mit Hard- und Software, keine ordentliche Wartung vorhandener Technik und zu wenige Fortbildungsmöglichkeiten für die Lehrerinnen und Lehrer - diese drei Kritikpunkte werden von Schulleiter*innen in ganz Deutschland immer wieder genannt, wenn es um die Bewertung des Stands der Digitalisierung an ihrer Schule geht.
5.259 Schulleiterinnen und Schulleiter haben sich einer Umfrage im Rahmen der ARD-Themenwoche "Zukunft Bildung" beteiligt.
Die Datenlage: Welche Daten liegen vor, wo komme die Daten her?
Befragt wurden bundesweit insgesamt 27.037 Schulen. Alle Schulen erhielten eine E-Mail mit einem Fragebogen. Darin wurde darum gebeten, der Ausstattung mit Tablets, interaktiven Tafeln ("Smartboards"), Computern, der Versorgung mit WLAN sowie der Ausbildung der Lehrer für digitalisierten Unterricht jeweils eine Schulnote von 1 bis 6 zu geben. Zudem wurde abgefragt, wer in den Schulen für die Wartung und Pflege der digitalen Ausstattung verantwortlich ist. Schließlich konnten alle Befragten einen Wunsch für die Digitalisierung ihrer Schule äußern.
Diesen Fragebogen haben 5.259 Schulen (Stand: 29.10.2019) beantwortet. Das entspricht einer Rücklaufquote von 19,5 Prozent. Die wenigsten Antworten (7,7 Prozent) gab es von bayerischen Schulen. Hier lag im Vergleich mit den allen anderen Bundesländern zum einen kein umfassender E-Mail-Verteiler vor, zum anderen haben Schulleiter deshalb nicht teilgenommen, weil sie den Eindruck hatten, dass das Kultusministerium diese journalistische Umfrage hätte genehmigen müssen - ähnlich einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit. Die höchste Beteiligung gab es in Niedersachsen mit 27,1 Prozent.
Flankiert wurde diese Umfrage mit einer Online-Befragung von 508 Schülerinnen und Schülern zwischen 14 und 20 Jahren in ganz Deutschland durch das Meinungsforschungsinstitut mindline im Auftrag des WDR.
Die digitale Ausstattung der Schulen bekommt dabei keine Bestnoten. Als "noch befriedigend" bewerten die Schulleiter*innen die Versorgung mit Tablets, WLAN und Co.
Kritik an der Ausstattung mit Tablets
Tendenziell kommt bei der Benotung die Ausstattung mit Tablets und interaktiven Tafeln ("Smartboards") am schlechtesten weg. Halbwegs zufrieden scheinen die Schulleitungen mit der Bereitstellung von Computern zu sein.
Grundschulen extrem unzufrieden mit Tablet-Ausstattung
Beim Vergleich der Grundschulen mit allen anderen Schulformen zeigt sich, dass es gerade bei den Grundschulen, die an der Umfrage beteiligt waren, eine große Unzufriedenheit mit der Ausstattung mit Tablets und interaktiven Tafeln gibt. Bei den Tablets gaben 60,1 Prozent der Schulleitungen die Note "Ungenügend". Bei den interaktiven Tafeln gibt fast die Hälfte eine "6" (48,3 Prozent).
Schüler bewerten schlechter als Lehrer
Die identische Frage wie den Schulleitern wurde auch Schülern gestellt. In der Tendenz zeigt sich, dass sie an den gleichen Stellen Handlungsbedarf sehen: Schlecht bewertet wird vor allem die Ausstattung mit Tablets.
Viele Lehrkräfte machen IT-Support
Allein mit einer besseren Ausstattung ist es aber nicht getan, das wird bei der Befragung immer wieder deutlich. Aktuell sind es häufig Lehrer*innen, die in den Schulen dafür sorgen, dass die Geräte auch funktionieren. Bei der Befragung zeigt sich, dass beinahe die Hälfte aller Schulleiter*innen angibt, dass an ihrer Schule die Lehrkräfte für Wartung und Support zuständig sind.
Die Leitung einer Fachoberschule in Berlin merkt auf dem ARD-Fragebogen an: "Nur durch 'Kauf von technischem Gerät' ist noch kein digitalisierter Unterricht erreicht!“ Entscheidend sei auch der Umgang mit der Technik im Unterricht. Doch wie steht es um die Qualifizierung der Lehrer*innen und Lehrer? Auch das sollte mit Schulnoten bewertet werden. Das Ergebnis deckt sich nahezu mit dem der technischen Ausstattung: Hier gibt es die Durchschnittsnote "3,7".
Bessere Ausstattung in größeren Schulen
Neben dem Lehrer-Schüler-Vergleich ist auch der Blick auf die vergebenen Noten der Schulleitungen in Abhängigkeit der Schulgröße. Die Tendenz dabei ist eindeutig: Die besseren Noten bekommen die größeren Schulen ab einer Schülerzahl von 300 aufwärts.
Keine Detailauswertung auf Länderebene
Die erhobenen Daten zeigen einen Querschnitt durch alle Länder und Schulformen. Aufgrund von unterschiedlichen Teilnahmequoten der einzelnen Länder sind die Zahlen aber nur bedingt vergleichbar. Auch die Daten im Detail auf einzelne Schulformen herunterzubrechen, wäre wegen der unterschiedlichen Fallzahlen nicht seriös.
Hinweis: Wir hatten in einer früheren Version dieses Textes geschrieben, dass es für die Digitalisierung eine Durchschnittsnote "3-" gibt. Der exaktere Wert ist: Durchschnittsnote "3,8" für die Digitalisierung und Note "3,7" für die Lehrer*innen.