Kraftfahrtbundesamt: Erste autonome Busse in zwei Jahren

Stand: 23.11.2024, 09:22 Uhr

Selbstfahrende Busse könnten schon in wenigen Jahren zum Stadtbild gehören - auch in NRW. Viele Städte schauen dabei auf Hamburg.

In deutschen Städten könnten schon bald selbstfahrende Busse unterwegs sein. Das Kraftfahrtbundesamt erwartet beim autonomen Fahren einen schnellen Durchbruch. KBA-Präsident Damm sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", er rechne mit den ersten Robo-Bussen in spätestens zwei Jahren. Die Verkehrsbetriebe mahnte er, die Entwicklung nicht zu verpassen.

Als Beispiel nannte Damm Hamburg. Die Stadt könnte europaweit die erste Genehmigung bekommen. Laut Plan sollen dort Mitte nächsten Jahres die ersten autonomen Kleinbusse regelmäßig im Straßenverkehr rollen. Die Tests dafür laufen auf Hochtouren. Auch bei uns in NRW sind an einigen Orten schon fahrerlose Busse unterwegs.

Hamburg als Test-Stadt

Vorangetrieben wird das Vorhaben von der Hamburger Verkehrsbehörde, der Hamburger Hochbahn sowie weiteren Partnern aus Automobilbranche und Wissenschaft. Die Hamburger Hochbahn will künftig autonome Kleinbusse für bis zu 15 Personen einsetzen.

Ergänzend dazu nimmt der Anbieter Moia autonome Fahrzeuge in seine Flotte auf. Das Volkswagen-Tochterunternehmen betreibt in der Hamburger Innenstadt eine Flotte mit Kleinbussen, die Kunden per App für Fahrten buchen können. "Ride-Pooling" heißt das Prinzip: Die Fahrer holen die Kunden von zu Hause ab, bringen sie ans Ziel und sammeln unterwegs Fahrgäste ein, die in die gleiche Richtung wollen.

Kraftfahrtbundesamt erwartet autonome Busse WDR Studios NRW 23.11.2024 00:50 Min. Verfügbar bis 23.11.2026 WDR Online

Autonomes Fahren: Bisher nur mit Aufpasser möglich

Moia und die Hamburger Hochbahn wollen mit dem Projekt Erfahrungen sammeln, um autonome Fahrzeuge dauerhaft im ÖPNV einzusetzen. Vorerst soll in allen Fahrzeugen aber ein "Sicherheitsfahrer" mitfahren, die in Risikosituationen eingreifen können.

Autonom fahrende Shuttle-Busse am Universitätsklinikum Bonn | Bildquelle: Jörg Sauerwein

Praxistests zum autonomen Fahren laufen mittlerweile in allen Bundesländern, auch in NRW. Dort sind schon seit 2020 selbstfahrende Busse in Monheim im Einsatz. Seit August sind auch auf dem Gelände der Bonner Uniklinik zwei selbstständig fahrende Shuttle-Busse unterwegs. Genau wie in Hamburg, gibt es dort zur Sicherheit einen menschlichen Aufpasser mit an Bord.

NRW: Viel Forschung zu autonomem Fahren

Mitfahrer im autonomen Bus auf Zeche Zollverein | Bildquelle: Alicia Theisen

Darüber hinaus gibt es regelmäßig Modellprojekte in NRW, um den Einsatz autonomer Fahrzeuge weiter zu testen. Zum Beispiel konnten Besucher der Zeche Zollverein Ende 2023 eine Woche lang zwei autonome Busse als Shuttleservice nutzen. NRW ist auch in der Forschung in diesem Bereich sehr aktiv, zum Beispiel mit dem Forschungszentrum Jülich und der Universität RWTH Aachen.

In Duisburg hat Anfang des Jahres die erste Zentrale zur Fernsteuerung von Binnenschiffen in Deutschland eröffnet. Vom Duisburger Hafen aus können Kapitäne Schiffe über den Rhein steuern.

Musk: Autonom fahrende Autos werden billiger

Im Vergleich zu den USA und China hinkt Deutschland zumindest mit Blick auf den Straßenverkehr hinterher. In Städten wie San Francisco in den USA und Wuhan in China fahren schon hunderte Robo-Taxis. Ende 2023 gab es in San Francisco einen Unfall, bei dem eine Frau mehrere Meter von einem Robo-Taxi mitgeschleift wurde. Die Taxis des Anbieters wurden danach vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.

So soll das neue Robotaxi von Tesla aussehen | Bildquelle: dpa/Tesla

Tesla-Chef Elon Musk glaubt an die Zukunft des autonomen Fahrens. Entsprechende Autos würden in den nächsten Jahren deutlich günstiger: Unter 27 000 Euro soll demnach das Tesla-Modell "Cybercab" kosten. Es soll "vor 2027" auf den Markt kommen, hat Musk im Oktober angekündigt.

Zweifel an Musks Versprechen

Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer bezweifelt, dass „Cybercab“ so bahnbrechend ist wie vom Tesla-Chef angekündigt. "Robotaxis fahren in China seit drei Jahren in großer Zahl. Bis Musk damit in den Markt kommt, werden sie in allen großen Städten in China unterwegs sein."

In Europa seien die Städte allerdings "komplexer als in USA oder China", sie seien nicht wie dort am Reißbrett entstanden – für selbstfahrende Autos ein schwieriges Pflaster.

Unsere Quellen:

  • Neue Osnabrücker Zeitung
  • Websiten von Moia und Hamburger Hochbahn
  • Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • WDR-Reporter vor Ort