Flutung der Baugrube

Warten auf das Hochwasser

Stand: 18.02.2010, 19:14 Uhr

Noch ist gibt es kein Hochwasser. Dennoch sorgt die Stadt Köln vor. Wenn der Rhein-Pegel auf über 6,50 Meter steigt, soll die U-Bahn-Baugrube am Heumarkt geflutet werden. Dadurch soll die Baustelle geschützt werden.

"Ab 6,50 Meter wird geflutet!" Das habe die Stadt so entschieden, sagte deren Sprecher Gregor Timmer auf Nachfrage von WDR.de am Donnerstag (17.02.2010). Die KVB haben nach Angaben ihrer Sprecherin Gudrun Meyer zwar noch keine Berechnungen darüber, ob die Sicherheit in der Baugrube bei einem solchen Wasserstand wirklich beeinträchtigt wäre. Es ist auch nicht sicher, dass der Rhein wirklich steigt. Die Prognosen der Hochwasserschutzzentrale besagen, dass er durch Niederschläge und Schmelzwasser auf 3,50 Meter, bis Mitte der nächsten Woche vermutlich auf fünf Meter anschwillt.

Zu wenige Stahlbügel

Trotzdem bereiten sich die KVB auf die Flutung vor. Zwei Schotts sollen die Grube nach zwei Seiten abdichten. Um sie zu fluten, müssten lediglich die Pumpen ausgeschaltet werden, so die KVB-Sprecherin. Das Grundwasser, das von außen an die Schlitzwände drückt, könnte dann ungehindert einfließen, was rund drei Tage dauern würde. Schäden gebe es nicht, "die Schlitzwände sind ja dafür gedacht, im Wasser zu stehen". Unabhängig vom Einbau der Schotts werden zurzeit auch Stahlplatten verarbeitet, die die Lamellen verstärken sollen. Zwei von diesen Lamellen haben nachweislich zu wenige Stahlbügel, sind also nicht stabil genug. "Von den anderen wissen wir es nicht, aber weil es möglich ist, bauen wir die Platten zusätzlich ein", erklärt Meyer. Dank dieser Platten sei die Hochwassersicherheit in der Baugrube bis zu einer Höhe von 6,50 Meter gegeben.

Baukonzern kündigt "schonungslose Ursachenforschung" an

Während die Arbeiten vorangetrieben werden und die Stadtverwaltung ein Konzept erstellt, wie der Verkehr umgeleitet und die Anwohner informiert werden könnten, gibt es weiterhin Unstimmigkeiten rund um den vermuteten Pfusch am U-Bahn-Bau bei Politikern und Bauherren. Nach wachsendem Druck und scharfer Kritik von OB Roters (SPD) hat der Baukonzern Bilfinger Berger am Donnerstag (18.02.2010) eine "gründliche und schonungslose Ursachenforschung" angekündigt. Vorstandschef Herbert Bodner nannte den Umgang mit den Bauprotokollen "völlig inakzeptabel". Sie sollen, so der in der vergangenen Woche erhobene Vorwurf, falsch, vielleicht sogar bewusst manipuliert worden sein.

Bilfinger Berger in der Kritik

Bodner bezeichnete es auch als "unbegreiflich", dass stabilisierende Eisenbügel nicht eingebaut worden seien. Er betonte aber auch, es sei zu "keinen geometrischen Abweichungen gekommen", die die Standsicherheit gefährden würden. Durch "enge Kooperation" mit den Behörden und einer "offenen Kommunikation" solle das Vertrauen in die Baumaßnahme wieder hergestellt werden. In der Kritik steht vor allem Bilfinger Berger, das führende Bauunternehmen in der Arbeitsgemeinschaft der beteiligten Baufirmen (Arge Los Süd). Wie am Dienstag (16.02.2010) bekannt wurde, denken Stadt und KVB über eine Kündigung der Verträge mit den Baufirmen nach.

Skandal beschäftigt auch den Bundestag

Die Diskussion um die Vorgänge in Köln hat inzwischen auch die politischen Gremien im Land und im Bund erreicht. Am 4. März soll Bauminister Lutz Lienenkämper auf Antrag der Grünen im Düsseldorfer Landtag erklären, wie es zum "Versagen des gesamten Systems der Bau-Überwachung" kommen konnte. Der Skandal soll auch in Berlin ein parlamentarisches Nachspiel haben. Die Kölner Abgeordneten der Linken, Heidrun Bluhm, will das System der Baukontrollen in Deutschland auf den Prüfstand stellen. Der Linken-Ratsherr Jörg Detjen sagte, der Staat könne bislang die Kontrolle von Baustellen delegieren. "Man gibt aber nicht dem Fuchs die Aufsicht über den Hühnerstall - und nicht einem Privatunternehmen die Aufsicht über die Sicherheitsstandards, wenn es durch deren Unterlaufen mehr Geld verdient."