Mit Windgeschwindigkeiten bis zu 145 Stundenkilometern zog das Unwetter am Pfingstmontag von Südwesten Richtung Nordosten über Nordrhein-Westfalen. Bäume knickten wie Streichhölzer, 2-Euro-Stück große Hagelkörner richteten schwere Schäden an. Sechs Menschen kamen ums Leben.
Unterschiedliche Opferzahlen
Die Zahl der Toten wird am folgenden Tag unterschiedlich angegeben. Mal werden fünf Opfer genannt, mal sind es sechs. In Essen war ein 49-Jähriger bei Aufräumarbeiten nach dem Unwetter zusammengebrochen und gestorben. Die Essener Polizei zählte ihn daher nicht als unmittelbar durch den Sturm verstorben. Das NRW-Innenministerium spricht hingegen von sechs Todesopfern, weil es den Mann mit in die Opferzahlen einbezieht. Weiterhin kamen in Düsseldorf drei Menschen ums Leben, die in einer Gartenlaube Schutz gesucht hatten und dort von einem umstürzenden Baum erschlagen wurden. In Köln wurde ein Radfahrer von einem Baum tödlich getroffen. In Krefeld zerstörte ein umstürzender Baum eine Stromleitung und traf einen 28-jährigen Radfahrer. Er verstarb an einem Stromschlag.
Am Dienstag (10.06.2014) teilte das NRW-Innenministerium mit, Polizei und Feuerwehr seien bis dahin wegen des Unwetters rund 17.000 Mal ausgerückt. Landesweit seien etwa 14.000 Helfer der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerks im Einsatz gewesen. Neben den sechs Toten seien 67 Menschen verletzt worden, 30 von ihnen schwer.
Bahnen völlig aus dem Takt
In weiten Teilen des Landes wurde der Bahnverkehr völlig lahmgelegt. Nach und nach wurden gesperrte Strecken wieder freigegeben. Unterbrochen waren unter anderem die Ost-West-Verbindungen Dortmund-Essen-Düsseldorf-Köln sowie Dortmund-Gelsenkirchen-Duisburg. Im Fernverkehr von Berlin und Hannover ins Ruhrgebiet und ins Rheinland ging nichts mehr.
Leichte Entspannung am Donnerstag
Erst am Donnerstagvormittag (12.06.2014) konnte die Deutsche Bahn melden, dass die Züge auf den Strecken Berlin-Hamburg, Berlin-Hannover und Berlin-Köln wieder planmäßig fahren. Auch auf einigen regionalen Strecken sei der Betrieb wieder aufgenommen worden. Reisende kommen zudem wieder im ICE von Dortmund nach Berlin. Auch Richtung München führen die Züge wieder, allerdings entfallen die Halte in Düsseldorf, Duisburg, Essen und Bochum. Zahlreiche Strecken im Regional- und S-Bahnverkehr bleiben weiterhin gesperrt. Reisende müssten nach wie vor mit Verspätungen rechnen, sagte ein Sprecher der Bahn.
Autobahnen weitgehend wieder frei
Nach Angaben des NRW-Verkehrsministeriums waren die Autobahnen am Mittwoch weitgehend wieder befahrbar. Zu erheblichen Staus kam es dennoch, da viele Berufspendler, die die Bahn nicht nutzen konnten, auf das Auto umstiegen. Am Mittwochmittag musste der rechte Fahrstreifen der A44 zwischen dem Kreuz Jackerath und der Anschlussstelle Aldenhoven in Fahrtrichtung Aachen gesperrt werden, weil dort weitere Bäume nicht mehr standsicher sind und beseitigt werden müssen. Die Sperrung dauert voraussichtlich bis Freitag (13.06.2014)
Schulen geschlossen
Wegen Schäden an Gebäuden oder blockierten Rettungswegen blieben nach dem Unwetter in vielen NRW-Städten Schulen, Kindertagesstätten und Behörden geschlossen. In Essen mussten nach Angaben der Stadtverwaltung "170 Standorte mit mehr als 500 Gebäuden auf Sturmschäden und Baumbruch überprüft werden". Ebenfalls am Mittwoch blieben in Bochum, Essen, Gelsenkirchen, Dormagen, Castrop-Rauxel, Herne und Mülheim die städtischen Schulen geschlossen. In Neuss entschied man sich sogar dafür, den Unterricht bis einschließlich Freitag (13.06.2014) ausfallen zu lassen. Man habe sich "zu diesem Schritt entschlossen, damit die umfangreichen Arbeiten ohne eine Gefährdung der Schülerinnen und Schüler durchgeführt werden können", so die Neusser Schuldezernentin Dr. Christiane Zangs.
Rund 100 Millionen Euro Schäden
Der Gewittersturm in Nordrhein-Westfalen hat nach übereinstimmenden Angaben von Versicherern Schäden in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro angerichtet. Dies sei eine realistische Größenordnung, sagten Sprecher mehrerer Versicherungen am Mittwoch (11.06.2014) gegenüber der dpa. Konkrete Zahlen lägen erst in einigen Wochen vor.