Fünf Jahre nach Kyrill

Neuer Wald, alte Konflikte

Stand: 13.01.2012, 13:58 Uhr

Vor fünf Jahren fegte der Orkan Kyrill über Deutschland, elf Menschen starben. Den größten Waldschaden richtete er in NRW an. Bäume knickten um wie Streichhölzer. Wie wurde bisher aufgeforstet? Politiker und Umweltschützer ziehen eine unterschiedliche Bilanz.

Vor allem im Sauerland und Siegerland veränderte der verheerende Sturm die Landschaft. Aus der Luft sah es aus, als hätten Riesen Mikado-Stäbchen geworfen. 25 Millionen Bäume lagen am Boden. Wälder waren monatelang nicht begehbar, Orte von der Außenwelt abgeschlossen. Laut Landwirtschaftsministerium fiel insgesamt so viel Holz, wie sonst in drei Jahren in NRW vermarktet wird. Der Schaden im Wald belief sich auf mehr als 1,5 Milliarden Euro allein in NRW. Tausende von Forstleuten aus ganz Europa halfen mit schwerem Gerät bei den Aufräumarbeiten. Dabei gab es etliche Unfälle. Sieben Waldarbeiter starben im Jahr nach dem Orkan. Naturschutzverbände für mehr Mischwälder

Heute wächst auf den meisten kahlen Flächen wieder Wald. Erklärtes Ziel der Länder war es, neben den reinen Fichtenwäldern mehr Mischwälder anzubauen. Die Bilanz nach fünf Jahren fällt unterschiedlich aus. Naturschutzverbände beklagen, dass weiterhin mit schnell wachsende Nadelbäumen in Monokulturen aufgeforstet werde. Viele Flächen wurden zu Christbaum-Plantagen. Zu häufig stehe noch die wirtschaftliche Leistung des Waldes im Vordergrund, hieß es beim Naturschutzbund. Die Förderprogramme hätten mehr finanzielle Anreize für die Aufforstung mit Mischwäldern bieten müssen.

Remmel: "Wald auf Klimawandel vorbereiten"

Kahle Hügel wie hier im Rothaargebirge | Bildquelle: wdr

NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne) äußerte sich am Freitag (13.01.2012) positiv. Kyrill habe die Chance eröffnet, große Waldflächen neu zu strukturieren. "Wir müssen unseren Wald auf den Klimawandel vorbereiten", erklärte Remmel. Kyrill habe gezeigt, dass vor allem Monokulturen mit Fichten den kommenden Herausforderungen nicht standhielten.

Neue Setzlinge, den Rest besorgt die Natur

Nach Angaben des NRW-Landwirtschaftsministeriums hatten vor Kyrill die Sturmflächen im Privatwald zu 93 Prozent Nadelholz und zu sieben Prozent Laubholz. "Zum Stichtag 1. Oktober 2011 stieg der Anteil der Laubhölzer auf den Kyrill-Flächen auf 43 Prozent, der Anteil an Nadelhölzern sank auf 57 Prozent", hieß es in einer Pressemitteilung. Insgesamt wurden demnach 55 Prozent der zerstörten Waldgebiete mit Setzlingen neu bestückt. Den Rest überlassen die Waldbauern der Natur.

100 Millionen Euro vom Land

Feuerwehr und großes Gerät im Einsatz | Bildquelle: dpa

Im Jahr 2007 hatte die NRW-Landesregierung 100 Millionen Euro für die Behebung der Schäden bereitgestellt, darunter Straßenausbesserungen und Wiederaufforstung. Allein die Beseitigung der Hauptschäden dauerte laut Remmel zwei Jahre. "Kyrill hat große Schäden verursacht, die noch lange nachwirken werden", sagte der Grünen-Politiker am Freitag. Die CDU-Landtagsfraktion erklärte dazu, dass die Waldschäden heute weitgehend beseitigt seien, sei vor allem ein Verdienst des Parteikollegen und damaligen Umweltministers Eckhard Uhlenberg (CDU).