Staatliche Hilfen sind ein zweischneidiges Schwert. Nicht nur, weil das dafür aufgewendete Geld irgendwann einmal zurückgezahlt werden muss. Sie wirken auch nicht für alle gleichermaßen positiv. Das zeigt sich im Handwerk in NRW: während die Gewerke rund ums Bauen viele Aufträge erhielten, die auch aus dem Konjunkturpaket II finanziert wurden, sind Lage und Erwartungen im Kfz-Handwerk rückläufig. Hier spielt die Abwrackprämie die Hauptrolle: Weil viele Autofahrer mit staatlicher Unterstützung ihre alten Wagen gegen einen neuen eintauschten, brach bereits in diesem Jahr der Reparaturumsatz bei Kleinwagen ein. Im kommenden Jahr wird nach Einschätzung der Branche zudem auch der Neuwagenverkauf stark zurückgehen.
Bild für das gesamte Land
Dieses gemischte Bild zeichnet das Herbstgutachten der Handwerkskammer Düsseldorf, das am Dienstag (27.10.2009) veröffentlicht wurde. In der Handwerkskammer Düsseldorf werden fast 55.000 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 28 Milliarden Euro und rund 300.000 Beschäftigten erfasst, das sind mehr als ein Viertel aller Handwerksbetriebe in NRW. Damit liefert die Umfrage ein gutes Bild für das gesamte Land. "Der Geschäftsklima-Index hat im Handwerkskammerbezirk Düsseldorf im Herbst 2009 um zehn Punkte auf 72 Prozent zugelegt, so stark wie noch nie in diesem Jahrzehnt", sagt Wolfgang Schulhoff, Präsident der Kammer. 70 Prozent der befragten 8.000 Handwerksunternehmen bewerten ihre Geschäftsergebnisse im vergangenen halben Jahr als positiv. 73 Prozent gehen zudem davon aus, dass die wirtschaftliche Lage gleichbleibt oder sich sogar verbessert.
Personalabbau gestoppt
Die überraschend schnelle Besserung im Handwerk ist nach Einschätzung von Schulhoff ein Erfolg der Konjunkturpakete. Auch die Ausweitung der Kurzarbeit habe vielen Betrieben geholfen. "Verbessert haben sich gegenüber dem Frühjahr nicht nur die Stimmung, sondern auch harte Zahlen", sagt Schulhoff. Während im Frühjahr 60 Prozent der befragten Unternehmen sinkende Umsätze und Auftragsbestände erwarteten, ging dieser Anteil im Herbst auf 42 Prozent zurück. Auch die Entlassungswelle des letzten Winters ist gestoppt. 14 Prozent der Betriebe haben schon wieder zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, bei 65 Prozent blieb der Personalbestand gleich.
Unterschiedliche Entwicklung
Am besten stehen nach eigener Einschätzung derzeit die Betriebe am Bau da. Bauunternehmen, aber vor allem Ausbaugewerke wie Heizungsbauer, Sanitärbetriebe oder Maler, schätzen die eigene Lage sehr positiv ein. Hier liegt auch die Auslastung sehr hoch. "Das ist natürlich auch eine Folge der Konjunkturpakete", sagt Peter Schuchart, Geschäftsführer des Maler- und Lackierer Innungsverbandes Westfalen in Dortmund. "Dazu kommt aber auch, dass wegen der Finanzkrise viele Privathaushalte lieber in die eigenen vier Wände investieren als das Geld in Anlagen auf der Bank zu stecken." Das habe den Betrieben in diesem Sommer enorm geholfen.
"Das wird aber nicht unbedingt von Dauer sein", so Schuchart. Die Konjunkturpakete liefen nur noch eine begrenzte Zeit, die steigende Arbeitslosigkeit werde die Aufträge von privater Seite schmälern. "Ich denke, dass die Konjunkturdelle, die wir im vergangenen Jahr durch die staatliche Unterstützung vermieden haben, jetzt im Frühjahr kommen wird."
Abwrackprämie hilft Kfz-Gewerbe nur kurz
"Wir sind froh, dass der Einbruch gar nicht so tief war wie befürchtet", sagt Ulrich Köster vom Verband des Kfz-Gewerbes Nordrhein-Westfalen. Trotzdem stehe die Branche nach dem Auslaufen der Abwrackprämie vor einem Strukturwandel. "In ganz Deutschland werden im kommenden Jahr vielleicht rund 2,8 Millionen Neuwagen verkauft werden", so Köster. "Die Planungen bisher gingen immer von rund drei Millionen aus. Das geht nicht spurlos an der Branche vorbei."