Betreiber der über 100 Jahre alten Hochbahn sind die Wuppertaler Stadtwerke. Deren Experten erklärten bei der Pressekonferenz am Freitagmittag (18.10.2013), dass sich entlang der Stromschiene etwa 70 Klemmen gelöst haben sollen - vermutlich durch einen Bruch. Das nehmen Sachverständige an, die den Defekt und den Schaden in Augenschein genommen hatten. Die Klemmen seien üblicherweise alle drei Meter montiert. Sie fixieren die Stromschiene am Bauteil.
Abschnitt wurde erst vor zwei Tagen geprüft
Warum sich die Klemmen lösten, ist unklar. Zuletzt seien sie vor drei Jahren getauscht worden. Der betreffende Streckenabschnitt sei zuletzt vor zwei Tagen kontrolliert worden. Dabei habe es keine Auffälligkeiten gegeben. Auch die Bahn selbst soll gerade erst eine Hauptuntersuchung hinter sich gehabt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Bis entsprechende Erkenntnisse zur Ursache vorliegen, soll der Schienenverkehr ruhen. Als Ersatz für die Schwebebahn werden in Wuppertal vorerst Busse eingesetzt. "Die Schwebebahn wird auf jeden Fall nicht am Wochenende fahren", sagte Holger Stephan, Sprecher der Stadtwerke, auf WDR2. Wahrscheinlich wird sie frühestens Ende nächster Woche wieder in Betrieb genommen.
600 Volt Starkstrom
Die Starkstromschiene hatte sich gegen 18.30 Uhr auf einer Länge von etwa 260 Metern zwischen der Haltestelle Kluse und dem Landgericht gelöst und war auf die Bundestraße 7 gestürzt - mitten im Berufsverkehr. 600 Volt Starkstrom laufen durch die Leitung. Mit dem Abreißen der Schiene sei auch der Stromfluss unterbrochen gewesen. Auch an der Stelle, an der die Schiene bis ins Wasser der Wupper durchhing, habe keine Gefahr durch Elektrizität bestanden, so die Stadtwerke Wuppertal.
"Schrecklich und beängstigend"
Als "schrecklich und beängstigend" beschrieb ein Passagier auf WDR2 die Situation. "Zwischen Landgericht und Schauspielhaus hat es angefangen zu rumpeln", nicht nur einmal, sondern mehrere Male, bis die Bahn zum Stehen gekommen sei. Die Evakuierung dauerte länger als zwei Stunden, für manche Passagiere offenbar bis zu vier Stunden. Es habe aber keine Gefahr bestanden, dass der 35 Jahre alte Zug in die Wupper abstürze, sagt der Vorstand der Stadtwerke Wuppertal.
Die Feuerwehr rückte an und befreite mit einer Drehleiter rund 80 Fahrgäste aus einem Waggon in zwölf Metern Höhe. Alle anderen Bahnen konnten ins Depot zurückfahren. 70 Feuerwehrmänner waren im Einsatz. Nach Auskunft der Wuppertaler Stadtwerke wurden mindestens drei Autos beschädigt. Großes Glück hatte eine Frau, deren Fahrzeug von einem ungefähr armdicken Metallkabelschacht getroffen wurde. Sie wurde nur leicht verletzt. Auch von den Fahrgästen wurde nach Auskunft der Stadtwerke niemand verletzt. Die Autofahrerin, auf deren stehenden Wagen die Starkstromschiene gestürzt war, soll allerdings einen Schock erlitten haben.
Täglich mehr als 80.000 Fahrgäste
Die Wuppertaler Schwebebahn gilt weltweit als einzigartig. Seit 1901 fährt sie zwischen Vohwinkel und Oberbarmen. Mehr als 80.000 Fahrgäste befördert sie täglich und gilt als eines der sichersten Verkehrsmittel. Nur einmal kam es zu einem Unfall mit Personenschaden: 1999 sorgte ein vergessenes Bauteil dafür, dass die Bahn in die Wupper stürzte. Fünf Menschen starben, 47 wurden zum Teil schwer verletzt. In den vergangenen Jahren war die Schwebebahn für rund 500 Millionen Euro modernisiert worden.