"Einen echten Kümmerer" nannte SPD-Chef Sigmar Gabriel den verstorbenen Genossen und würdigte, dass er stets ansprechbar gewesen sei "für die Sorgen und Nöte der Menschen in Dortmund". "Günter Samtlebe war eine sozialdemokratische Ruhrgebietslegende. Er wird uns fehlen." In seiner 26 Jahre dauernden Amtszeit als Oberbürgmeister prägte er die Kommunalpolitik von 1973 bis 1999.
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die auch Vorsitzende der NRW-SPD ist, sagte am Donnerstag: "Von nur wenigen Menschen kann man sagen, dass sie das Gesicht und das Lebensgefühl einer Stadt über eine lange Wegstrecke hinweg geprägt haben. Für Günter Samtlebe gilt das allemal." Günter Samtlebe habe ein Stück Geschichte des Landes NRW mitgeschrieben. "Sein Tod ist ein großer Verlust für die Stadt, das Ruhrgebiet und unser Land." Auch der amtierende OB von Dortmund, Ulrich Sierau (SPD), würdigte die Verdienste seines Vorgängers, die Stadt habe ihm "viel zu verdanken."
Einsatz für den Strukturwandel
Samtlebe war weit über Dortmund hinaus bekannt, die Entwicklung des Reviers zur Ruhrmetropole war ihm ein großes Anliegen. So war er Mitbegründer der Runde der Ruhrgebiets-Oberbürgermeister. Außerdem kämpfte er für den Strukturwandel in seiner Stadt als Kohleförderung und Stahlproduktion immer weiter abgebaut wurden. Er holte alternative Wirtschaftsbranchen wie Forschung, Hochtechnologie und Handel nach Dortmund. Von 1983 bis 1985 war er Präsident des Deutschen Städtetages. Dessen Vorsitzender, Christian Ude, erkärte am Donnerstag: "Mit seiner direkten Sprache und seiner praktischen Art, Aufgaben anzugehen war ein überzeugender Anwalt der kommunalen Selbstverwaltung."
Knackige Sprüche und Volksnähe
Der Sohn eines Bergarbeiters war bekannt und beliebt für seine Volksnähe und seine pointierten Sprüche. So sagte er zum Beispiel auf einem Weinfest: "Das Schönste am Wein ist das Pils danach." So wurden Currywurst, Pils und klare Worte zu seinen Markenzeichen.
Geboren wurde Günter Samtleben in Dortmund-Schüren. Sein Vater, ein gelernter Maurer und Bergmann, starb sehr früh an der Staublunge, so dass die Mutter für die Familie sorgen musste. Samtlebe selbst absolvierte während des Zweiten Weltkriegs eine Verwaltungsausbildung und kam als 17-Jähriger zur Waffen-SS. Nach dem Krieg war er Bergmann und Hüttenarbeiter bei Hoesch. Gleichzeitig bildete er sich weiter und wurde später Verwaltungsdirektor bei der Hoesch AG.
Die politische Karriere
In die SPD trat Samtlebe bereits 1946 ein. 1956 wurde er in den Dortmunder Stadtrat gewählt. Von 1969 bis 1973 war er Fraktionsvorsitzender der SPD und wurde 1973 das erste Mal zum Oberbürgermeister gewählt. Die Dortmunder überzeugte er mit seiner Nähe zur Basis und blieb 26 Jahre im Amt. Als er 1999 aus Altersgründen nicht mehr kandidierte, richtete man ihm im Rathaus ein Ex-OB-Zimmer ein. 2002 wurde er Ehrenbürger seiner Heimatstadt. Desweiteren wurde er unter anderem mit dem Landesorden Nordrhein-Westfalen und dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Günter Samtlebe hinterlässt seine Frau, zwei Töchter, drei Enkel und einen Urenkel. Die Stadt Dortmund ordnete Trauerbeflaggung an.