Eon beschäftigt weltweit insgesamt 85.000 Mitarbeiter. Mit den Plänen, bis zu 11.000 Arbeitsplätze abzubauen, steht damit mehr als jeder zehnte Arbeitsplatz des Düsseldorfer Konzerns auf der Kippe. Der Fokus liege auf Verwaltungsaufgaben, teilte der Eon-Vorstand am Mittwoch (10.08.2011) mit. Zu konkreten Schritten äußerte sich der Konzern zunächst aber nicht. Die Überlegungen sollen in den kommenden Wochen konkretisiert werden, hieß es. Die Entscheidungen im Aufsichtsrat würden im Herbst fallen. Eon will die Konzernkosten in den kommenden Jahren um 1,5 Milliarden Euro senken.
Eon stellte am Mittwoch auch die Halbjahresbilanz vor. Die Rücknahme der Laufzeitverlängerung bei den Atommeilern, Probleme mit ungünstigen Gaslieferverträgen sowie niedrigere Stromerlöse drückten nach den Angaben des Konzers das bereinigte Ergebnis im zweiten Quartal erstmals in die Verlustzone. Die Belastungen aus dem Atom-Aus inklusive Brennstoffsteuer lagen im ersten Halbjahr bei 1,9 Milliarden Euro, hieß es. Eon senkte zudem seine Prognose und die Zieldividende.
Verdi fordert Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierte den geplanten Stellenabbau: "Wir verurteilen, dass der Konzern die anstehenden Veränderungen der Rahmenbedingungen, die durch Ertragseinbußen notwendig geworden sind, überproportional auf dem Rücken der Beschäftigten austragen will", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Erhard Ott am Mittwoch. Der Gewerkschaft zufolge soll der Stellenabbau bei Eon zu 60 Prozent in Deutschland erfolgen. Bestehende Vereinbarungen zur Arbeitsplatzsicherung sind laut Verdi befristet bis Ende 2012. Die Gewerkschaft fordert nun einen weiteren verbindlichen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen über 2012 hinaus sowie die Sicherung der Arbeitsplätze an den zur Disposition gestellten Standorten, betonte Ott. Es soll um die Standorte in Hannover, Essen und München gehen.
Eon-Chef Johannes Teyssen bezeichnete die Angaben der Gewerkschaft hingegen als "reine Spekulation". Entscheidungen sollten erst im Herbst fallen. "Wir können solche Aussagen heute noch nicht machen", erklärte Teyssen am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Das Management werde in diesen Tagen an verschiedenen Standorten den Hintergrund der angepeilten Sparmaßnahmen erläutern.
Gabriel kommt zur Betriebsratssitzung
Vor dem Hintergrund der geplanten Stellenstreichungen will der Konzernbetriebsrat am Freitag (12.08.2011) zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Anwesend wird auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sein. Er werde der Einladung "selbstverständlich folgen", gab er gegenüber der WAZ-Mediengruppe an. Gabriel forderte den Energiekonzern gleichzeitig auf, die Arbeitnehmer "nicht einseitig" mit den Folgen von Fehlentwicklungen zu belasten. "Aktionär ist man nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten."
Auch RWE unter Druck
Auch die Konzerne Vattenfall und EnBW hatten bereits erhebliche Belastungen durch den Atomausstieg für ihr Geschäft vermeldet. EnBW rutschte im ersten Halbjahr sogar in die Verlustzone. Bei RWE, Deutschlands zweitgrößtem Energieversorger, ging der Gewinn im ersten Halbjahr auch deutlich zurück. "Die Beschlüsse zur Kernenergie führen zu erheblichen Ergebnisbelastungen", erklärte Vorstandschef Jürgen Großmann am Dienstag (09.08.11) in Essen. Der Nettogewinn fiel gegenüber dem gleichen Zeitraum 2010 mit 1,66 Milliarden Euro um knapp 40 Prozent niedriger aus. Der Umsatz blieb mit 27,45 Milliarden Euro stabil. Für 2011 rechnet RWE mit einem stärkeren Ergebnisrückgang als im Februar prognostiziert. Das Nettoergebnis soll gegenüber 2010 um etwa 35 Prozent statt 30 Prozent schrumpfen. Die Rücknahme der Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke werfe RWE aber "nicht aus der Bahn", sagte Großmann.
RWE erhöht Investitionen trotz Gewinnrückgangs
RWE bezifferte die Kosten des Atomausstiegs für 2011 auf 1,3 Milliarden Euro, von denen in den ersten sechs Monaten bereits 900 Millionen Euro angefallen seien. Kostentreiber seien die Kernbrennstoffsteuer, gegen die RWE inzwischen zwei Klagen eingereicht habe, sowie höhere Rückstellungen für Stilllegung und Rückbau der Kraftwerke, hieß es. RWE musste wegen des Kernenergie-Moratoriums der Bundesregierung bereits sein Atomkraftwerk Biblis vom Netz nehmen und produziert deshalb auch weniger Strom. Auch ging der Gasabsatz wegen der überdurchschnittlich milden Frühjahrswitterung und Kundenabwanderungen im ersten Halbjahr um ein Fünftel zurück. Trotz des Gewinnrückgangs erhöhte RWE im ersten Halbjahr seine Investitionen um acht Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. In den kommenden Jahren sollen sie aber zurückgefahren werden.
Bei RWE keine Rede von Stellenabbau
RWE reagiert auf die Herausforderungen mit einem Maßnahmenpaket, das bereits am Montag (08.08.2011) verkündet wurde. Dazu gehören eine Kapitalerhöhung und größere Einsparungen. Außerdem soll das Verkaufsprogramm von bisher 8 Milliarden auf bis zu 11 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Darunter könnten unter anderem auch Aktivitäten der Öl- und Gastochter RWE Dea in Ägypten fallen.
Von einem Stellenabbau ist nicht die Rede. Großmann betonte, dass RWE vor vier Jahren ein Sparprogramm gestartet habe. RWE sei dezentral aufgestellt. Im ersten Halbjahr stieg die Mitarbeiterzahl um 1.850, weil Stellen in Wachstumsbereichen hinzugekommen seien und der Regionalversorger NVV (Mönchengladbach) zum ersten Mal voll in den Büchern von RWE stehe.