3. September 2010: Der zehnjährige Mirco wird zuletzt mit einem Freund an einer Bushaltestelle in der Nähe einer Skate-Anlage in Grefrath gesehen. Von dort will er mit dem Fahrrad die vier Kilometer nach Hause fahren, kommt aber nicht dort an. Kurz zuvor hatte er noch mit seiner Mutter telefoniert.
4. September 2010: Aufgrund eines Missverständnisses melden Mircos Eltern ihren Sohn erst am Morgen als vermisst. Die Polizei beginnt die Suche. Mircos Fahrrad wird kurz hinter dem Ortsausgang von Grefrath gefunden, rund einen Kilometer von seinem Elternhaus entfernt. Zeugen melden, sie hätten dort einen verdächtigen dunklen Pkw-Kombi gesehen.
4./5. September 2010: Die Polizei richtet eine Sonderkommission ein, um Mirco zu finden. Sie durchsucht mit Hundertschaften Feld- und Waldgebiete in der Nähe von Grefrath. Zusätzlich werden Hubschrauber und Spürhunde eingesetzt. Die Hunde verfolgen Mircos Spur in Richtung der Nachbargemeinde Wachtendonk, verlieren sie allerdings im Bereich der Ortschaft Vorst.
7. September 2010: Die Polizei setzt inzwischen auch Taucher ein, die die umlegenden Seen absuchen. Es meldet sich eine Zeugin, die am 4. September auf dem Parkplatz "Am Heitzerend" zwischen Grefrath und Hinsbeck neben einem Mülleimer eine Sporthose gefunden hatte. Die Polizei findet auf dem Parkplatz weitere Spuren, darunter ein völlig durchnässtes Polohemd.
9. September 2010: Noch immer suchen über 1.000 Einsatzkräfte, darunter viele Freiwillige, nach Mirco. Es ist eine der größten Suchaktionen, die es je in NRW gegeben hat. In der Grefrather St.-Laurentius-Kirche wird ein Unterstützungsgottesdienst für Mirco und seine Familie abgehalten.
10. September 2010: Untersuchungen ergeben: Mirco hat die Hose, die die Zeugin der Polizei übergab, am Abend seines Verschwindens getragen. Im Landeskriminalamt versuchen Experten, ein Täterprofil zu erstellen und suchen nach Zusammenhängen zu ähnlichen Fällen. Einschlägig bekannte Straftäter in der Region werden befragt.
11. September 2010: Die 50-köpfige Sonderkommission wird um 30 Ermittler erweitert. Auch im deutsch-holländischen Grenzgebiet wird gefahndet.
15. September 2010: Nach den Untersuchungen durch das Landeskriminalamt steht fest: Auch das Poloshirt, das auf dem Parkplatz gefunden wurde, gehört Mirco. Abends berichtet die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" über den Fall. Weitere Hinweisgeber melden sich, teilweise sind die Telefonleitungen überlastet. Eine heiße Spur findet sich jedoch immer noch nicht.
16. September 2010: Die Polizei macht erstmals genauere Angaben zu dem möglichen Täter. Sie vermutet, dass er aus der Region Grefrath stammt.
17. September 2010: Die großflächige Suche nach Mirco wird zwei Wochen nach seinem Verschwinden eingestellt. Nur noch eine Hundertschaft der Polizei steht in Bereitschaft. Tornados der Bundeswehr fliegen im Tiefflug über die Region um Grefrath und machen Luftaufnahmen mit Wärmebildkameras.
18. September 2010: Nach der Auswertung der Luftaufnahmen untersucht die Polizei vier verdächtige Stellen, an denen auffällige Wärmewerte im Erdreich gemessen wurden. Ohne Erfolg. Es ist Mircos elfter Geburtstag.
22. September 2010: Die Polizei durchsucht 17 Kubikmeter Müll aus öffentlichen Mülleimern aus Grefrath und Umgebung. Wieder keine heiße Spur. Inzwischen sind über 2.000 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen.
24. September 2010: Zwischen 20.00 und 24.00 Uhr blitzt die Polizei alle Fahrzeuge, die in der Umgebung des vermutlichen Tatorts unterwegs sind. Mehrere hundert Autofahrer werden so erfasst. Außerdem werden Listen in den Gaststätten in Grefrath und Umgebung ausgelegt, in die sich Gäste, die regelmäßig freitags kommen oder dort am 3. September waren, eintragen sollen.
25. September 2010: Mircos Eltern wenden sich in einem bewegenden Appell im WDR Fernsehen an den mutmaßlichen Täter. Die Polizei hofft, durch dieses Vorgehen an einen anonymen Hinweis gelangen zu können.
26. September 2010: Nach einem vielversprechenden Hinweis einer Zeugin durchforstet ein 400-köpfiges Polizeiaufgebot mit Hubschraubern und Suchhunden ein Gelände im Bereich des Klosters Mariendonk.
27. September 2010: Die Suche nach Mirco wurde erneut unterbrochen. Ein Gutachter soll jetzt untersuchen, woher genau der Schrei kam, den Zeugen in der Nacht von Mircos Verschwinden gehört hatten.
28. September 2010: Der Leiter der Soko "Mirco" hat sich in einem offenen Brief bei den Einwohnern im Raum Grefrath für die bisherige Unterstützung bedankt. Er appellierte aber auch, die Polizei weiter mit Hinweisen zu versorgen.
01. Oktober 2010: Die Soko "Mirco" hat den Fluss Niers nach dem verschwundenen Jungen abgesucht. Der Einsatz von Polizeitauchern und Spürhunden wurde am Nachmittag ohne Ergebnis abgebrochen.
04. Oktober 2010: Die Polizei hat die Suche nach Mirco erfolglos fortgesetzt. Dabei wurden Lücken im bisherigen Suchgebiet geschlossen. Die Suche mit etwa 370 Einsatzkräften konzentrierte sich auf den Nordosten Grefraths.
05. Oktober 2010: Die Polizei hat nach eigenen Angaben die "weiträumige" Suche nach Mirco eingestellt. Nur im Falle neuer Hinweise soll die Suche wieder aufgenommen werden.
08. Oktober 2010: Mit einem Schalltest haben die Ermittler den Bereich eingrenzen können, aus dem der Schrei kam, den Zeugen am Tag von Mircos Verschwinden gehört hatten. Das Gebiet, ein Maisfeld und ein angrenzendes Wäldchen, soll nun erneut abgesucht werden.
29. Oktober 2010: Acht Wochen nach Mircos Verschwinden meldet die Polizei eine "heiße Spur". Gesucht wird ein Kombi des Typs VW Passat. Ein Polizeisprecher ist überzeugt: "Kennen wir diesen VW-Passat-Kombi, klären wir das Schicksal des Jungen".
8. November 2010: Die Fahndung nach dem Fahrzeug wird auf die ganze Bundesrepublik ausgedehnt. Am Tag danach meldet die Polizei, dass zahlreiche Hinweise eingegangen seien.
12. November 2010: Die Ermittler geben bekannt, dass Arbeiter Mircos Handy in einer Straßenböschung nördlich von Grefrath gefunden haben. "Ein Glücksfall", der vielleicht den Durchbruch bringt, so die Polizei. Das Handy wird jetzt auf DNA-Spuren untersucht: Die Ermittler gehen davon aus, dass der Entführer es aus dem Auto heraus wegwarf. Die Untersuchung bringt jedoch keine neuen Erkenntnisse.
2. Dezember 2010: Ein Vierteljahr Suche nach Mirco - die Soko zieht trotz Erfolglosigkeit eine positive Zwischenbilanz: "Wir sind so gut aufgestellt und haben schon so viele Erkenntnisse, die uns täglich näher an den Täter heran führen. Irgendwann ist das Puzzlespiel fertig", sagt Soko-Leiter Ingo Thiel.
26. Januar 2011: Ein Taverdächtiger wird festgenommen. Es soll ein Familienvater aus dem Kreis Viersen sein.
27. Januar 2011: Die Krefelder Staatsanwaltschaft bestätigt, dass Mircos Leiche gefunden worden sei. Das Schicksal des Jungen sei geklärt. Weitere Einzelheiten will der leitende Ermittler, der Mönchengladbacher Kommissar Ingo Thiel, am Freitag (28.01.11) bekanntgeben.
28. Januar 2011: Polizei und Staatsanwaltschaft geben bei einer Pressekonferenz offiziell bekannt, dass Mircos mutmaßlicher Mörder ein 45-jähriger Familienvater aus Schwalmtal ist. Der Junge sei ein "Zufallsopfer". Der Mann habe den Jungen entführt, entkleidet und getötet. Möglicherweise handele es sich auch um ein Sexualdelikt.
3. Februar 2011: Trauergottesdienst für Mirco - genau fünf Monate nach seinem Verschwinden - in der Laurentius-Kirche in Grefrath. In der Kirche ist jeder der rund 600 Plätze besetzt. Die Trauerfeier wird auf eine Großbildleinwand übertragen, die auf dem Marktplatz steht. Fast 1.000 Menschen zählt die Polizei vor der Leinwand.
9. Februar 2011: Mircos Leiche wird in Grefrath beerdigt. Familie, Freunde, Nachbarn, die Pfadfindergruppe, Klassenkameraden und die Ermittler der "Soko Mirco" nehmen teil.
5. Mai 2011: Das Krefelder Landgericht lässt die Anklage, die die Staatsanwaltschaft Ende März erhoben hat, zu. Olaf H. wird Mord, Freiheitsberaubung, sexueller Missbrauch und sexuelle Nötigung des Jungen Mirco vorgeworfen.
12. Juli 2011: Gut zehn Monate nach dem Tod des zehnjährigen Mirco beginnt vor dem Landgericht Krefeld der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder des Kindes. Rund 40 Zeugen und einen psychiatrischen Gutachter hat der Vorsitzende Richter geladen. Mit einem Urteil wird Ende September gerechnet.
23. September 2011: Der Gutachter Martin Albrecht sagt vor Gericht aus. Er bescheinigt dem Angeklagten, uneingeschränkt schuldfähig zu sein.
26. September 2011: Staatsanwaltschaft und Verteidigung halten die Plädoyers. Sie fordern ebenso wie die Nebenklage, die die Eltern von Mirco vertritt, eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes. Jedoch fordern Staatsanwaltschaft und Nebenklage zudem die Feststellung einer besonderen Schwere der Schuld. Dies wäre die Grundlage für eine anschließende Sicherungsverwahrung und würde die vorzeitige Haftentlassung verhindern.
29. September 2011: Höchststrafe für Mircos Mörder: Das Landgericht Krefeld verurteilt Olaf H. zu lebenslanger Haft und stellt die besondere Schwere der Schuld fest. Das Gericht ist davon überzeugt, dass er Mirco entführt, missbraucht und ermordet hat.
11. April 2012: Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe verwirft die Revision von Olaf H. Das Urteil ist damit rechtskräftig.