Spiele-Apps für Smartphones seien mittlerweile eine Art "Volkssport" geworden, schreibt der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) in einer Mitteilung. Sie böten für viele Menschen den Einstieg in die Welt der Computerspiele. Rund 13 Millionen Spiele-Apps seien 2010 in Deutschland heruntergeladen worden. Die Wachstumsraten lägen im zweistelligen Bereich. Das so genannte "Mobile-Gaming" ist eines der Haupthemen auf der Spielemesse Gamescom. Für Spieleentwickler öffne sich durch den neuen Trend ein Riesenmarkt, sagt Réne Schuster vom Branchenverband Bitkom. Längst würden auch bekannte Spiele wie "Die Sims" oder die Rennsimulation "Need for Speed" als Apps angeboten.
Laut einer Bitkom-Umfrage spielt jeder dritte Deutsche, knapp zwei Drittel davon täglich. Unter den Frauen sind es 29 Prozent, unter den Männern 34. Allerdings wollten viele Nutzer kein Geld für Spiele ausgeben. 45 Prozent spielen laut Studie nur Gratis-Titel. Ein Fünftel der Befragten gab zu, sich schon mal illegal Spiele besorgt zu haben, ein weiteres Drittel wollte sich dazu nicht äußern. Der Verband geht von einer Dunkelziffer aus.
Nintendo leidet unter Entwicklung
Was die Spielehersteller freut, ärgert unterdessen die Hersteller der Hardware. So meldete der japanische Konzern Nintendo Ende Juli, zum ersten Mal in der Firmengeschichte, ein Quartal mit roten Zahlen. Die neue tragbare Konsole wurde deutlich seltener verkauft, als erwartetet. Nintendo will den Preis nun um 40 Prozent senken.
Messe erwartet Besucherrekord
Insgesamt sieht sich die Branche aber im Aufwind. Zur Gamescom werden rund 550 Aussteller in den Kölner Messehallen erwartet - zehn Prozent mehr, als im Vorjahr. Partnerland der Gamescom ist in diesem Jahr Großbritannien, der umsatzstärkste Computerspielemarkt Europas. Die Gamescom-Aussteller kommen aus 39 Ländern (Vorjahr: 33), unter anderem sind erstmals Firmen aus Norwegen, Mexiko und Brasilien dabei. "Die Internationalisierung der Messe nimmt zu", sagt Projektleiter Tim Endres. "Inzwischen stammt die Hälfte der Aussteller aus dem Ausland."
Auch bei den Besuchern hofft die Messegesellschaft auf Rekordzahlen und erwartet mehr als 254.000 Gäste. Auf dem Messegelände stehen Tausende Spielestationen bereit, an denen Neuentwicklungen und Klassiker ausprobiert werden können. Zeitgleich zur Messe findet auch der "Gamescom Congress" statt. In verschiedenen Diskussionsrunden wird dabei etwa über Online-Games, Verbraucher- und Datenschutz diskutiert. Beim "Gamescom Campus" informieren verschiedene Aussteller, beispielsweise auch die Bundesagentur für Arbeit, über Job- und Karriere-Chancen in der Spielewelt.
Hunderte Premieren erwartet
Die Spielehersteller nutzen die Messe gerne, um ihre Neuigkeiten zu präsentieren. So erwarten die Veranstalter, dass "hunderte Welt- Europa- und Deutschlandpremieren" neuer Spiele und Geräte zu sehen sein werden. Auch ein Kinofilm auf Basis des Computerspiels "Tekken" wird im Rahmen der Messe erstmals in Deutschland gezeigt.
Im ersten Halbjahr 2011 hat die Branche nach BUI-Angaben rund 793 Millionen Euro mit Spiele-Software umgesetzt, ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitruam. Online-Geschäftsmodelle seien das stärkste Wachstumsfeld. Der Umsatz aus Gebühren für Online- und Browserspiele sowie dem Verkauf virtueller Spielgüter sein in den ersten 6 Monaten umd 15 Prozent auf 154 Millionen Euro gewachsen.
Gratis-Konzerte in der Innenstadt
Wer genug vom daddeln vor dem Bildschirm hat, kann sich im Rahmen der Messe auch anders austoben. Es gibt einen BMX-Parcours, eine künstliche Surf-Welle und Skateboard-Rampen. Nach Messeschluss wird in der Kölner Innenstadt gefeiert. Bei freiem Eintritt treten beispielsweise die Rockband Guano Apes und der Sänger Philipp Poisel auf. Die Gamescom in Köln ist am ersten Tag nur für Fachbesucher geöffnet, ab Donnerstag ist sie offen für alle. Die Messe endet am Sonntag (21.08.2011).