Serientäter soll Jungen ermordet haben

Mutmaßlicher Serienmörder gefasst

Stand: 15.04.2011, 14:17 Uhr

Die Polizei in Niedersachsen hat einen mutmaßlichen Serienmörder festgenommen. Der 40-Jährige wird beschuldigt, mehrere Jungen entführt und ermordet haben. Der Mann gestand drei Taten - darunter den Mord an einem Achtjährigen aus Versmold (Ostwestfalen).

Der 40-jährige Pädagoge wurde laut Polizeiangaben bereits am Mittwoch (13.04.2011) in seiner Wohnung in Hamburg festgenommen. Dort seien verschiedene Beweismittel sichergestellt worden. Bei seiner polizeilichen Vernehmung soll der Mann drei Morde gestanden und exklusives Täterwissen präsentiert haben. Die Staatsanwaltschaft Stade beantragte Haftbefehl wegen dreifachen Mordes sowie sexuellen Missbrauchs. Der Verdächtige soll ursprünglich aus dem Raum Bremen stammen und als Jugendbetreuer gearbeitet haben. Er soll wegen Sexualdelikten polizeilich bekannt sein, aber keine Vorstrafen haben. Laut Martin Erftenbeck, Leiter der Sonderkommission, wurde der Mann bereits 2007 im Zuge der Ermittlungen verhört. Damals hätten sich aber keine Verdachtsmomente ergeben.

Mehr als 1.000 neue Hinweise

Die Festnahme des Mannes, die die Polizei am Freitag (15.04.2011) im niedersächsischen Verden bekannt gab, steht in Zusammenhang mit Ermittlungen im Fall des neunjährigen Dennis K. aus Osterholz-Scharmbeck, der im September 2001 aus einem Schullandheim in Wulsbüttel bei Cuxhaven entführt und später ermordet wurde. Nachdem die Sonderkommission "Dennis" jahrelang im Dunkeln tappte, kam im Februar 2010 neue Bewegung in den Fall. Ein Zeuge will Dennis K. in einem Auto gesehen haben und konnte den Fahrer sowie das Modell des Autos beschreiben. Danach startete die Polizei einen neuen Fahndungsaufruf, auf den mehr als 1.000 Hinweise eingingen. Der Festgenommene soll die Tat an Dennis K. gestanden haben.

Den entscheidenden Tipp soll ein früheres Missbrauchsopfer gegeben haben. Laut Polizeiangaben habe sich der Zeuge erneut gemeldet und dabei Hinweise gegeben, die die Ermittler auf die Spur des 40-Jährigen führten. Der Zeuge berichtete demnach, er sei mehrere Monate vor dem Missbrauch bei einer Jugendfreizeit von einem Betreuer in auffälliger Weise auf seine Wohnsituation angesprochen worden. Der Täter drang dann 1995 in das Haus des Jungen ein.

Verdächtiger gesteht Mord an Achtjährigem aus Versmold

Auch in einem Fall aus dem Jahr 1995 machte der Verdächtige ein Geständnis: Er gab zu, den achtjährigen Dennis R. aus dem ostwestfälischen Versmold ermordet zu haben. Der Junge, der in einem Kinderheim bei Lippstadt lebte, war am 24. Juli 1995 aus einem Zeltlager bei Schleswig entführt worden, wo er die Ferien verbrachte. Seine Leiche war zwei Wochen später in einer Düne bei Holstebro in Dänemark gefunden worden. Wie Staatsanwalt Kai-Thomas Breas mitteilte, wiesen zusätzlich zum Geständnis auch Indizen und Beweismittel auf die Täterschaft des Mannes hin. So soll er bereits zwei Tage, bevor er Dennis R. entführte, ein Ferienhaus in Dänemark angemietet haben, in dessen Nähe die Leiche später gefunden wurde. In diesem Ferienhaus soll er den Jungen festgehalten und wenige Tage später ermordet haben.

Das dritte Geständnis des Mannes bezog sich auf einen Fall aus dem Jahr 1992. Damals verschwand ein 13-jähriger Hamburger aus einem Internat im niedersächsischen Scheeßel. Der Junge wurde einen Monat später tot aufgefunden. Die Polizei brachte den Verdächtigen während der Ermittlungen mit zwei weiteren Morden in Zusammenhang, die 1998 in den Niederlanden und 2004 in Frankreich verübt wurden. Laut Polizeiangaben bestritt der Festgenommene bei der Vernehmung allerdings eine Tatbeteiligung an den Fällen im Ausland.

Möglicherweise nicht alle Taten bekannt

Neben den Morden werden dem Mann auch fast 40 Sexualdelikte zur Last gelegt. Die Fälle liefen alle nach einem ähnlichen Schema ab: Der Täter drang immer nachts in Häuser, Landheime und Zeltlager ein und missbrauchte oder entführte kleine Jungen. Die Polizei rief die Bevölkerung weiter zur Mithilfe in dem Fall auf. Möglicherweise seien nicht alle Taten des Mannes bekannt. Gerade bei Sexualdelikten gebe es eine hohe Dunkelziffer, sagte Soko-Leiter Erftenbeck.