Aachen steht zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Grenz- und Lazarettstadt und Aufmarschgebiet der deutschen Truppen im Brennpunkt der Ereignisse. In den Morgenstunden des 4. August 1914 marschieren deutsche Truppen unter Bruch des Völkerrechts in das neutrale Belgien ein. Nach dem schon 1905 von kaiserlichen Militärs entwickelten Schlieffen-Plan soll in einem handstreichartigen Überfall Frankreich niedergerungen und anschließend Russland besiegt werden.
Frühe Gräueltaten
Schon zu Kriegsbeginn verüben die deutschen Truppen Gräueltaten an Männern, Frauen und Kindern. In vielen Dörfern, unter anderen in Gemmenich, Visé, Berneau und Battice bei Lüttich kommt es zu gewaltsamen Übergriffen. Die ersten Massenerschießungen von belgischen Zivilisten erfolgen am 5. August. Zwischen August und Oktober 1914 werden rund 6.500 Zivilisten Opfer der deutschen Soldaten. Es folgen die Massaker von Dinant und die Zerstörung Löwens samt Brandschatzung der wertvollen Nationalbibliothek. Die Gräueltaten heizen weltweit die antideutsche Stimmung an und fördern in Großbritannien die Bereitschaft, in den Krieg einzutreten.
Folgen bis heute
Anders als bei unseren Nachbarn ist die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse in Deutschland oft überlagert von den Katastrophen des Zweiten Weltkriegs. In Belgien und den Niederlanden wird aber auch mit zahlreichen Mahnmalen und jährlichen Gedenkfeiern an die Kriegsverbrechen von 1914 bis 1918 erinnert. War das Grenzgebiet davor von gutnachbarlichen Beziehungen geprägt, belasten der Erste wie auch der Zweite Weltkrieg mit all ihren Gräueltaten und Millionen Toten bis heute das Verhältnis zu unseren Nachbarn westlich von Aachen.