Ein Gamer mit Mütze sitzt mit Maus und Tastatur vor einem Computer und spielt ein Computerspiel.

Gaming

Gaming: 7 Beispiele warum es mehr als Zocken ist

Stand: 24.08.2023, 14:04 Von Vincent Kretschmer Glücksfunken

Von Vincent Kretschmer

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"Games sind nur Zeitverschwendung" — das ist ein Vorurteil, dem jede:r Gamer:in bestimmt schon mal begegnet ist. Doch viele Videospiele oder damit verbundene Projekte sind mehr als das. Sie behandeln Themen wie Politik, Inklusion oder Mental Health und ermöglichen dadurch spielerisch ganz neue Perspektiven. Hier sind sieben Beispiele für solche Games mit Mehrwert:

1. "The Uncensored Library" in Minecraft

"Minecraft" ist eines der beliebtesten Videospiele aller Zeiten. Ähnlich wie bei "Lego" können Spieler:innen hier ganze Welten aus Blöcken bauen und diese dann online teilen und erkunden. 2020 wurde mit “The Uncensored Library” eine Minecraft-Welt erschaffen, deren Ziel es ist, Werke zugänglich zu machen, die in bestimmten Ländern zensiert sind.

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Besucher:innen können die verschiedenen Räume der Bibliothek durchstöbern und darin Bücher und Artikel lesen. Die Räume sind nach Ländern unterteilt, in denen die Pressefreiheit eingeschränkt ist. So gibt es beispielsweise Räume für Saudi-Arabien, für Belarus und seit 2023 auch für den Iran und für Russland.

Initiiert wurde das Projekt von "Reporter ohne Grenzen". Gamer:innen können die Bibliothek auch einfach runterladen und an einer anderen Stelle wieder hochladen. Eine Verbreitung zu unterbinden ist darum nahezu unmöglich.

2. Gaming zum Thema Trauer in "Gris"

In den letzten Jahrzehnten sind Textpassagen und vertonte Zwischensequenzen in Videospielen immer beliebter geworden, um Geschichten zu erzählen. Doch es geht auch anders: Gaming-Klassiker wie "Super Mario" nutzen zur Vermittlung einer simplen Handlung nur wenig Sprache. Das Game "Gris" verzichtet darauf sogar komplett – behandelt aber trotzdem eine anspruchsvolle Thematik.

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Denn nur durch Grafik, Musik und Gameplay wird hier das Gefühl der Trauer beschrieben. Die Story: Du begleitest eine Sängerin, die ihre Stimme verloren hat, auf einer Reise durch abstrakte Welten. Jede Welt ist durch eine dominante Farbe gekennzeichnet und kann dabei als ein anderes Stadium der Trauer gesehen werden. Trauer wird so also eher als Prozess, statt als Zustand gezeigt.

3. Proteste in "Animal Crossing - New Horizon"

Es war das beliebteste Videospiel 2020: In “Animal Crossing – New Horizon” bewohnst du zusammen mit sprechenden Tieren eine Insel und kannst diese nach deinen Vorstellungen gestalten. Auch eigene Designs können dabei hochgeladen werden, um beispielsweise Kleidung oder Plakate zu kreieren. Die eigene Insel kann dann von anderen Spieler:innen besucht werden.

Eine Hand hält eine Nintendo Switch. Auf dem Bildschirm sieht man das Spiel "Animal Crossing". Zwei Personen stehen vor einem virtuellen Free Hongkong Plakat.

Der Protest Hongkonger Bürgerrechtler fand nicht nur auf der Straße statt, sondern auch im Spiel "Animal Crossing".

Diese Freiheit hat dazu geführt, dass inmitten der freundlichen Spielumgebung politische Botschaften eingebaut wurden. So nutzte die Free-Hongkong-Bewegung das Spiel, um den chinesischen Einfluss auf die Stadt zu kritisieren. Das Black-Lives-Matter-Movement errichtete ein virtuelles Denkmal für George Floyd. Aber auch Wahlwerbung für den US-Wahlkampf wurde von den Demokraten hier platziert.

4. Barrierefreiheit durch den "Adaptive Controller"

Viele Videospiele haben bereits Optionen, um Menschen mit Sehschwächen das Spielen zu vereinfachen. Das Game "The Last of Us – Part 2" geht sogar so weit, einen Spielmodus für blinde Menschen anzubieten. Spielmechaniken sind hier an Audiosignale gekoppelt. Aber auch für Menschen mit Bewegungseinschränkungen gibt es inzwischen Möglichkeiten zum Zocken.

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Der "Adaptive Controller" ist eine Art zentrale Schaltstelle, an die weitere, individualisierte Steuerungsgeräte angeschlossen werden können. Diese Geräte können dann mit der Schulter oder mit dem Mund bedient werden, je nachdem, welche Körperteile die Person nutzen kann. Dadurch kann der Controller an die Mobilität der einzelnen Spieler:innen angepasst werden.

5. "Before your Eyes" — blinzelnd durchs Spiel

Die Handlung beschäftigt sich mit einem ernsten Thema: Du spielst eine Seele im Jenseits, deren Leben noch einmal an ihr vorbeizieht. "Before your Eyes" ist weniger ein Spiel, sondern ein interaktiver Film.

Dieses außerwöhnliche Spielkonzept wird durch die ungewöhnliche Steuerung verstärkt: Per Webcam werden die Augen der Gamer:innen gescannt. Durch Anblinzeln verschiedener Objekte in der Spielwelt kann mit ihnen interagiert werden.

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Das Blinzeln kann auch Zeitsprünge auslösen. Um eine besonders schöne Szene nicht so schnell enden zu lassen, kannst du also versuchen, die Augen möglichst lange offen zu halten. Durch das ungewöhnliche Bedienkonzept ist "Before your Eyes".

Durch das ungewöhnliche Bedienkonzept ist das Spiel übrigens auch barrierefrei, "Before your Eyes" lässt sich aber auch ganz gewöhnlich mit der Maus spielen.

6. Das Mental Health Game "Celeste"

Gerade in Horror- und Thrillerspielen werden psychische Krankheiten oft stigmatisiert, indem Betroffene als gefährlich dargestellt werden. Das Geschicklichkeitsspiel "Celeste" dagegen schafft es, einen differenzierten Blick auf das Thema mentale Gesundheit zu werfen. Die Protagonistin Madeline muss hier einen Berg bezwingen, ist dabei aber von Selbstzweifeln und Versagensängsten geplagt.

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Auf dem Weg zum Gipfel gerät sie immer wieder in Konflikt mit sich selbst – dargestellt durch die Figur "Part of Me", die sie verhöhnt und entmutigt. Spielerisch wird das durch anspruchsvolle Kletterpassagen symbolisiert, die von den Gamer:innen volle Konzentration fordern. Um den Berg zu bezwingen, muss Madeline sich Angst und Selbstzweifeln stellen und diese als Teil von sich akzeptieren.

7. "This War of Mine" zeigt die andere Seite des Krieges

Krieg als Szenario ist beim Gaming nichts Ungewöhnliches. Die erfolgreichsten Serien wie “Call of Duty” geben Spieler:innen die Möglichkeit, die Rolle von Soldat:innen zu übernehmen. In den meisten Fällen steht dabei die Action im Vordergrund: intensive Feuergefechte, Explosionen, Nervenkitzel. Dabei werden aber die realen Umstände und die Entbehrungen, die Kriege für eine betroffene Bevölkerung bedeuten, oft außer Acht gelassen.

Das Computerspiel This War of Mine versetzt die Spieler:innen in die Rolle von Zivilist:innen in einer belagerten Stadt im Krieg.

In "This War of Mine" schlüpfen Spieler:innen in die Rolle von Zivilist:innen in einer belagerten Stadt im Krieg.


“This War of Mine” will genau das in den Vordergrund stellen. Gamer:innen spielen keine Soldat:innen, sondern gewöhnliche Menschen, die während einer Belagerung mit Hunger, Kälte und Verzweiflung zu kämpfen haben.

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5 Kommentare

  • 5 Amanda 26.01.2024, 20:41 Uhr

    Richtig coole Vorstellungen. Wirklich schön zu sehen, dass es immer mehr barrierefreie Spielmöglichkeiten gibt. Besonders spannend finde ich die Idee in Minecraft! So wichtig weiterhin Informationen zu teilen und diese den Menschen zugänglich zu machen.

  • 3 eineLeserin 26.08.2023, 12:19 Uhr

    Zu allen Zeiten gab es Unterhaltung, warum also nicht Gaming. Wir alle haben die Wahl, was wir nutzen wollen. Es ist an der Zeit die "Pflichtabgabe" für die öffentlich rechtliche Unterhaltung abzuschaffen. Obwohl ich schon zu den Älteren gehöre, schaue selten Fernsehen. Für Unterhaltung und Information nutze ich viele Quellen. Vielleicht auch mal Gaming.

  • 2 Ozzykatze 25.08.2023, 11:28 Uhr

    Super! Flüchten wir uns doch alle einfach in digitale Welten. Das macht alles so viel einfacher! Wer braucht schon Natur? Trauer mit Hilfe eines Computerspiels durchleben? Tolle Idee! "Erleben", wie es sich anfühlt, Opfer eines Krieges zu sein, der von Machthungrigen Besessenen angezettelt wird, in dem sie aber niemals selbst kämpfen würden, sondern das menschliche Vieh, die Bevölkerung, opfern? Supergut! Diese Empfehlungen, oder wie auch immer man es nennen will, sind doch wohl nicht ernst gemeint?!

    • kugelzwei 25.08.2023, 14:42 Uhr

      Die hier vorgestellten Games beschäftigen sich mit Themen wie Politik, Inklusion oder psychische Gesundheit. Da viele Menschen gerne zocken, können diese Themen sie auf diese Weise erreichen und so auf spielerische Art und Weise ganz neue Perspektiven ermöglichen - als Ergänzung zum alltäglichen Leben. Beides kann funktionieren: Viel Zeit in der Natur zu verbringen, schließt ein bisschen Gaming am Abend nicht aus und umgekehrt, meinst du nicht auch? Und vielleicht entscheidet man sich für Games, die neben Zeitvertreib auch einen Mehrwert bieten :)

    • Daniel 20.08.2024, 07:07 Uhr

      Ich liebe Natur und draußen sein. Aber gerne auch mal zocken. Wo ist da für sie das Problem? Weil sie es nicht mögen/verstehen sind dann alle anderen dumm? Und nach ihrer Begründung braucht man dann ja auch keine Bücher über Kriege mehr...

  • 1 Ozzykatze 25.08.2023, 10:11 Uhr

    Und was ist mit der Realität! Es wird hier so dargestellt, dass es völlig normal wäre, sich ausschließlich in der digitalen Welt zu bewegen. Das macht krank! Der Mensch braucht die Natur! Trauer durch ein Computer Spiel durchleben? Ernsthaft? Es macht mich richtig wütend und traurig, dass mit aller Gewalt versucht wird, die Menschen an elektronische Geräte zu fesseln!

    • Christian 25.08.2023, 17:53 Uhr

      Es gibt immer Personen die den Untergang der Menschheit vorhersagen, wenn ein neues Medium in die Mitte der Gesellschaft rückt. So geschehen, als Bücher für einen Großteil der Bevölkerung zugänglich geworden ist. Damals hatte die ältere Generation geglaubt, dass die Jüngeren aufgrund des Buches "Die Leiden des jungen Werthers" sich selbst das Leben nehmen würden. Oder dass wir total verblöden durch zu viel TV-Konsum. Wie es mit allem ist muss jeder ein gesundes Maß für sich selbst finden und jede kreative Umsetzung von Ideen ist doch am Ende eine Bereicherung für alle oder? Und wenn jemand lieber in der Natur ist dann kann derjenige das auch ausleben.

    • Menelaus 26.08.2023, 00:50 Uhr

      Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

    • stan-und-ollie 26.08.2023, 06:40 Uhr

      Das TV hat die Menschen auch verblödet, genauso wie der ganze Digitalkram. Statt im realen Leben anzukommen, werden Szenarien durchgespielt. ohne je ein Risiko dingehen oder sich der ealen Gefahr des Lebens stellen zu müssen. Das beste Spiel ist das Leben selbst. Versuchst es doch mal damit.