Soziale Kontakte
Besties for Life!? Freundschaften finden, halten oder auch beenden
Stand: 15.04.2024, 13:27 Von Isabel Krämer Gedankenspiele
Von Isabel Krämer
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KommentierenMaja und Willy, Harry und Ron, Joey und Chandler: Enge Freundschaften haben nicht umsonst einen hohen Stellenwert in Literatur und Film. Auch im echten Leben sind gute Freund:innen kaum wegzudenken. Wir zeigen euch ein paar inspirierende Ideen, wie wir Freundschaften führen können und warum sie wichtig sind.
Mit Freund:innen verbringen wir Zeit, weil wir das möchten. Sie gelten als Familie, die man sich selbst aussucht. Gegenseitige Unterstützung, Offenheit und Ehrlichkeit sind laut einer Befragung des SINUS-Instituts und YouGov die wichtigsten Merkmale einer guten Freundschaft. Im Idealfall können wir ihnen also voll vertrauen, tiefgründige Gespräche führen und in kniffligen Situationen auf sie zählen.
Und nicht nur das: Freund:innen sind auch für unsere Gesundheit wichtig. Freundschaften verlängern unser Leben. Sie stärken unser Immunsystem und senken das Risiko, an Demenz zu erkranken. Und auch für unsere mentale Gesundheit spielen sie eine Rolle. Studien zeigen: Die Wahrscheinlichkeit, Depressionen zu bekommen, ist geringer, wenn wir ein soziales Netz um uns herum haben.
Kaum jemand fragt: Wie läuft deine Freundschaft?
Freundschaften sind also für uns Menschen als soziale Wesen extrem wichtig. Trotzdem: Der Stellenwert einer Freundschaft unterscheidet sich in unserer Gesellschaft von dem Stellenwert einer Liebesbeziehung. Das merken wir zum Beispiel daran, dass +1 auf Einladungen den Partner:innen gilt, zum Beispiel bei Hochzeiten oder Weihnachtsfeiern.
Wenn es üblicher wäre, auf Veranstaltungen platonische Freund:innen mitzubringen, dann würde das vielleicht weniger Druck auslösen. Wir müssten nicht allein dort aufkreuzen und könnten so zum Beispiel schwierige Familienfeiern besser durchstehen. Außerdem erleben wir dann vielleicht öfter wichtige Ereignisse im Leben unserer Freund:innen mit und die Freundschaft wird enger.
Auch auf rechtlicher Ebene können romantische Beziehungen – besonders im Bund der Ehe – eine andere Stellung einnehmen als eine Freundschaft. Aktuell wird daher auf politischer Ebene das Konzept von Verantwortungsgemeinschaften entworfen und diskutiert. Auch jenseits von Ehe und Liebesbeziehungen könnten Menschen so rechtlich Verantwortung füreinander übernehmen und zum Beispiel Auskunftsrechte im Krankenhaus erhalten.
Zwischen High-Five und langer Umarmung: Körperliche Nähe in Freundschaften
Während die einen sich zur Begrüßung kurz brüderlich auf die Schulter klopfen, drücken die anderen sich innig: Körperliche Nähe wird in Freundschaften unterschiedlich ausgelebt. Inwiefern man körperliche Nähe zulässt oder Zärtlichkeiten austauscht, ist je nach Person und Konstellation ganz individuell. Frauen haben in unserer westlichen Welt laut Geschlechterforschung mehr Körperkontakt in Freundschaften als Männer.
Wie viel Zärtlichkeit es in Freundschaften gibt, kann vom kulturellen Hintergrund abhängen und wird in unterschiedlichen Ländern anders gelebt. Händchenhalten in Männerfreundschaften ist zum Beispiel in Teilen Afrikas und Indiens ganz üblich.
Durch Berührungen wie Umarmen, Kuscheln oder Streicheln wird das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Das heißt, körperliche Nähe kann Bindungen festigen. Und nicht nur das: Oxytocin hat auch eine beruhigende Wirkung, mildert Stress und senkt den Bluthochdruck. Aber: Die Berührung sollte natürlich von beiden Seiten gewollt sein.
Freundschaften im Erwachsenenalter finden
Im Erwachsenenalter fällt es uns manchmal schwerer, neue Freund:innen zu finden, als noch zu Schul- oder Studienzeiten. Besonders nach einem Umzug in eine andere Stadt oder bei einem unregelmäßigen Berufsalltag kann es schwierig sein, neue Bekanntschaften zu machen. Wie fängt man also an und wo könnten wir auf Menschen treffen, mit denen wir uns gut verstehen?
Social Media kann dabei auch eine große Rolle spielen. Klar, einerseits haben wir dort 500 “Freund:innen”, die wir – wenn überhaupt – nur oberflächlich kennen. Andererseits gibt es viele Angebote, die Menschen tatsächlich im echten Leben miteinander connecten können.
Der Trend “Girls Walking and Talking” beispielsweise geht aktuell durch die Medien. Online werden Userinnen darüber informiert, wo der nächste Gruppen-Spaziergang stattfindet, bei dem Frauen neue Kontakte knüpfen können. Das gibt es in mehreren Städten. Auch klassische Dating-Apps haben immer öfter die Funktion, auch nach platonischen Freund:innen suchen zu können.
So beleben wir eingeschlafene Freundschaften wieder:
Im stressigen Alltag ist es nicht nur schwierig, neue Freundschaften zu schließen. Manchmal kann es auch schwerfallen, die Freundschaften zu pflegen, die wir schon haben. Das kann an mangelnder Zeit liegen, aber auch daran, dass sich Interessen verschoben haben oder die Lebenswege sich zu stark unterscheiden.
Wenn beiden Parteien etwas an der Freundschaft liegt, gibt es Möglichkeiten, die Freundschaft wiederzubeleben. Verbindliche Treffen weit im Voraus zu vereinbaren kann dabei helfen, den Kontakt zu Leuten aufrechtzuerhalten, die weiter weg leben.
Und damit wir uns trotz Zeitverschiebung und großer Distanz mit unseren Freund:innen im Alltag verbunden fühlen, könnte zum Beispiel eine gemeinsame Playlist angelegt werden. Da kommen regelmäßig Songs hinein, die uns aneinander erinnern oder Titel, von denen wir denken, dass sie der anderen Person gefallen könnten. Kleine Aufmerksamkeiten wie diese halten den Kontakt aufrecht und lassen sich auch in stressigen Phasen umsetzen.
Mit Freund:innen Schluss machen?!
Nicht jede Freundschaft lässt sich wiederbeleben und das ist auch völlig normal. Manchmal enden Freundschaften einfach. Dafür kann es viele Gründe geben: unterschiedliche Wertvorstellungen, ganz andere Lebenswege, große Distanzen oder auch ein unüberwindbarer Streit.
Anders als in Beziehungen gehen wir Konflikten in Freundschaften vielleicht häufiger eher einfach aus dem Weg. Wäre es nicht besser, wenn wir auch da sagen würden, wenn uns etwas stört? Und die Freundschaft gegebenenfalls offiziell beenden, anstatt die Person langsam aus dem Leben auszuschließen!? Solche Gespräche sind schwierig, aber so wissen alle, woran sie sind. Geghostet zu werden, ohne den Grund dafür zu kennen, kann nämlich sehr schmerzhaft sein.
Deutsche haben im Schnitt etwa 3,7 enge Freundschaften
Zu diesen engeren Kontakten kommt der erweiterte Freundes- und Bekanntenkreis sowie Familienmitglieder hinzu. Natürlich haben wir nicht für alle soziale Beziehungen in unserem Leben gleich viele Kapazitäten. Freundschaften zu finden, zu pflegen oder auch wiederzubeleben braucht Zeit. Dafür können uns Freundschaften aber auch viel geben und uns im besten Fall sehr bereichern.
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Quellen:
Was macht gute Freunde aus? (SINUS Studie)
Association of social contact with dementia and cognition
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