Eine gezeichnete Stadt in einer Glaskugel.

Stadtentwicklung

So kann die Zukunft der Innenstadt aussehen

Stand: 11.08.2023, 15:17 Von Alina Andraczek Gedankenspiele

Von Alina Andraczek

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Verlassene Kaufhäuser und leerstehende Ladenzeilen prägen heute das Straßenbild vieler deutscher Innenstädte. Um wieder Menschen in die Stadt zu bringen, braucht es neue Ideen — hier haben wir einige gesammelt.

In Dortmunds Innenstadt findet man zwischen Schnellrestaurants und Piercingstudios auch einen Raum für Kultur: Im Superraum finden Ausstellungen, Vorträge und Workshops statt. "Wir wollen die Kreativwirtschaft im Stadtraum sichtbar machen", sagt Reinhild Kuhn von der Stabsstelle Kreativquartiere Dortmund. Dafür nutzt das Team Leerstände wie Schaufenster und Ladenlokale. Und davon gibt es in Dortmundhier so einige.

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Leerstand schafft Raum für Neues

Shopping lockt heute kaum noch Menschen in die Innenstadt. Während der Onlinehandel zunimmt, schließen immer mehr Warenhäuser und Einzelhandelsfilialen. 9000 Läden werden 2023 nach Einschätzung des Handelsverband Deutschland für immer schließen. Sie hinterlassen vor allem Leerstand. Statt Einkaufsmeilen sind daher neue Konzepte für Innenstädte gefragt.

"Spätestens mit der Corona-Pandemie haben viele Kommunen erkannt: Wir müssen etwas tun in unseren Innenstädten", sagt Frank Osterhage. Er forscht am Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund an der Zukunft unserer Städte.

Stadtentwicklung: Weg vom Einheitsbrei

Für Stadtentwickler:innen ist klar: Die Transformation der Innenstadt hat längst begonnen. Schon seit Beginn der 2000er Jahre werden also neue Pläne entworfen. Die Innenstadt der Zukunft soll ein grüner Ort für alle sein, zum Arbeiten, Aufhalten und Austauschen. Auf solche Ideen haben die in Europa für Stadtentwicklung zuständigen Minister:innen sich 2020 mit der Neuen Leipzig-Charta geeinigt.

Die Neue Leipzig-Charta — Darum gehts:

2020 haben sich die in Europa für die Stadtentwicklung zuständigen Minister:innen auf ein Leitbild für die Innenstadt der Zukunft geeinigt: Die Neue Leipzig-Charta. Darin haben sie festgehalten, dass die Stadt der Zukunft "gerecht, grün und produktiv" sein soll. Stadtplaner:innen sollten also finanzielle und physische Barrieren abbauen, Städte grüner und nachhaltiger gestalten und eine gute Infrastruktur für Handel und Wirtschaft aufbauen.

Was sich in 20 Jahren dort findet, wo jetzt Einkaufsmeilen sind, soll sich aber von Stadt zu Stadt unterscheiden. "Ein Grund, warum es unseren Innenstädten nicht so gut geht, ist, dass sie heute oft sehr ähnlich aussehen“, sagt Frank Osterhage. Das ändert sich gerade.

2020 haben die Forscher:innen vom ILS die rund 400 Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen gefragt: Was macht eine attraktive Innenstadt in 10 Jahren aus? Was fast alle von ihnen wollen, ist ein Stadtzentrum, das multifunktional, grün und gut erreichbar ist. "Es müssen mehr interessante Dinge hinzukommen, um die Menschen in die Innenstädte zu locken", sagt der Stadtforscher Frank Osterhage.

Kreative Ideen für die Zukunft der Innenstadt

Neben Einzelhandel soll es mehr Gastronomie, Wohnraum, Medizin- und Gesundheitsangebote, Co-Working-Spaces, Bildungsangebote und Sportmöglichkeiten geben. Und auch der öffentliche Raum soll Menschen anlocken. "Wir müssen konsumfreie Orte schaffen, wo man zusammenkommt, eine gute Zeit hat, kreative Dinge macht, sich bildet", sagt Osterhage. Dazu gehörten auch mehr Grünflächen, Parks und Treffpunkte im Freien.

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Solche Orte können auch aus verlassenen Kaufhäusern und leeren Läden entstehen. Wie in Herne, wo aus einem ehemaligen Kaufhaus die "Neuen Höfe" wurden – ein multifunktionaler Komplex mit Fitnessstudio, Ladenlokalen, Restaurants und Büros. Oder in Aachen, wo mitten in der Innenstadt ein Parkhaus einer neuen Freifläche gewichen ist. Die Stadt plant hier einen neuen Stadtpark mit viel Grün und Orten zum Verweilen.

In Dortmund sind es Kunst und Kultur, die in den leeren Schaufenstern Einzug halten. Vom Superraum aus bespielt die Stadt diese Orte mit Ausstellungen, Performances, Lesungen. "Wenn man überall kleine Akzente in der Innenstadt setzt, schließt sich irgendwann ein Netzwerk zusammen", sagt Reinhild Kuhn. Dadurch baut das Team auch Kontakte zwischen Eigentümer:innen und Kulturschaffenden auf.

Neues Leben für sterbende Innenstädte

Planet Wissen 03.10.2023 58:44 Min. UT Verfügbar bis 12.11.2026 SWR

Auf Zusammenarbeit kommt es an

"Hindernis und Chance ist: Eine Innenstadt machen ganz viele Akteure", sagt Frank Osterhage, "und die muss ich dafür gewinnen, und zusammenbringen." Das betrifft Vermietende genauso wie die Besucher:innen der Stadt, die Einzelhändler:innen und all jene, die die neuen Angebote in die Stadt bringen sollen. Die Zukunft der Innenstadt soll allen gehören. Und deswegen sollen auch alle mit daran arbeiten.

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