Frontansicht eines in der Mitte geteilten Kaufhauses. Links heruntergekommen, rechts modernisiert.

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Leerstehende Kaufhäuser: 5 Beispiele für eine neue Nutzung

Stand: 23.06.2023, 15:49 Von Laura Kasprowiak Gamechanger

Von Laura Kasprowiak

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Was wird aus den bald schließenden Kaufhäusern? Hier sind fünf inspirative Beispiele für eine neue Nutzung, die Leerstand vermeiden können.

Die Namen Kaufhof, Karstadt und Hertie standen einst für große Kaufhausketten. Diese Unternehmen gibt es so aber nicht mehr. Inzwischen existiert nur noch eine große Kaufhauskette: "Galeria". Der Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt ist aber finanziell angeschlagen und schließt derzeit viele Filialen.

Das Zeitalter der großen Kaufhäuser scheint vorbei, stattdessen boomt der Online-Handel. Für viele Städte stellt sich deshalb die Frage, was aus den leerstehenden Warenhäusern wird. Auch für kleinere Geschäfte ist das ein Problem, denn früher haben die großen Kaufhäuser Kundschaft in die Innenstädte gezogen. Die Gebäude abzureißen ist meistens keine Option: Ein Abriss ist teuer und ökologisch nicht sinnvoll.

Wie lassen sich die riesigen Häuser also nutzen? Wir haben fünf Beispiele gesammelt.

1. Kindergarten im ehemaligen Karstadt

Leerstehende Kaufhäuser sind in vielen Städten eine Herausforderung, fehlende Kita-Plätze aber auch. In Recklinghausen entsteht für beides gleichzeitig eine kreative Lösung. In den oberen Etagen des ehemaligen "Karstadt-Bettenhauses" zieht bald eine Kita ein.

Ein leerstehendes Kaufhaus wurde zu einem Spielplatz umfunktioniert.

In Recklinghausen zieht in das ehemalige Karstadt-Gebäude unter anderem eine Kita.

Der Gebäudekomplex wurde dafür komplett entkernt, die Rolltreppen entfernt, die Schieflage ausgeglichen und neue Decken und Wände eingezogen. Demnächst toben auf dem Dach Kinder und fahren auf einer Bobycar-Rennstrecke um die Wette. Ein Hotel, eine Zahnarztpraxis und ein Supermarkt sind bereits in das alte Kaufhaus eingezogen.

kugelzwei: Kaufhäuser - vom "place to buy" zum "place to be"

Markt 15.03.2023 09:44 Min. Verfügbar bis 15.03.2028 WDR

2. Klettern in der Innenstadt

In Karlsruhe ist eine Boulderhalle in die dritte Etage eines ehemaligen Kaufhauses gezogen. Wo früher ein Saturn gewesen ist, wird also heute geklettert.

Ein leerstehendes Kaufhaus wurde zu einer Kletterhalle umfunktioniert.

Die Boulderhalle im ehemaligen "Kaufhaus Schneider" in Karlsruhe. Statt Regale voller Technik gibt’s hier nun Kletterwände.

Ursprünglich war in dem Gebäude das "Kaufhaus Schneider". Später wurde es zu einem Shopping-Center mit mehreren Geschäften, unter anderem Saturn. Neben der Boulderhalle gibt es weiterhin Geschäfte in dem alten Kaufhaus.

3. Kunst statt Konsum

Noch vor drei Jahren hat es im alten Hamburger Karstadt Sportartikel gegeben — jetzt heißt das Gebäude "Jupiter" und auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern gibt es statt Konsum vor allem Kunst. In das Haus sind Ateliers und Galerien eingezogen, Kunst-Workshops finden hier statt.

Ein dreistöckiges Kaufhaus mit einer Kunstausstellung und einer Rollschuhdisco.

Im alten Hamburger Karstadt gibt es nun statt Kleidung Kunst und eine Rollschuh-Disco.

Das Gebäude selber hat sich allerdings kaum verändert: Die Rolltreppen sind geblieben, Kassentheken und Umkleidekabinen laden zum Experimentieren ein. Auf dem spiegelglatten Boden hat es zeitweise auch eine Rollschuh-Disco gegeben.

4. Die Universität im Kaufhaus

In einem alten Karstadt werden die oberen Etagen als Hörsaal-Zentrum der Universität Siegen genutzt. Statt Kleiderstangen und Kabinen gibt es dort jetzt Hörsäle, Seminarräume und eine Mensa. Jetzt haben hier mehr als tausend Studierende Platz.

Ein dreistöckiges Kaufhaus. In der obersten Etage findet eine Vorlesung vor Publikum statt.

Uni statt Kaufhaus — In die oberen Stockwerke eines Kaufhauses sind inzwischen Hörsäle der Universität Siegen.

Die unteren Etagen sollen bald für mehr als nur Shopping genutzt werden. Hier entstehen Restaurants, ein großer Musiksaal und studentische Arbeitsplätze. Eine Win-Win-Situation: In die City kehrt das Leben zurück und die Universität hat jetzt mehr Räume.

5. Surfen im Kaufhaus

Ist die große Zeit der Kaufhäuser wirklich vorbei? Vielleicht reicht es, wenn sie sich nur etwas verändern, so wie das "L&T" Einkaufszentrum in Osnabrück.

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Kaufhäuser standen früher auch immer für Erlebnis — hier hat es Sachen gegeben, die sonst nur schwer zu kriegen waren. Durch den Onlinehandel hat sich das verändert. Die Produktauswahl ist im Netz oft größer. Das Einkaufszentrum in Osnabrück versucht mit einer künstlichen Surfwelle deshalb eine andere Form von Erlebnis zu schaffen. Diese Kombination aus Erlebnis, Freizeit und Konsum ist in Deutschland einzigartig.

Kommentare zum Thema

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8 Kommentare

  • 8 Birgit 11.04.2024, 16:23 Uhr

    In der Zeitung steht immer, dass es in den Städten an Wohnraum fehlt. Aus den leerstehenden Gebäuden können Wohnungen mit bester Innenstadtlage entstehen. Vielleicht mit Dachgarten, das ist gut für die Seele und das Klima.

  • 7 maria 11.04.2024, 09:04 Uhr

    Kindergarten und Schüler nach der Schule betreuen finde ich eine super Idee. So könnten auch Menschen die in der Stadt arbeiten, aber ihre Kinder alleine erziehen müssen, ob Mann oder Frau, einen Beruf ausüben. Morgens die Kindergarten Kinder zum Kindergarten bringen. Die Schulkinder gehen nach der Schule nicht nach Hause sondern zum Jugendtreff im selben Haus. Und nach der Arbeit können die Eltern ihre Kinder dort abholen und zusammen nach Hause gehen.

  • 6 BonnerJung 11.04.2024, 06:50 Uhr

    Leute, denkt doch mal nach..... Alle schimpfen übers Internet, die großen Onlinehändler etc. Klar, im Wandel der Zeit müssen sich Innenstädte und die Einzelhändler anders organisieren..... Aber meiner Meinung nach wurde das Umdenken seit Jahrzehnten verpasst. Das, was heute große Onlinehändler wie Amazon etc machen, gab es doch früher schon. Halt nur nicht online. Trotzdem waren die großen Versandunternehmen immer schon da. Man denke am Quelle, Otto, Neckermann und wie sie alle hießen. Analoges Shopping (Kataloge) zu günstigen Preisen vom Sofa aus.... Spätestens hier hätte der Einzelhandel reagieren müssen und sich Gedanken um ein neues Shoppingvergnügen machen müssen. Läden an Sonntagen oder bis 24 Uhr zu öffnen waren aber der falsche Ansatz. Damit wurden doch keine neuen Arbeitsplätze geschaffen sondern es fand lediglich eine Verschiebung der Schichtpläne statt und wenn ich als Kunde einen Mitarbeiter gesucht habe..... war schlichtweg keiner da. Und ich als Kunde war ebenfalls weg...

  • 4 ruhrreisen 07.07.2023, 10:15 Uhr

    Zu Gelsenkirchen fällt euch nix ein? Die, die es am Nötigsten hätten?

  • 3 Roger 02.07.2023, 09:19 Uhr

    Das Geschäftsmodell eines Kaufhauses ist meiner Überzeugung nach nicht grundsätzlich überholt. Gleichwohl gibt es Alternativen zu Grundversorgung. Einige Standorte waren seit Anbeginn für den dynamischen Wandel beim Kunden nicht gut gewählt. In den Innenstädten sind Kaufhäuser letztlich "nur" der Sammelpunkt der Einzelhändler der Einkaufszone. Sobald Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt schließen, verliert das Kaufhaus an Attraktivität. Bevor es zur Schließung kam, hatte es offensichtlich mit der Gewinnerwartung Schwierigkeiten gegeben. Die Kosten konnten von den Einnahmen nicht mehr gedeckt werden. Hierzu zählen u. a. Miete und Betriebskosten (Strom, Wasser, Stadtreinigung, usw.). Es bleibt fraglich, ob die oben vorgestellten Konzepte hinreichend Einnahmen bringen, um Kosten zum Gebäudeerhalt zu bezahlen.

    • kugelzwei 04.07.2023, 14:38 Uhr

      Interessanter Input! Welche Ideen hättest du, damit sich die Gebäude halten könnten? Wie würdest du sie gerne nutzen?

  • 2 Ada Ullrich 01.07.2023, 09:48 Uhr

    Klasse finde ich das, immer nur Schwarzsehen bringt doch nichts. Natürlich geht es weiter, anders weiter. Hier in Aachen wird so viel gejammert. Klar tut es weh, die Läden und der Leerstand sind natürlich keine Augenweide, aber so ist’s nun mal. Alles ist immer im Wandel und es entsteht Neues, Anderes. Es ist nicht das Ende der Innenstädte glaube ich. Ich denke, dass in ein paar Jahren wieder mehr Menschen dort leben können , wo keiner mehr wohnen wollte und auch kein Platz dafür war. Die Läden hatten in den darüberliegenden Wohnungen ihre Lager und Büros. Die Eigentümer hatten durch die hohen Mieteinnahmen kein besonders Interesse die Wohnungen in den Häusern instand zu halten. Ich denke es wird, wie oben dargestellt, durch tolle Ideen und dadurch neu entstehende Lebensqualität in den Innenstädten ein Wandel stattfinden. Wie gesagt, das war immer so und wird hoffentlich auch immer so bleiben. Stillstand wäre schrecklich und war noch nie eine Option. 😀

    • kugelzwei 04.07.2023, 14:37 Uhr

      Danke für deine Gedanken zu dem Thema! Wie glaubst du, werden sich die Innenstädte in Zukunft verändern?

  • 1 Klaus 01.07.2023, 08:20 Uhr

    Hi, lasst doch städtische Archive oder Bibliotheken einziehen. Alternativ auch eine Schule, oder gar ein ganzes Schulzentrum! Denn ne gute Anbindung gibt's schon, nur der Pausenhof muss dann aufs Dach😅

    • wowo 10.04.2024, 21:03 Uhr

      Wohnungen, Wohnungen Wir benötigen dringend bezahlbare Wohnungen, warum nicht einfache bezahlbare Wohnungen aus diesen Riesen Komplexen in den Innenstädten machen ? Finnland und Österreich machen es seit Jahren vor, dort gibt es keine Obdachlosen, wobei ich in Deutschland ziemlich Schwarz sehe da die Politik leider andere Prioritäten setzt. Schöne Grüße wowo