Auf dem Bild ist eine Illustration eines Cafés zu sehen.

Gemeinschaft

Third Places: Orte für Gemeinschaft und gegen Einsamkeit

Stand: 09.12.2024, 12:30 Von Paula Otte Gamechanger

Von Paula Otte

Wünschst du dir auch manchmal einen Ort, wie das Café in der Serie “Friends“ – also einen Third Place, an dem du (neue) Leute treffen kannst? Wir haben reale Beispiele für solche Orte gefunden und zeigen dir, was du tun kannst, wenn dir so ein Raum für Begegnung fehlt.

Wir sehnen uns nach mehr Gemeinschaft in unserer Freizeit

Laut einer Studie des “Freizeit-Monitors“, verbringen wir den größten Teil unserer freien Zeit im Internet. Und obwohl wir uns auch online mit anderen Menschen austauschen, geht aus der Studie hervor, dass wir uns nach mehr Kontakten im echten Leben sehnen. Gleichzeitig ist Einsamkeit laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung auch bei jüngeren Menschen ein immer größer werdendes Problem.

Die Sehnsucht nach mehr Gemeinschaft, scheinen also viele von uns zu kennen. Natürlich können wir uns auch einsam fühlen, wenn wir von Menschen umgeben sind. Aber vielleicht könnten Orte, an denen wir in unserer Freizeit ungezwungen Menschen treffen können, zu mehr Gemeinschaftsgefühl beitragen?

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Wie könnten uns dritte Orte bei Einsamkeit helfen?

Der Soziologe Ray Oldenburg hat 1989 die Theorie des “Third Place“, des dritten Ortes aufgestellt. Oldenburg ging davon aus, dass jeder Mensch einen ersten Ort hat, das ist sein:ihr Zuhause. Der zweite Ort ist die Arbeit. Aber für das eigene Wohlbefinden, brauchen wir noch einen dritten Ort, einen Third Place.

Definition: Merkmale eines Third Places

An einem dritten Ort sind alle(!) Menschen willkommen und können ohne Verpflichtungen aus- und eingehen. Der Third Place sollte es uns leicht machen, unter Menschen zu kommen und uns auszutauschen. Solange er diesen Zweck erfüllt, ist sein Aussehen nebensächlich. Allerdings sollte er gut zu erreichen sein. Dadurch kann der Third Place eine Art zweite Heimat oder auch Zweitfamilie sein.

So sehen inspirierende Beispiele für Third Places aus

Beispiele für Third Places können Jugendheime, Stammkneipen, Gotteshäuser oder Cafés sein. Auf dem Land gibt es allerdings oft nur eine eingeschränkte Auswahl solcher Orte und auch in der Stadt werden beispielsweise Cafés immer teurer und damit unzugänglicher (verschwinden Orte, durch fehlende finanzielle Unterstützung, mehr und mehr). Wir haben uns Gedanken gemacht, wie ideale Third Places heutzutage aussehen könnten.

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Ein Beispiel wäre die Oodi-Bibliothek in Helsinki. Dort kannst du nämlich nicht nur Bücher ausleihen, sondern auch Instrumente oder Virtual Reality Games spielen. Du kannst nähen, fotografieren oder 3D-drucken. Dabei helfen sich alle gegenseitig, als Teil des Konzepts. Das gesamte Angebot ist für alle Bewohner:innen Finnlands kostenlos.

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Was kannst du tun, wenn du keinen dritten Ort (in deiner Nähe) hast?

Orte wie die Oodi-Bibliothek in Helsinki sind natürlich selten. Wenn du Lust hast, selbst aktiv zu werden, können allerdings sehr viele Orte zu einem tollen Third Place werden: Du könntest zum Beispiel Menschen zusammensuchen, die Lust haben auf einen Lesekreis, oder Handarbeiten gemeinsam zu machen, oder auch Sport. So kann der Wald, das Fitnessstudio oder auch die Wohnung einer anderen Person zum dritten Ort werden (vorausgesetzt, es können alle kommen und gehen, wie sie wollen).

Nach diesem Prinzip treffen sich in mehreren Städten Frauen oder Männer, um gemeinsam spazieren zu gehen und ganz zwanglos neue Kontakte zu knüpfen. Bei Girls/Men Talking and Walking können wiederum neue Gruppen entstehen, die zusammen kochen, spielen oder Ausflüge unternehmen. Also neue Third Places selbst erschaffen werden. Denn worum es dabei eigentlich geht, ist, Menschen zusammenzubringen, damit sie eine unbeschwerte Zeit miteinander verbringen können.

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Ein weiteres Beispiel, um mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen, ist das Prinzip des “Share Table“. Durch ein Schild wird, zum Beispiel in Cafés, ein Tisch markiert, an dem sich dann Fremde zusammensetzen können. Du kannst dann entscheiden, ob du ins Gespräch kommen möchtest, oder einfach ein bisschen Gesellschaft neben dir genießen magst. So könnte es einfacher sein, neue Bekanntschaften zu machen.

Ob Parks, Gemeinschaftszentren, Bibliotheken oder Cafés: Unser Miteinander macht aus diesen Orten einen Third Place, an dem wir uns hoffentlich auch weniger einsam fühlen können.

Hast du schon mal von "Third Places" gehört?

aus dem kugelzwei-Newsletter:

Es sind (halb)öffentliche Orte, die Ausgleich ermöglichen und soziales Miteinander fördern. Ich kannte den Begriff bis vor ein paar Tagen nicht. Dann fiel er in einem Podcast im Zusammenhang mit der EM 2024.

Das ergab für mich Sinn: Menschen kommen zusammen und erleben gleichzeitig etwas, was sie verbindet. Ob im Stadion oder beim Rudelgucken in der Kneipe nebenan: Die EM bot uns eine Zeit lang einen verlässlichen Third Place.

Aber Sportereignisse sind nur temporär und das entstandene Gemeinschaftsgefühl vorbei, brauchen wir also mehr Third Places? Die Sehnsucht danach ist in meinem Freundeskreis auf jeden Fall da. Wir malen uns regelmäßig aus, eine Stammkneipe oder ein Stammcafé zu haben, wo wir wissen: dort trifft man immer jemanden. Bisher haben wir das noch nicht eingeführt.

Vielleicht könnten besonders Städte mehr Raum zum Wohlfühlen und Begegnen bieten. Viele Innenstädte sind ja doch eher konsumorientiert und für Autos angelegt. Leerstehende Kaufhäuser könnten zu Boulder- oder Kunsthallen werden, auf Dächern würden kleine Parks und Spielplätze entstehen und Parkplätze könnten zu Biergärten umfunktioniert werden.

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