Riesengroße Müllinseln, verdreckte Flüsse — überall ist Plastik, sogar in der Antarktis. Wie viel Plastikmüll genau sich in den Meeren befindet, ist unklar. Selbst für Europa gibt es nur Schätzungen.
2021 haben Forschende mit einem Computermodell versucht, es genauer herauszufinden. Ihr Ergebnis: Allein über die Flüsse Europas landen jedes Jahr zwischen 307 und 925 Millionen sichtbare Müllpartikel im Meer. Davon sind über 80 Prozent Kunststoffmüll wie Einwegtüten und Verpackungen. Mikroplastik ist da nicht mal eingerechnet.
Plastik jeder Größe wird für die Meeresbewohner immer wieder zur tödlichen Gefahr. Wie also bekommen wir den Müll wieder aus den Flüssen und Meeren? Es gibt derzeit keine Technologie, um das gesamte Plastik zu entfernen, auch weil sich ein großer Teil sehr tief in Gewässern befindet. Diese fünf Ideen sollen helfen, die Situation zu verbessern.
1. Wasserdrohne Wasteshark sammelt Müll aus Flüssen
Dürfen wir vorstellen? Der "Wasteshark" – eine Wasserdrohne, die bei einer Fahrt bis zu 160 Liter Müll aus Flüssen einsammeln kann. Der "Wasteshark" kann sogar giftige Algen "fressen". Die Drohne ist autonom und laut Hersteller komplett emissionsfrei unterwegs. Bei schlechtem Wetter passt sie automatisch ihre Route an.
Für Tiere ist der "Wasteshark" übrigens ungefährlich. Selbst wenn sich kleine Fische, Frösche oder auch Libellen in das „Maul“ der Drohne verirren, können sie einfach wieder rausschwimmen bzw. -fliegen. Für den Einsatz im offenen Meer ist der "Wasteshark" noch zu klein. Er wird deshalb vor allem in Hafenbecken eingesetzt.
2. Segelboot Manta "fischt" Müll aus Meer
Auf dem offenen Meer soll aber schon bald das Segelboot „Manta“ eingesetzt werden. "Manta" soll bis zu 10.000 Tonnen Müll pro Jahr aus dem Meer fischen.
Das Prinzip ist einfach: Durch einen offenen Eingang im Bug wird der Abfall aus dem Wasser gefiltert. Über Sammelbänder landet der Plastikmüll in einer Sortieranlage und wird dort von Hand getrennt. Der aussortierte Kunststoff wird dann durch Pyrolyse in Gas umgewandelt und so zur Stromerzeugung für das Segelboot genutzt.
Und auch hier gibt es eine Idee für den Schutz der Meerestiere: Per Ultraschall werden diese gewarnt und es gibt Durchschlupflöcher in den Netzen. Holz und Algen werden wieder zurück ins Meer gegeben.
"Manta" ist noch im Bau und soll 2024 in See stechen.
3. Blubberblasen reinigen Flüsse
Ein sehr großer Teil des Plastiks in den Meeren gelangt über die Flüsse hinein. Eine Barriere aus Blubberblasen soll das verhindern. Für die Anlage wird ein Schlauch auf den Grund des Flusses verlegt, durch den Luft gepumpt wird. Dieser Schlauch hat kleine Löcher — so entweichen die Blubberblasen.
Die aufsteigenden Blasen pusten den Plastikmüll nach oben. Sogar Partikel, die nur einen Millimeter groß sind, können so eingefangen werden. Durch die Strömung wird der Müll an der Barriere entlang zum Ufer gedrückt und in einem Behälter gesammelt. 85 kg Plastikmüll können so durchschnittlich im Monat eingesammelt werden. Großer Vorteil: Auch Müll vom Grund wird eingefangen.
Für Schiffe und Tiere ist die Barriere übrigens kein Problem. Sie können einfach durchfahren oder -schwimmen.
Die Idee kommt von einem Start-up aus den Niederlanden und wird unter anderem in Amsterdam eingesetzt. Das Projekt hat auch im Ausland Interesse geweckt. Demnächst sollen die Blubberblasen auch in der portugiesischen Hafenstadt Porto Plastik einfangen.
4. Schwimmende Barriere: "Trashboom" hält Plastik auf
Etwas raffer ist diese schwimmende Barriere: der "Trashboom". Er soll den Plastikmüll schon in Nebenflüssen aufhalten, bevor dieser über die großen Flüsse im Meer landet. "Trashboom" wird derzeit vor allem in Asien eingesetzt.
"Trashboom" funktioniert wie ein schwimmender Zaun — aus Gittern, die an PVC-Rohren hängen. Durch den Zaun kann der Müll aufgehalten und so einfacher eingesammelt werden.
Die Idee hatten drei Freunde aus Deutschland nach einer Reise durch Vietnam. Das Bild vom vermüllten Mekong-Delta ging ihnen nicht mehr aus dem Kopf. Sie fingen an, nach einer Lösung zu suchen. Die musste kostengünstig sein, ohne Strom funktionieren und aus Material gebaut werden, das es überall auf der Welt gibt. Der Bauplan für "Trashboom" ist mittlerweile "Open Source" — also frei verfügbar.
5. Roboterfisch Gillbert filtert Mikroplastik
Um Mikroplastik im Wasser kümmert sich dieser Fischroboter: Gillbert. Die Studentin Eleanor Mackintosh hat ihn entwickelt und mit ihm den Natural Robotics Contest an der Universität Surrey gewonnen.
Der Roboter ist ungefähr so groß wie ein Lachs und hat statt Kiemen ein Netz im Maul, durch das er Partikel aus dem Wasser filtert. Auch Gillberts Baupläne sind "Open Source". Mit einem 3D-Drucker lässt sich Gillbert relativ einfach nachbauen.
Mehr Informationen zum Thema:
Natural Robotics Contest: Robotic Fish (grabcad.com)
Trashboom Element (plasticfischer.com)
Author Correction: Floating macrolitter leaked from Europe into the ocean (nature.com)
The Great Bubble Barrier (thegreatbubblebarrier.com)
James Dyson Award Deutschland 2022 für UWID-Student Moritz Schulz (uwid.uni-wuppertal.de)
Sea Cleaners (theseacleaners.org)
Floating macrolitter leaked from Europe into the ocean (archimer.ifremer.fr)
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