Auf dem Bild ist eine Illustration von drei verschiedenen Möbelstücken zu sehen.

Wohnen

Hinter diesen Möbeln steckt mehr

Stand: 29.12.2023, 16:18 Von Inga Drews Gamechanger

Von Inga Drews

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Schon auf den ersten Blick sehen viele dieser Möbel etwas anders aus als herkömmliche. Und der erste Eindruck täuscht nicht: In diesen Stühlen, Hockern und Lampen steckt mehr. Ob das Material, aus dem sie gemacht wurden oder die Funktion, die sie erfüllen sollen – diese sechs Möbelstücke sind besonders.

1. Diese Stühle wachsen aus Bäumen nach

Die meisten Möbel waren mal ein Baum, sofern sie aus Holz sind. Um in die entsprechende Form zu kommen, müssen sie allerdings erst einmal verarbeitet werden. Wie cool wäre es, wenn Bäume direkt so wachsen würden wie ein bestimmtes Möbelstück?

Diese Vision hatte das Designer-Pärchen Alice und Gavin Munro. Deshalb haben sie vor ein paar Jahren eine Stuhl-Plantage in Derbyshire in England gepflanzt. Über 3.000 "Stuhl-Bäume" wachsen dort. Es sind ganz unterschiedliche Bäume: zum Beispiel Esche, Haselnuss oder Eiche.

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Damit die Bäume in Stuhlform wachsen, werden extra Rahmen eingesetzt. Erst wird der Stamm zur Lehne, dann wächst der Sitz und zuletzt die Stuhlbeine. Bis ein Stuhl fertig gewachsen ist, dauert es ganze sechs Jahre.

Die Einzelstücke sind mit 2.500 Pfund entsprechend teuer, aber das Designer-Paar sieht Zukunftspotential in seinen besonderen nachwachsenden Stühlen. Die Bäume müssen nicht gefällt und über weite Strecken transportiert werden. So würden Produktionsschritte wegfallen und gleichzeitig CO2 eingespart werden.

2. Möbel aus Essstäbchen

In der Regel werden gebrauchte (Bambus-)Essstäbchen in Restaurants nach einer Nutzung einfach weggeworfen. Nachhaltiger wäre es, sie weiter zu nutzen. Das dachte sich der Holzingenieur Felix Böck. Ihm kam beim Sushi-Essen mit seiner Freundin die Idee, die Bambus-Essstäbchen zu recyceln und Möbel daraus zu bauen.

Dafür werden die gebrauchten Stäbchen aus Restaurants abgeholt, sortiert und ordentlich desinfiziert. Damit bei der Reinigung nicht so viel Wasser verbraucht wird, werden die Stäbchen bei 200 Grad und unter hohem Druck gesäubert.

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Die Stäbchen werden zu Fliesen zusammengepresst und können dann zu Möbelstücken gebaut werden. In einem Essstäbchen-Schreibtisch stecken zum Beispiel um die 10.000 Essstäbchen.

Auf diesem Weg hat Felix Böcks Firma in Kanada schon mehr als 70 Millionen Essstäbchen ein neues Leben als ausgefallenes Möbelstück gegeben.

3. Möbel aus Kuhmist

Dass aus Kot mal Möbel werden, hätte vermutlich niemand gedacht. Der indonesische Designer Adhi Nugraha hat mit seinem Team aber genau das gemacht. Sie haben aus Kuhmist Gegenstände entworfen und zum Beispiel Lampen, Hocker und Lautsprecher daraus gemacht.

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Die Frage, die sich viele jetzt bestimmt stellen: Stinkt die Einrichtung dann nicht? Die Antwort des Designers darauf ist: Nein. Der Dung wird mit Wasser gereinigt und verliert dadurch seinen unangenehmen Geruch. Dann wird die Masse mit Kunststoff und Leim vermischt und getrocknet, damit das Material später bearbeitet werden kann.

Die Kuhmist-Einrichtungsgegenstände sollen nachhaltig sein und wenig Energie verbrauchen. Außerdem sind sie definitiv ein Hingucker, wenn du mal Besuch zu Hause hast.

4. Möbel aus alten Windrädern

Gartenmöbel aus alten Windrädern: Die baut ein deutsch-polnisches Unternehmen. Nach 20 Jahren haben viele Windräder in Deutschland und Europa nämlich ihren Dienst getan und werden abgebaut. Oft sind sie mit der Zeit zu klein oder ineffizient.

Rund 90 Prozent des Materials können wiederverwendet werden – aber die Rotorblätter nicht. Sie bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff und lassen sich deshalb nur schwer recyceln.

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Das Design für die Windräder-Möbel haben sich Studierende des Instituts für Bildende Künste der Universität Grünberg ausgedacht. Aus den Rotorblättern werden so stilvolle Bänke, Tische oder Stühle. Dafür werden die zwölf Meter langen Flügel zersägt, geschmirgelt, lackiert und mit Holz verkleidet.

Das Gute: Die alten Rotorblätter sind extrem stabil. Sie sind bruch- und wasserfest, was natürlich besonders für Outdoor-Möbel ein sehr praktisches Feature ist.

5. Recycelte Plastikmöbel aus der Tube

Damit altes Plastik noch sinnvoll weiterverwendet wird, drucken zwei Designer:innen Outdoor-Möbel aus dem Altplastik. Das sind quasi "Möbel aus der Tube", weil sie sie in ihrem Studio in Rotterdam mithilfe eines 3D-Druckers herstellen.

Der Drucker baut mehrere Schichten aufeinander – ohne dass Schrauben, Leim oder eine andere Stabilisierung gebraucht werden. Sollten die Möbel nicht mehr in Gebrauch sein, könnten sie wieder eingeschmolzen und zu einem neuen Objekt gemacht werden. Dieser Prozess kann bis zu dreimal wiederholt werden.

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Das Plastik für ihre Möbel sammeln die beiden Designer:innen Panos Sakkas und Foteini Setaki aus der Umgebung ein. Nach eigenen Angaben brauchen sie für eine Bank zum Beispiel 20.000 bis 40.000 alte Flaschenverschlüsse. Sie verarbeiten allerdings nicht nur alte Flaschen, sondern auch Müll aus dem Meer, Seile, Shampoo-Flaschen, alte CDs und einiges mehr. Eine fertige Parkbank aus ihrem Recycling-Plastik wiegt etwa 80 kg und spart 208 kg CO₂, sagen die beiden.

Ihre Parkbänke und Sitze stellen die Designer:innen unter anderem im öffentlichen Raum auf, sodass alle etwas davon haben.

6. Möbel für Menschen mit Behinderung

Ein Möbelunternehmen aus Großbritannien designt Möbel speziell für Menschen mit Behinderung und für ältere Menschen, die zum Beispiel in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind.

Die Höhe von Einrichtungsgegenständen, die wir im Alltag brauchen, kann für manche Menschen mit körperlicher Einschränkung zu einem massiven Hindernis werden. Beispielsweise, wenn das Waschbecken zu hoch ist und sie nicht daran kommen oder die Küchenablage viel zu hoch ist, um daran zu kochen.

Auf dem Bild ist eine Illustration einer Frau im Rollstuhl am Schreibtisch zu sehen.

Die Möbelfirma Pottery Barn hat deshalb eine barrierefreie Möbelkollektion auf den Markt gebracht. Die besteht aus 150 Möbelstücken, die Menschen mit körperlicher Einschränkung das Leben zu Hause etwas erleichtern sollen.

Es sind manchmal auch nur kleine Veränderungen: zum Beispiel Spiegel, die sich neigen lassen oder Sessel, die sich flexibel drehen und bewegen lassen, damit das Hin- und Aufsetzen erleichtert wird.

Damit die Möbelstücke den Anforderungen von Menschen mit Behinderung gerecht werden, haben die Entwickler:innen mit dem Disability Education and Advocacy Network zusammengearbeitet. Das Netzwerk wird von Menschen mit Behinderung und Designer:innen geleitet, die sich auf behindertengerechte Designs spezialisiert haben.

Mehr zum Thema:

Designer des nachwachsenden Stuhls (fullgrown.co.uk)

Firma der Möbel aus Essstäbchen (chopvalue.com)

Designer der Kuhmist-Einrichtungsgegenstände (adhinugrahadesign.com)

Firma der Windrad-Möbel (wings-for-living.de)

Design-Studio der recycelten Plastik-Möbel (thenewraw.org)

Kommentare zum Thema

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1 Kommentar

  • 1 Anna 09.01.2024, 11:57 Uhr

    Das Thema Möbel (und auch Kleidung) für Menschen mit Beeinträchtigungen finde ich sehr interessant und wichtig - könntet ihr da mehr zu machen? [Auch gerne in anderen Redaktionen natürlich:-)]