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Berufsleben

Berufliche Orientierung – diese Ideen helfen

Stand: 31.07.2024, 18:00 Von Isabel Krämer Gamechanger

Von Isabel Krämer

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Auf der Arbeit verbringen wir viel Lebenszeit. Die Frage nach DEM Traumjob kann daher ganz schönen Druck verursachen. Und wir stellen sie uns nicht nur direkt nach der Schule. Auch während der Ausbildung, des Studiums oder nach Jahren im gleichen Job kann sie noch auftauchen und ist für viele erstmal überfordernd.  Dabei gibt es bereits einige inspirierende Hilfestellungen, um zu klären: Was macht man in dem Job? Kann und will ich mir ein Studium leisten? Wie komme ich aus diesem Alltagstrott heraus?

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Was macht man eigentlich als ... ?

Wie sieht ein Tag von Süßwarentechnolog:innen, Finanzwirt:innen oder Bauingenieur:innen aus? Wenn das Wissen darüber fehlt, können wir uns auch schlecht dafür oder dagegen entscheiden. Mit dem Einsatz von Virtual Reality werden Berufe heutzutage hautnah erlebbar. Das gibt es online, aber auch in Kooperation mit Unternehmen für Schulen und Messen. Da tauchen Interessierte mithilfe von VR-Brillen via 360°-Einblick in unterschiedliche Betriebe und Alltagsabläufe ein und können sich so gegebenenfalls besser entscheiden.

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Einen Einblick geben auch diverse Filmportale, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung empfohlen werden. Darunter das Angebot BERUFE.TV der Bundesagentur für Arbeit, das mit über 300 Videos über Ausbildungs- und Studienberufe informiert. Azubis kommen bei dem Projekt “Berufe zappen” direkt zu Wort und berichten über ihre laufende Ausbildung. Und das Format “Ich mach‘s” des Bayerischen Rundfunks stellt jede Woche einen anderen Beruf ausführlich vor.

Berufliche Orientierung – da musst du nicht allein durch

Praktika, Beratungstermine und Bewerbungen koordinieren – das alles kann überfordernd sein. Die Berufswahlapp begleitet junge Menschen daher bei dem Übergang von der Schule ins Berufsleben und stärkt gleichzeitig die digitalen Kompetenzen. Außerdem können sich die Schüler:innen über gewonnene Erkenntnisse und Erfahrungen in der App austauschen. Den Zugang gibt es bislang über teilnehmende Schulen in NRW, Berlin, Hamburg, Hessen und Niedersachsen. Es handelt sich aktuell dabei noch um ein Pilotprojekt.

Für die Phase zwischen Schule und Beruf sind in NRW seit November 2023 Übergangslots:innen im Einsatz. Sie begleiten ausbildungsinteressierte Schüler:innen (nur an Berufskollegs) über einen längeren Zeitraum und helfen ihnen bedarfsorientiert bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz. Außerdem handeln sie auch im Interesse von Unternehmen und Betrieben, die ihre offenen Ausbildungsstellen besetzen wollen.

Gleiche Chancen für alle?

Auch die Initiative Joblinge bildet eine Schnittstelle zwischen Wirtschaft und, Staat und Privatpersonen. Mit circa 2.700 Ehrenamtlichen hilft sie bundesweit jungen Menschen mit schwierigen Startbedingungen dabei, den Weg in die Berufswelt zu finden. Seit 2016 werden mit einem extra Programm gezielt auch junge Geflüchtete dabei unterstützt, sich erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Warum unser sozialer Hintergrund immer mitentscheidet

Die Umstände, in die wir hineingeboren werden, haben einen großen Einfluss auf den Bildungsweg, den wir einschlagen. Das zeigt erneut der aktuelle Bildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Demnach erhalten nur 32 Prozent der Kinder, die einen sozioökonomisch benachteiligten Hintergrund des Elternhauses haben, eine Gymnasialempfehlung. Bei Kindern aus privilegierten Elternhäusern liegt diese Zahl bei 78 Prozent.

Diese Tendenz geht später weiter: 78 von 100 Schüler:innen beginnen ein Studium, deren Eltern ebenfalls einen akademischen Abschluss haben, während nur 25 von 100 Kindern studieren, deren Eltern keinen akademischen Abschluss haben. Dementsprechend ist auch unser Berufsweg von unserem Social Background geprägt. Das Fazit: Bei Chancengleichheit besteht noch Luft nach oben.

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Arbeiter- oder Akademikerkind?

Das erste Kind einer Familie zu sein, das Studieren geht, kann überfordernd sein. Der Erfahrungstausch mit den Liebsten fehlt, manchmal auch das Verständnis und oft auch das Geld. Ehrenamtliche der Organisation Arbeiterkind unterstützen deutschlandweit bei der Studienauswahl und Studienfinanzierung. Viele der Ehrenamtlichen, die jetzt für die Organisation arbeiten, waren früher selbst in der Situation und können sich gut in die Menschen hineinversetzen.

Natürlich gibt es auch den umgekehrten Fall: Eltern wollen, dass das Kind studiert, obwohl es lieber eine Ausbildung machen würde. Da helfen Berufs- oder Familienberatungsstellen, Vertrauenslehrer:innen und offene Gespräche innerhalb der Familie.

Studium oder Ausbildung abgebrochen – was jetzt?

Die Studien-/Ausbildungswahl kann sich als falsch herausstellen – das ist kein Weltuntergang. 2023 wurden etwa 155.000 Ausbildungsverträge in Deutschland vorzeitig beendet. Und laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) von 2022 brechen circa ein Viertel der Studierenden ihr Bachelorstudium ab.

Und auch da gibt es Hilfen, wie zum Beispiel das Beratungsnetzwerk Queraufstieg, das vom Bildungsministerium gefördert wird. Dort werden junge Menschen nicht nur über alternative Karrierewege informiert, man versucht auch, Studienabbrüche gesellschaftlich zu entstigmatisieren. Zum Beispiel mit der Veranstaltungsreihe Fuckup:Studienabbruch, in denen Studienabbrecher:innen auf einer Bühne offen über ihre Erfahrungen sprechen.

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Auch ein Ausbildungsabbruch ist nicht selten und kann eine Chance für einen Neuanfang bieten. Bist du lediglich unzufrieden mit deinem Betrieb, dann kann ein Ausbildungsplatzwechsel eine Möglichkeit sein, um deine Situation zu verbessern. Wenn du nicht weißt, wie es weitergeht, sind Beratungsstellen, zum Beispiel von der Bundesagentur für Arbeit, eine Anlaufstelle.

Für Veränderung ist es im Berufsleben nie zu spät

Auch nach vielen Jahren im gleichen Job können wir zu dem Entschluss kommen: “Das, was ich mache, möchte ich nicht bis zur Rente machen.” Möchte man in dem Unternehmen bleiben, könnte “Job-Rotation” eine Möglichkeit sein, um Abwechslung in den Berufs-Alltag zu bringen, die Fähigkeiten zu erweitern und unterschiedliche Bereiche kennenzulernen. Beim “Jobshadowing” schaut man Kolleg:innen bei ihren Tätigkeiten eine Zeit lang über die Schulter, um erst mal zu erfahren, was die machen.

Möchtest du das Unternehmen wechseln, aber dasselbe machen, gäbe es dafür beispielsweise die App JobSwop.io. Darüber connecten sich Arbeitnehmer:innen, die den Job der/s anderen übernehmen würden. Das kann zum Beispiel auch für Pendler:innen interessant sein, die gerne näher an ihrem Wohnort arbeiten wollen. Solche Optionen müssen in letzter Konsequenz natürlich von den Unternehmen bewilligt werden und von beiden Seiten passen.

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Was viele nicht wissen oder vergessen: In den meisten Bundesländern steht Arbeitnehmer:innen Bildungsurlaub zu. Das heißt, sie haben Anspruch, an Fortbildungen teilzunehmen. Auch diese Option bietet Raum, sich neu zu orientieren und auszuloten, wo die eigenen Interessen liegen. Außerdem gibt es mittlerweile einige Weiterbildungsplattformen mit E-Learning-Angeboten in den unterschiedlichsten Bereichen, die eine Umorientierung neben dem Job ermöglichen können.

Fazit: Du bist nicht allein

Ob Hilfe bei schwierigen Startbedingungen, kompletter Ahnungslosigkeit oder dem Wunsch nach Veränderung: die vielen Angebote stellen nicht nur eine Unterstützung im Falle eines Falles dar. Sie zeigen auch: Du bist damit nicht allein. Bei all den Selbstzweifeln, die in dieser Zeit aufkommen können, kann dieser Gedanke vielleicht auch schon tröstlich sein.  

Quellen:

Bundesministerium für Bildung und Forschung: Informationen über Berufe und Berufsfelder (berufsorientierungsprogramm.de)

Bundesinstitut für Berufsbildung: ZYND (zynd.de)

Bundesagentur für Arbeit: BERUFE.TV (arbeitsagentur.de)

Ministerium für Wirschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg: Berufe zappen (gut-ausgebildet.de)

BR alpha Bildungskanal: Ich mach's (br.de)

Berufswahlapp (berufswahlapp.de)

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW: Übergangslotse(mags.nrw)

Joblinge - Gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit (joblinge.de)

Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bildung in Deutschland 2024 (bmbf.de)

Arbeiterkind (arbeiterkind.de)

Ausbildungsabbrüche

Studienabbrüche (dzhw.eu)

Beratungsnetzwerk Queraufstieg (queraufstieg.de)

Bundesagentur für Arbeit: Sorgen und Probleme in der Ausbildung (arbeitsagentur.de)

Jobtausch Jobswop (jobswop.io)

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