Wenn Landwirte viral gehen: Erfolgreich dank Social Media
Stand: 17.09.2024, 16:22 Uhr
Ob Tanz-Videos auf dem Feld oder Testberichte des neuesten Trecker-Modells: Immer mehr Landwirte setzen auf Social Media. Drei Beispiele, die zeigen, wie Social Media der Landwirtschaft helfen kann.
Von Hanna Makowka
Trecker-Influencer aus Lienen
Frederic Bröcker aus Lienen ist einer der bekanntesten Traktor-Influencer in Deutschland. Der 32-Jährige teilt seine Videos auf Instagram und Youtube. Für seine knapp 100.000 Follower testet er verschiedenste Trecker. Sein Opa hatte einen eigenen Hof, den mittlerweile sein Onkel führt. Bröcker hatte also schon seit frühester Kindheit Kontakt zur Landwirtschaft - und eine Leidenschaft für Trecker: "Er konnte kaum Mama sagen, aber Fiat war dann das erste Wort, was er gesagt hat", erzählt seine Mutter.
Landwirt wollte Bröcker aber nicht werden: "Bei mir überwiegt die Begeisterung für das Technische", erklärt er. Also hat er kurzerhand sein Hobby zum Beruf gemacht und teilt seine Affinität zu Treckern auf Social Media.
"Angefangen habe ich mit Fotos von Maschinen, die man nicht mehr jeden Tag sieht, um den Leuten zu zeigen: 'Das war früher mal so'", erinnert sich Bröcker. Das kam bei Instagram gut an. "Und dann habe ich angefangen, auch Neumaschinen vorzustellen." Auch er selbst lernt dabei noch neue Trecker kennen. Mittlerweile stellen im Traktorfirmen ihre Maschinen zum Ausprobieren zur Verfügung - und das macht er dann auf den Feldern seines Onkels.
Tanzende Landwirte aus Telgte
Auch die drei Brüder Lucas, Stefan und Henning Fockenbrock aus Telgte haben Social Media für sich entdeckt. Die tanzenden Landwirte treten auf verschiedenen Plattformen unter dem Namen "Ährenbrüder" auf. Angefangen hat alles, als sie den fast 700 Jahre alten Hof Fockenbrock im Münsterland übernommen haben. Seitdem läuft auf dem Hof einiges anders. Sie kombinieren beige Stoffhosen, weiße Hemden und blaue Hosenträger. Dazu ein Strohhut - so tanzen die drei auf einem Maisfeld. Die "Ährenbrüder" stehen mit ihren Kanälen noch am Anfang, erreichen aber immer mehr Follower. Etwa 3.000 Menschen folgen ihnen zum Beispiel mittlerweile bei Instagram.
Die drei "Ährenbrüder"
Die "Ährenbrüder" haben zwei Geschäftsideen: Sie wollen Popcorn und Haferdrink aus dem Münsterland verkaufen. Die kurzen Videos im Internet sind auch eine gute Werbung für ihren Hof. Mit dieser Idee der Vermarktung sind sie nicht alleine. Das zeigt eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom unter 500 landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland aus dem Jahr 2022. Jeder fünfte Landwirt hat angegeben, auf Social Media aktiv zu sein und darüber auch mit potenziellen Kunden zu kommunizieren. Dazu kommen weitere 34 Prozent, die sich noch ein Profil für ihren Betrieb einrichten wollen. In der Landwirtschaft gehört Social Media also dazu.
Wie die Tanzvideos der Brüder aussehen
00:20 Min.. Verfügbar bis 17.09.2026.
Auch das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft empfiehlt die Nutzung der sozialen Netzwerke für Landwirte. "Verbraucherkommunikation ist digitaler denn je – für viele Unternehmen in Deutschland ist der Einsatz von sozialen Medien längst selbstverständlich, auch in der Landwirtschaft", heißt es da.
Landwirtschafts-Influencerin aus Soest
Rund 500.000 Follower hat die Doktorandin Marie Hoffmann auf ihrem Instagram-Kanal. Die 26-Jährige ist Agrarwissenschaftlerin und Influencerin. Dabei startete sie "eigentlich nur, um Freunde und Bekannte über Vorurteile aufzuklären, die viele mit der Landwirtschaft in Verbindung bringen".
Auf ihrem Kanal klärt sie über landwirtschaftliche Kreisläufe und Prozesse auf, testet neue Verfahren und Landmaschinen. Dabei möchte sie immer unabhänging bleiben: "Ich bin mit allen Dingen, über die ich berichte, sehr kritisch. Das handele ich bei Kooperationen immer in die Verträge mit ein, dass ich auch negative Punkte über das Verfahren sagen darf und muss", sagt Marie Hoffmann.
Social Media ist für Marie Hoffmann nur ein Werkzeug
00:32 Min.. Verfügbar bis 22.09.2025.
Geerbt hat sie die Leidenschaft für Landwirtschaft von ihrem Großvater. Selber im Forschungs- und Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer NRW aktiv, nahm er seine Enkelin schon früh mit aufs Feld und in Betriebe. "Über neue Entwicklungen in der Branche habe ich mich mit meinem Opa bis zum Ende seines Lebens ausgetauscht", so Hoffmann. Heute hat sie den Forscherdrang ihres Großvaters und teilt ihr Wissen online und im realen Leben.