Marie Hoffmann, Host bei Lokalzeit Land.Schafft

Agrardiesel-Petition: Das ist Mit-Initiatorin Marie Hoffmann

Soest | Landwirtschaft

Stand: 23.09.2023, 10:25 Uhr

Marie Hoffmann ist Influencerin im Netz. In ihren Posts auf Instagram geht es aber nicht um Beauty und Fashion, sondern um Acker, Roboter und Anbaumethoden. Followerzahl: rund 500.000. Und vor wenigen Tagen hat sie eine Petition gegen die Streichung der Subventionen beim Agrardiesel mit ins Leben gerufen.

Von Julia Arns

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Landwirtin mit einer Mission

Marie Hoffmann steigt die Stufen zu ihrem Trecker hinauf. Er ist einer von mehreren Arbeitsgeräten, die sie gleichzeitig benutzt. In der Tasche ihrer Arbeitshose auch immer dabei: das Smartphone, das Stativ legt sie hinter den Fahrersitz. Sie zieht die Tür des riesigen Fahrzeugs zu und fährt vom Hof. Den führt sie zusammen mit einem langjährigen Freund im Kreis Soest. Er wartet bereits auf dem nahe gelegenen Acker auf sie. Denn heute starten sie ein Experiment: Die Rapsaussat mit einem Feldroboter in Einzelkornsaat. Das Verfahren wird bei besonders teurem Saatgut eingesetzt, dessen Ertrag vom richtigen Pflanzenabstand auf dem Acker abhängt. Wie so oft teilt Hoffmann den Versuch auf Instagram mit ihren fast 500.000 Followern.

Disclaimer: Marie Hoffmann ist auch Host auf dem YouTube Kanal Land.Schafft. der WDR Lokalzeit.

Marie Hoffmann und die Agrardiesel-Petition

Mitte Dezember kommt in Deutschland die Diskussion um die Agrardiesel-Subventionen und die Kfz-Steuerbefreiung auf. Aufgrund von Sparmaßnahmen für den Bundeshaushalt will die Bundesregierung beide Privilegien kippen. Von Bauern und Landwirtschaftsvertretern gibt es heftigen Protest.

Neben Demonstrationen auf der Straße organisieren sich die Landwirte im Netz. Auch Hoffmann ist da dabei. Sie initiiert gemeinsam mit drei weiteren Mitstreitern und Mitstreiterinnen eine Online-Petition. Diese geht am 17. Dezember online und hat knapp vier Tage später bereits fast eine Million Unterschriften gesammelt.

Hinweis: Dieser Textblock wurde am 21. Dezember zum Text hinzugefügt.

Während sie die Arbeit des Roboters kritisch begutachtet, macht sie Fotos und Videos. Eine Auswahl davon landet auf Social Media. Dazu ein Text, der präzise beschreibt, was sie mit dem autonomen Farmdroiden vorhat und warum sie ihn testet. Fast 900 User kommentieren ihren Beitrag.

Marie Hoffmann ist Agrar-Influencerin, oder wie es im Netz heißt: "Agrarfluencerin". Mit einer klaren Meinungshaltung zum Thema Landwirtschaft ist sie auf Instagram zu sehen. Ihr Content klärt auf, beschreibt Kreisläufe und moderne Verfahren in der Landwirtschaft. Ihren Master in Agrarwirtschaft hat die 26-Jährige in der Tasche. Als nächstes steht die Doktorarbeit an. Während ihres Studiums ging es mit Instagram los. "Eigentlich nur, um Freunde und Bekannte über Vorurteile aufzuklären, die viele mit der Landwirtschaft in Verbindung bringen", erklärt sie.

Mittlerweile ist sie mit ihren Videos und Fotos so erfolgreich, dass sie gut alleine davon leben könnte. Namhafte Hersteller und Unternehmen haben bereits versucht, sie als exklusive Mitarbeiterin anzuwerben. Aber sie lehnt ab, wieder und wieder. Weil sie ihre Selbständigkeit liebt. Nicht als Influencerin, sondern als praktizierende Landwirtin, die etwas bewegen möchte. Dafür nutzt sie auch Social Media. Dabei liegt ihr besonders am Herzen moderne Landwirtschaft mit dem Arten-, Umwelt- und Klimaschutz in Einklang zu bringen.

Umfassender Einsatz ohne Pause

Dass sie für ihre Ziele im Dauereinsatz ist, sieht man ihr nicht an, als sie auf dem Feld lächelnd in die Kamera ihres Smartphones blickt. Gestern war sie noch in Berlin, wo sie einen Vortrag zum Thema moderne Landwirtschaft gehalten hat, vor Fachleuten und Politikern. Morgen fährt sie nach Delbrück, um dort als Key-Speakerin zum Thema Landwirtschaft auf dem Unternehmertag aufzutreten. Dabei berichtet die Agraringenieurin über aktuelle und zukünftige Herausforderungen, mit denen sich viele Landwirte im Hinblick auf Ernährungssicherheit und Umweltschutz konfrontiert sehen. Auch sie selbst. Die Fotos von ihren Auftritten, gibt es dann im Netz zu sehen.

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Social Media als Mittel zum Zweck

Die Arbeit auf Social Media ist für Marie Hoffmann vor allem Mittel zum Zweck. Selbst bezeichnet sich die 26-Jährige nicht gerne als Agrarfluencerin. Dabei ist ihr bewusst, dass sie Einfluss auf die Meinungsbildung nimmt, indem sie ihre Sichtweise zum Thema Landwirtschaft im Netz kommuniziert. Allerdings geht es ihr dabei weniger darum, sich selbst zu präsentieren, als vielmehr darum "so umfänglich wie möglich zum Thema Landwirtschaft aufzuklären, so dass sich jeder seine eigene Meinung bilden kann und das so divers wie möglich."

Social Media ist für Marie Hoffmann nur ein Werkzeug

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Dem Großvater verdankt sie ihre Leidenschaft

Wie tief dieser Wunsch in ihr verankert ist, verrät ein Blick auf ihre Kindheit. Ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft verdankt sie ihrem Großvater. Er hat im Haus Düsse, dem Versuchs- und Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, gearbeitet und sich bis zu seinem Tod der Landwirtschaft verschrieben. Seine Enkelin hat er mit aufs Feld genommen. So hat Hoffmann bereits in ihrer Kindheit viel Zeit auf dem Trecker, in Schweineställen und auf unterschiedlichen Betrieben verbracht.

Dabei hat sie die landwirtschaftlichen Kreisläufe kennengelernt und die Notwendigkeit entdeckt, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Vor allem ist es ihr wichtig, Tiere und die Umwelt zu schonen. "Über neue Entwicklungen in der Branche habe ich mich mit meinem Opa bis zum Ende seines Lebens ausgetauscht", sagt Hoffmann. Dabei hat sie seinen Forscherdrang übernommen und eine Leidenschaft entwickelt, der sie seither ihr Leben widmet.

Wie Marie Hoffmann zur Landwirtschaft kam

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Recht auf öffentliche Kritik vertraglich gesichert

Hoffmann ist kritisch mit ihren Versuchen auf dem Acker und dem Testen von Verfahren. Das zeigt sie auch in ihrer Rolle als Host auf dem YouTube Kanal Land.Schafft. der WDR Lokalzeit, auf dem sie Vor- und Nachteile zu Themen wie Schweinehaltung und Anbaumethoden aufzeigt.

Manchmal stehen hinter ihren Projekten auch Unternehmen. Selbst dann bleibt Hoffmann kritisch. Vor allem, wenn das getestete Verfahren nicht ihren Anforderungen an Bodenfruchtbarkeit, Arten- und Umweltschutz gerecht wird. Dann findet sie besonders klare Worte. Auch in der Diskussion mit ihren Followern. "Ich bin mit allen Dingen über die ich berichte sehr sehr kritisch. Das handele ich bei Kooperationen immer in die Verträge mit ein, dass ich auch negative Punkte über das Verfahren sagen darf und muss", so Hoffmann. Denn die Landwirtin sucht zwar nach neuen modernen Anbauverfahren. Aber nicht um jeden Preis. "Jedes Verfahren ist anders und hat andere Ziele, die nicht immer miteinander zusammenpassen und das müssen wir auch beachten. Aber nur, wenn wir das alles mal ausprobieren, kommen wir dahin, dass wir nachhaltiger werden, Pflanzenschutzmittel einsparen und dabei unsere Biodiversität fördern."

Wie können Landwirte den Herausforderungen der Zukunft begegnen?

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Die eigenen Ziele verfolgen

Denn die 26-Jährige möchte auch den eigenen Betrieb an die Herausforderungen der Zukunft anpassen. "Mit einer diverseren Fruchtfolge, ackerbaulichen Maßnahmen und modernen technikbasierten Anbauverfahren", schildert sie. Langfristig hat sie vor, in die regenerative Landwirtschaft einzusteigen, weil sie darin die Zukunft sieht. Dabei hofft sie, dass ihr Opa sie von oben beobachtet und stolz auf sie ist.

Auf die Bedeutung ihres Großvaters für ihr Interesse an Landwirtschaft ging Hoffmann auch im Kölner Treff vom 22. September ein. Außerdem sprach die Agrar-Influencerin über die Bedeutung der Landwirtschaft in unserem Alltag: "Mit Blick auf Ernährungssicherung und Klimawandel ist es ein Thema, das mehr Relevanz denn je hat." Die gesamte Folge Kölner Treff gibt es hier zu sehen.

Über dieses Thema haben wir auch im WDR-Fernsehen berichtet am 13.10.2023: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.