Pressemeldung vom 21.06.2019

MONITOR-Exklusiv: Mutmaßlicher Lübcke-Mörder stand auch 2019 noch in Kontakt zur rechtsextremen Szene - Tatverdächtiger Stephan E. traf im März Mitglieder der Neonazi-Organisation Combat 18

Der für den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke tatverdächtige Stephan E. nahm noch 2019 an einem konspirativen Treffen von Mitgliedern neonazistischer Organisationen teil. Das belegen Fotos, die das ARD-Magazin MONITOR in Zusammenarbeit mit einem Gutachter ausgewertet hat. Bisher wurde angenommen, dass Stephan E. möglicherweise keinen Kontakt mehr zur rechtsextremen Szene hatte. Nach den neuen Erkenntnissen nahm Stephan E. am 23. März dieses Jahres an einer konspirativen rechten Veranstaltung im sächsischen Mücka teil, wo er zusammen mit Mitgliedern der neonazistischen Organisation "Combat 18" (deutsch: "Kampftruppe Adolf Hitler") und der neonazistischen Vereinigung "Brigade 8" fotografiert wurde.

Stephan E. (rechts im Bild) ist auf einer Neonazi-Veranstaltung mit Mitgliedern der Organisation "Combat 18" im März 2019 zu sehen. | Bildquelle: wdr

Combat 18 wurde als bewaffneter Arm des Neonazi-Netzwerks "Blood and Honour" gebildet, das wiederum als zentrale Unterstützergruppe der Terrorvereinigung NSU gilt. Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang hatte noch am Dienstag gesagt, der Tatverdächtige im Mordfall Walter Lübcke habe sich zwar viele Jahre in rechtsextremen Kreisen bewegt, sei aber in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr so deutlich wie früher als Rechtsextremist in Erscheinung getreten. Die von MONITOR ausgewerteten Fotos von dem Treffen in Mücka zeigen außer Stephan E. unter anderem auch Stanley R., der als eine zentrale Figur des deutschen Combat 18 gilt. Beide haben eine gemeinsame Vergangenheit in der Neonazi-Szene, haben zum Beispiel im Jahr 2002 gemeinsam an einer NPD-Wahlkampfveranstaltung teilgenommen. Dass es sich bei der auf den Fotografien aus Mücka zu sehenden Person wirklich um Stephan E. handelt, gilt als sicher. Der Münchner Sachverständige George A. Rauscher hat die Bilder im Auftrag von MONITOR analysiert und kommt zu dem Schluss: "Die Identität der Person Stephan E. als sichtbare Person auf den Lichtbildern der Veranstaltung vom 23.03.2019 ist als praktisch erwiesen anzusehen." Den Anstoß zu der Fotorecherche hatte das Rechercheportal Exif gegeben.

Update: MONITOR hat diese Darstellung korrigiert:

Kommentare zum Thema

  • Armenius Erbe 25.06.2019, 17:06 Uhr

    Link entfernt? unglaublich! Auszüge aus dem durch Monitor gelöschten Link: "Der Tatverdächtige im Mordfall Lübcke war möglicherweise doch nicht im März auf einem Neonazi-Treffen in Sachsen. Behörden in Hessen gehen nach dpa-Informationen von einer Verwechslung aus." ... "Der „Monitor“-Beitrag berief sich auf Fotos, die das Magazin gemeinsam mit einem Gutachter ausgewertet haben soll. Wie nun die Nachrichtenagentur dpa mitteilte, hat sich inzwischen ein Mann bei den Ermittlern gemeldet, der auf den Fotos mit E. verwechselt worden sein soll. Die ursprünglichen Informationen von „Monitor“ lösten eine erhöhte Aufmerksamkeit aus, da eine Teilnahme von Stephan E. an einem Treffen von Rechtsextremisten den Aussagen des Verfassungsschutzes widersprochen hätte, dass Stephan E. in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr so deutlich als Rechtsextremist in Erscheinung getreten sei. (dpa/er)" Bitte entfernen sie ihre fake news!

  • Armenius Erbe 25.06.2019, 15:10 Uhr

    [Link entfernt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette; Anm. der Redaktion] ihr Sachverständige George A. Rauscher brauch eine brille! ich wähle das format "monitor" für den diesjährigen Claas Relotius Preis!

  • Leser 25.06.2019, 15:09 Uhr

    Kaum zu glauben.... nach wie vor ist dieser offenbar falsche Tatsachen verbreitende, und damit bundesweit erhebliche politische Reaktionen und europaweites Medienecho auslösende Beitrag unverändert prominent plaziert zu sehen. Seit gestern berichten Spiegel, und dann Münchner Merkur, Hessenschau, FAZ, dass dieser Monitor-Beitrag offenbar eine "Ente" ist. Wieso nehmen Sie den Beitrag nicht vom Netz oder kennzeichnen ihn zumindest prominent als sachlich umstritten? Ein Trauerspiel, ich bin mehr als schwer enttäuscht von der ARD. Wo bleibt Ihre journalistische Sorgfalt? Wo bleibt jetzt Ihre Glaubwürdigkeit? Gerade jetzt brauchen wir doch nichts mehr als verlässliche, unparteiische Berichterstattung! Ansonsten folgen Hysterie auf der einen und Verschwörungstheorien auf der anderen Seite. Ein Trauerspiel...