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Vorurteile West und Dauerfrust Ost: Kaum Chance für deutsche Einigkeit?

Der Faktencheck zur Sendung vom 25.09.2023

Die Doku "Hört uns zu" zeigt große Unterschiede im Denken Ost und West. Ist das nur ein Problem in den Köpfen, unterschiedlich bei Alt und Jung? Oder hat sich der Ostfrust so verfestigt, weil auch in Wirtschaft und Alltag die Ungleichheit bleibt? Wird der Graben sogar tiefer, weil in der Politik die Spalter lauter werden? Die Diskussion nach der Dokumentation zum Thema.

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Mario Voigt über Ostdeutsche und Führungspositionen

Mario Voigt sprach das ungleiche Verhältnis bei der Besetzung von Führungspositionen durch Ost- und Westdeutsche an. Wie ist es um den Anteil Ostdeutscher Führungskräfte in Deutschland bestellt?

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"hart aber fair" - Gästerunde

Im Oktober jährt sich die Wiedervereinigung zum 33. Mal. Aber auch nach über drei Jahrzehnten gibt es in vielen Bereichen noch große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. So verdienen Menschen in Ostdeutschland nach wie vor deutlich weniger als Arbeitnehmer im Westen. Das Vermögen der Ostdeutschen liegt deutlich unter dem der Westdeutschen und auch bei der Besetzung von Führungspositionen herrscht noch immer ein starkes Gefälle.

Mario Voigt liegt hier durchaus richtig. Bestätigt wird der CDU-Fraktionschef in Thüringen durch aktuelle Ergebnisse des “Elitenmonitors“, einem Projekt der Universitäten Leipzig und Jena sowie der Hochschule Zittau/Görlitz, in dem die personelle Unterrepräsentation der Ostdeutschen in Führungspositionen untersucht wurde. Die Forscher nahmen über 3000 Führungspositionen in zwölf gesellschaftlichen Bereichen unter die Lupe. Insgesamt waren demnach im vergangenen Jahr 12,2 Prozent der Führungspositionen in Deutschland von Menschen aus Ostdeutschland besetzt. Im Vergleich zum Jahr 2018 (10,9 Prozent) ist dies nur eine leichte Steigerung.

Betrachtet man einzelne gesellschaftliche Bereiche, so gibt es große Unterschiede. Im Bereich der Politik sind fast 21 Prozent der Führungsposten mit Ostdeutschen besetzt, dagegen nur 2,1 Prozent im Justizwesen. Deutliche Anstiege seit 2018 stellten die Autoren des “Elitemonitors“ in den Bereichen Verwaltung und Wissenschaft fest. In den Verwaltungen wurden 2018 9,9 Prozent der Führungspositionen von Ostdeutschen besetzt, bis 2022 stieg ihr Anteil auf 14 Prozent. Im Sektor Wissenschaft verzeichnen die Forscher einen Anstieg von 1,6 auf 8,2 Prozent. Leicht gesunken sind die Anteile Ostdeutscher in Chef-Etagen in den Bereichen Zivilgesellschaft, Kultur, Sicherheit sowie Wirtschaft und Arbeitgeberverbände.

Stand: 26.09.2023, 10:47 Uhr