Ehrenamt mit Einfluss: Was macht ein Schöffe vor Gericht?
Stand: 09.04.2024, 10:43 Uhr
Wenn Richter über Schuld und Unschuld entscheiden, tun sie das nicht alleine. Ihnen zur Seite stehen Schöffen. Ein Ehrenamt mit viel Einfluss, für normale Bürger ohne juristische Vorkenntnisse.
Von Josefine Upel
Frauke Papke aus Essen bekommt in ihrem Ehrenamt tiefe Einblicke in menschliche Schicksale. Seit 2019 ist sie Schöffin am Landgericht Essen und bei verschiedensten Prozessen dabei: Es geht um Betrug, Diebstahl oder auch Gewalttaten. "Mich hat das immer fasziniert, dass es um Gerechtigkeit geht und welche Beweggründe es gibt. Warum werden Strafen gemildert, warum ist etwas stärker zu bewerten als eine andere Straftat?" Die 63-Jährige ist keine Juristin. Bis zu ihrem Ruhestand war sie Zollbeamtin, danach bewarb sie sich als Schöffin.
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Es ist ein Ehrenamt mit viel Verantwortung und Einfluss. Denn Richter entscheiden immer gemeinsam mit zwei Schöffen über die Schuld oder Unschuld von Angeklagten und ihre Strafe. Das Wort der Laienrichter ist genauso viel wert wie das der Richter. Gegen die Stimmen beider Schöffen kann somit kein Angeklagter verurteilt werden. Schöffen sorgen also dafür, dass ein Urteil wirklich im Namen des Volkes gesprochen wird. In der Regel nehmen die ehrenamtlichen Richter an bis zu zwölf Verhandlungstagen im Jahr teil.
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Urlaub und "Bezahlung" als Schöffe
Als Schöffin muss sich Papke sehr genau mit allen Details eines Verbrechens befassen. Für die Prozesstermine werden Schöffen von ihrer Arbeit freigestellt. Ihnen darf daraus kein Nachteil entstehen, sie müssen also keinen Urlaubstag dafür nutzen. Für die Zeit vor Gericht gibt es pauschal sieben Euro pro Stunde. Sollte es zu einem Verdienstausfall kommen, erhalten sie für ihre Tätigkeit eine weitere Entschädigung in Höhe von 29 Euro pro Stunde. Auch Schöffen können Urlaub machen, sie können sich von Sitzungen befreien lassen, falls sie etwa für diese Zeit schon eine Reise gebucht haben.
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Wie werde ich Schöffe?
Schöffen üben ihr Ehrenamt fünf Jahre oder länger aus, wenn sie wie Papke weiter dabei bleiben möchten. Zu Beginn einer fünfjährigen Amtszeit rufen immer wieder Städte oder Gemeinden Bürger auf, sich zu bewerben. So war es auch im vergangenen Jahr für den Zeitraum 2024 bis 2028. Falls sich nicht genug Schöffen finden, können Bürger auch ausgelost und zu dem Ehrenamt verpflichtet werden.
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Voraussetzungen: Alter, Vergangenheit, Erfahrung
Die ehrenamtlichen Richter müssen zu Beginn der Amtsperiode mindestens 25 und unter 70 Jahre alt sein, die deutsche Staatsangehörigkeit haben und ausreichend Deutsch sprechen können.
Sie dürfen nicht straffällig sein oder in einem Insolvenzverfahren stecken. Schöffen, die in Prozessen gegen 14 bis 21-Jährige dabei sind, müssen außerdem erzieherische Erfahrung mit Heranwachsenden haben. Dominik Pinsdorf ist einer von ihnen, was er als Jugendschöffe erlebt, liest du hier. Wenige Berufsgruppen wie Polizeivollzugsbeamte sind von dem Ehrenamt ausgenommen.