"Man erlebt so einiges": Unterwegs mit dem Sicherheitsdienst im Zug
Stand: 09.03.2024, 16:11 Uhr
Die Züge im Ruhrgebiet sind vor allem abends und an den Wochenenden voll. Wo viele Menschen zusammenkommen, kommt es auch immer wieder zu Konflikten. Deshalb gibt es speziell ausgebildete Sicherheitskräfte. Wir haben sie begleitet.
Von Daniel Immel
Der Innenraum des Zuges ist an diesem Freitag rappelvoll. Die Luft ist stickig, die Laune einiger Fahrgäste angespannt. In genau solchen Situationen droht es, immer wieder zu Konflikten zu kommen. Um diese zu verhindern, gibt es Sebastian Luczak und Marcel Kantorek.
Der Dortmunder Kantorek und der Herner Luczak arbeiten als Sicherheitskräfte im Zug. Sie sind Teil des Projekts "Sicherheitsteams NRW", finanziert vom Landesverkehrsministerium. Sie fahren unabhängig von den Dienstleistern und den Verkehrsverbünden auf unterschiedlichen Zügen in Nordrhein-Westfalen mit und können jederzeit die Linie wechseln. Kantorek ist 37 Jahre alt, Luczak 35. An diesem Freitag sind sie gemeinsam unterwegs. Zehn solcher Teams gibt es insgesamt. Je nach erwartetem Verkehrsaufkommen werden die Teams eingesetzt.
Das oberste Gebot heißt Sicherheit
Kantorek und Luczak sind hauptsächlich im Ruhrgebiet unterwegs. Ihre Aufgaben als ausgebildete Fachkräfte für Schutz und Sicherheit sind klar. Sie sorgen im Zug für Sicherheit, deeskalieren bei Konflikten, unterstützen Kontrolleure. Vor allem aber sind sie immer ansprechbar für Fahrgäste. "Man muss wirklich darauf achten, respektvoll mit den Leuten umzugehen. Wir brauchen hier keine Rambo- oder Schlägertypen. Kommunikation steht ganz oben", sagt Luczak.
Marcel Kantorek und Sebastian Luczak sprechen mit einer Person ohne Ticket
00:21 Min.. Verfügbar bis 09.03.2026.
Kommunikation ist auch an diesem Freitag das Stichwort. Auf der Strecke zwischen Hamm und Dortmund fallen Kantorek und Luczak zwei Personen auf. Der Verdacht: Fahren ohne Ticket. "Wie sich Personen verhalten, wie sie sich umschauen, das merkt man", sagt Luczak. Gemeinsam mit Kontrolleur Steffen Marmullar stellen sie die Fahrgäste zur Rede. Der Verdacht bestätigt sich. Die Täter zeigen sich allerdings wenig einsichtig, verweigern das Vorzeigen eines Passes. Wenig später verweisen die Sicherheitskräfte die Schwarzfahrer in Dortmund des Zuges.
Immer wieder werden die Sicherheitskräfte aber auch mit Grenzerfahrungen konfrontiert. So erlebte Sebastian Luczak einen Tod unmittelbar mit. "Ein älterer Mann ist von einer Bahn überrollt worden. Das war ein einschneidendes Erlebnis", sagt Luczak, der zu diesem Zeitpunkt im Zug war. Aber er habe einen kühlen Kopf bewahren können. "Wir haben die Notbremse gezogen, die Nottür entriegelt, da der Fahrer unter Schock stand. Ich bin ausgestiegen, habe versucht, den Mann wiederzubeleben", so Luczak. Ohne Erfolg.
Sebastian Luczak und Marcel Kantorek arbeiten im eng mit dem Zugpersonal zusammen.
Mit Extremsituationen werden die beiden immer wieder konfrontiert. Auch zu körperlichen Angriffen ist es schon gekommen. Für solche Fälle sind die Sicherheitskräfte unter anderem mit einer gelben Signalweste, Schlagstock, Handschellen, Pfeffergel und einer Stichschutzweste ausgerüstet.
Kontakt mit Menschen ist trotzdem das Wichtigste
Trotz negativer Erfahrungen besteht der Berufsalltag aber auch aus positiven Erlebnissen. "Ich habe mal jemanden geholfen, einen weggelaufenen Hund im Zug wiederzufinden", sagt Kantorek. Momente wie diese sind das, was die beiden täglich motiviert. Der Kontakt mit den Menschen würde den Beruf ausmachen.
Sebastian Luczak und Marcel Kantorek legen großen Wert auf den Austausch
00:19 Min.. Verfügbar bis 09.03.2026.
In den Abendstunden an diesem Freitag gestaltet sich dieser Kontakt weitestgehend ruhig. Luczak und Kantorek stellen Fahrgäste ohne Tickets und werden mit Verstößen gegen die Hausordnung konfrontiert. Körperliche Gewalt oder andere Extremsituationen erleben die beiden an diesem Freitag nicht mehr.
Über dieses Thema haben wir auch am 30.01.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.