Wegen Angriffen in Bus und Bahn: Securities bekommen Schlagstöcke
Stand: 26.09.2024, 12:52 Uhr
In Duisburg bekommen die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes in Bus und Bahn stichfeste Schutzwesten. Doch das ist nicht die einzige Neuerung. Ab Oktober sollen einige von ihnen auch mit Schlagstöcken ausgestattet werden.
Von Julian Schildheuer
Es ist eine kurze Handbewegung - etwas mehr als ein kleines Zucken. Und der Teleskop-Abwehrschlagstock ist ausgefahren. So heißt die neue Waffe der Sicherheitsmitarbeiter der Firma Octeo in Duisburg offiziell. 20 erfahrene oder leitende Mitarbeiter sind zur letzten Einheit der viertägigen Schlagstock-Schulung gekommen. Mit dabei ist auch Dennis Girnus. Seine Finger umschließen den schwarzen Griff des Schlagstocks. Schnell lässt er seine Hand nach unten schnellen, den Stock ausfahren und schlägt zu.
Die Schulungsteilnehmer proben für den Ernstfall
00:23 Min.. Verfügbar bis 26.09.2026.
Das städtische Unternehmen Octeo stellt das Sicherheitspersonal für Busse und Bahnen in Duisburg. 97 Busse und 65 Bahnen fahren laut Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) jeden Tag durch die Stadt. Und immer häufiger gibt es offenbar Probleme. Octeo-Geschäftsführer Dirk Hallscheidt spricht von regelmäßigen Verletzungen seiner Mitarbeiter. Genaue Statistiken über Angriffe führen sowohl er als auch die DVG aber nicht: "Schubsereien sind im Sicherheitsdienst Alltag. Das brauchen wir gar nicht zu melden. Erst, wenn es schlimmer wird, geben wir das an die Duisburger Verkehrsgesellschaft weiter. Das kommt ein- bis dreimal pro Woche vor."
"Wir müssen auf alles vorbereitet sein"
Ein dumpfer Knall hallt durch den Trainingsraum, als Girnus' Schlagstock auf das Kissen trifft, das einer seiner Arbeitskollegen zum Schutz vor dem Unterarm hält. Girnus arbeitet seit sieben Jahren als Sicherheitsmitarbeiter in Bussen und Bahnen in Duisburg, seit zwei Jahren als Schichtleiter. In einer realen Situation hätte er gerade die Rippe des Angreifers getroffen. Dort und an den Beinen müssen Schläge bei möglichen Angreifern sitzen. Der Kopf- und Nackenbereich sowie die Genitalien sind tabu - selbst bei Notwehr. Auch das hat Girnus in den letzten Tagen gelernt.
Im Workshop wird genau erklärt, worauf es ankommt
00:23 Min.. Verfügbar bis 26.09.2026.
Duisburg ist die erste Stadt im Ruhrgebiet, in der Sicherheitsmitarbeiter in Bussen und Bahnen Schlagstöcke zur Abwehr von Angreifern bekommen. Auch in Bochum, Essen, Gelsenkirchen und Dortmund seien einige Fahrgäste aggressiv, heißt es auf Nachfrage. Nirgendwo sieht man sich aber gezwungen, mit Schlagstöcken darauf zu reagieren. Warum also in Duisburg? Dirk Hallscheidt sagt: "Es geht uns um Schutz. Wir müssen auf alles vorbereitet sein."
- Zum Beitrag: "Unterwegs mit dem Sicherheitsdienst im Zug"
"Ich fühle mich mit dem Schlagstock besser beschützt", meint Schichtleiter Girnus. Denn: "Es gibt immer wieder Angriffe auf uns. Das sind zum Teil Gruppen, die zusammen auf zwei oder drei Mitarbeiter von uns zulaufen, schlagen und treten." In solchen Fällen könnte der Schlagstock zum Einsatz kommen. "Es ist schon vorgekommen, dass wir die Polizei nach einer Auseinandersetzung gerufen haben und die Beamten die Taschen der Angreifer durchsucht haben. Dabei sind dann Pfefferspray und Messer gefunden worden", berichtet Girnus. Auch eine Duisburger Straßenbahnfahrerin berichtet davon, wie der Ton rauer und das Miteinander ruppiger geworden ist.
Was sagen die Fahrgäste?
Rund 124.600 Menschen nutzen laut DVG täglich die Busse und Bahnen in Duisburg. Die Fahrgäste reagieren unterschiedlich auf die neue Ausrüstung des Sicherheitspersonals. Die einen nehmen eine aggressivere Stimmung im Nahverkehr wahr und finden den Schutz durch einen Schlagstock gut. Andere sehen aber auch Risiken, wenn Sicherheitsmitarbeiter bald mit Schlagstöcken am Gürtel in Bus und Bahn unterwegs sind.
Wie reagieren Fahrgäste auf die Einführung der Schlagstöcke?
00:33 Min.. Verfügbar bis 26.09.2026.
Ähnlich sieht das der Fahrgastverband Pro Bahn. Wenn aggressive Fahrgäste einen Schlagstock sähen, würde das in bestimmten Fällen Angriffe eher provozieren, statt verhindern.
Octeo und die Duisburger Verkehrsgesellschaft wollen in gut einem Jahr bilanzieren. Dann werde geschaut, ob die Schlagstöcke beim Sicherheitspersonal wirklich zu mehr Schutz geführt haben.
Über dieses Thema haben wir auch am 18.09.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Duisburg, 19.30 Uhr.