Eine Frau sitzt in einem zum Camper umgebauten Van.

Ab in den Campingurlaub: Aachenerin über Tipps und Trends

Städteregion Aachen | Unterwegs

Stand: 24.05.2024, 12:34 Uhr

Anna Bourgeret aus Aachen liebt ihren Camper und reist damit durch Europa. Jetzt hat sie ihre Leidenschaft zum Job gemacht und ein Start-up gegründet: Sie organisiert für andere Campingreisen. Neben Zielen in Frankreich und Norwegen empfiehlt sie auch Orte in NRW, zum Beispiel in ihrer Heimat, der Eifel. Dafür muss sie die Unterkünfte genau unter die Lupe nehmen.

Von Katja Stephan

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Ein Campingplatz unter der Lupe

Ein Campingplatz in Hellenthal, mitten in der Eifel. Anna Bourgeret steigt aus ihrem weißen Caddy. Das Fahrzeug sieht aus wie ein ganz gewöhnlicher, kleiner Kastenwagen. Später wird sie ihn mit wenigen Handgriffen zum Mini-Camper umbauen. Doch erst will sie sich den Campingplatz genauer anschauen. "Bei 'Campers Compass' empfehlen wir nur Orte, die wir selber kennen und authentisch empfehlen können. Das unterscheidet uns von einem Standard-Reiseführer", so die 31-Jährige. Zielstrebig steuert sie als Erstes das Waschhäuschen an.

Anna Bourgeret bei ihrem Rundgang

00:49 Min. Verfügbar bis 24.05.2026

Der Campingplatz hat seit vier Jahren neue Besitzer, die kräftig investiert haben. Sie setzen auf den Campingboom, der auch in der Eifel zu spüren ist. Laut Statistischem Landesamt übernachteten dort im vergangenen Jahr knapp 124.000 Menschen auf Campingplätzen. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es rund ein Fünftel weniger. NRW-weit kann die Eifel mit Campingregionen wie dem Niederrhein allerdings nicht mithalten. Im ganzen Bundesland übernachteten 2023 über 900.000 Campinggäste.

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Aus Caddy wird Camper

Bourgeret ist zurück an ihrem Caddy; die Büroarbeit ruft. Sie hat den Kastenwagen 2018 gekauft und gemeinsam mit ihrem Vater umgebaut, so dass sie darin arbeiten und übernachten kann. Sogar eine mobile Toilette und ein kleiner Wassertank gehören zur Ausstattung. Rund zweieinhalbtausend Euro hat sie investiert.

Hedwig, so der Spitzname, ist seitdem ihr ständiger Begleiter. Regelmäßig organisiert sie sogar Treffen von Campern, die wie sie im Caddy unterwegs sind. "Es ist nicht immer komfortabel, weil alles sehr klein ist und man viel kramen muss. Aber ich habe ja auch noch meine Wohnung und mein Büro in Aachen, so dass ich nicht 365 Tage im Jahr im Camper lebe", erklärt Bourgeret und macht sich an die Umbauarbeiten. Die dauern ziemlich genau drei Minuten.

Vom Caddy zum Camper: In drei Minuten ist der Umbau fertig

00:17 Min. Verfügbar bis 24.05.2026

"Was ich am Campen liebe, das ist die grenzenlose Freiheit. Ich bin von morgens bis abends an der frischen Luft, treffe viele supernette Leute und entdecke jeden Tag aufs Neue schöne Orte", erzählt Bourgeret. Flexibel unterwegs sein und das eigene Bett immer dabeihaben: Mit dieser Leidenschaft ist sie nicht allein. Die Zahl der zugelassenen Wohnmobile in NRW ist seit 2020 um mehr als 40 Prozent gestiegen. 169.600 Fahrzeuge waren laut Statistischem Landesamt Anfang Januar 2023 in NRW gemeldet. Im Kreis Coesfeld ist die Wohnmobildichte am höchsten, in Gelsenkirchen am niedrigsten.

Eine Frau sitzt mit einem aufgeklappten Laptop in einem Camper.

Anna Bourgeret in ihrem mobilen Büro

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Von der Camperin zur Unternehmerin

Bourgeret sitzt auf dem umgedrehten Beifahrersitz und checkt ihr Mailpostfach. Ein Kunde will das erste Mal einen Campingtrip mit Wohnwagen unternehmen. Mit ihrem Start-up "Campers Compass" hilft Bourgeret ihm bei der Buchung eines Campers und schlägt Routen und Unterkünfte vor. Aber nicht nur Campingneulinge wenden sich an die 31-Jährige. Auch Profis, die neue Regionen entdecken wollen, bietet sie ihr Wissen an. Dazu gehören auch Insidertipps zu Ausflügen und Sehenswürdigkeiten, die sie selbst bei ihren Campingtrips entdeckt hat. Davon gab es einige.

Die Reiseziele, die sie mit ihrem Team anbietet, liegen verteilt in ganz Europa. In Deutschland kennt sie sich vor allem in der Eifel gut aus. Dort ist sie geboren und aufgewachsen und besucht regelmäßig ihre Eltern. In der Eifel gibt es zwar einige der schönsten Wanderwege Deutschlands, hier zu leben, das kann sie sich heute nicht mehr vorstellen.

"Die Eifel bedeutet für mich Heimat. Aber leben wollen würde ich hier nicht mehr." Anna Bourgeret

Touristisch habe sich die Eifel aber in den letzten Jahren gut entwickelt, so Bourgeret: "Ich finde, das Angebot ist schon sehr gut. Für meinen Geschmack könnte es aber noch ein bisschen moderner und innovativer werden." In den nächsten Wochen will sie sich noch weitere Campingplätze in der Eifel und in der Grenzregion anschauen. Belgien und die Niederlande sind von hier aus nur einen Katzensprung entfernt. Mehr zur Eifel als Ausflugsziel gibt es hier.

Das Thema Camping beschäftigt Bourgeret schon seit langem, vor neun Jahren startete sie einen eigenen Reiseblog. Im Herbst 2023 beschließt sie, sich mit ihrem Start-up selbstständig zu machen. Für ihren Service berechnet Bourgeret je nach Umfang zwischen 20 und 30 Euro pro Urlaubstag. Das Geschäft läuft langsam an. Leben kann sie davon aber noch nicht. Sie verdient ihr Geld zusätzlich als Projektmanagerin für Werbeagenturen.

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Tipps und Trends

Ob der Campingboom irgendwann nachlässt? Davon geht Bourgeret nicht aus. Im Gegenteil: Wer einmal auf den Geschmack gekommen sei, der bleibe oft sein Leben lang dabei, so ihre Beobachtung. In der letzten Zeit habe sich die Art des Campings jedoch auch verändert:

Anna Bourgeret beobachtet neue Trends beim Camping

01:04 Min. Verfügbar bis 24.05.2026

Bourgeret klappt ihren Laptop zu; Feierabend. Die Nacht wird sie auf dem Campingplatz bleiben und dann entscheiden, ob sie ihn weiterempfiehlt. Zum Schluss verrät sie noch ihren Lieblingsort in der Eifel: den Wohnmobilhafen in Rohren, einem kleineren Ort in der Nähe von Monschau. Hier trifft sie sich oft spontan mit Freunden, wenn sie mal wieder das Fernweh packt.