Zwei Menschen in Metzgerschürze an einem Tisch mit Fleischstücken

Mit 14 Jahren am Schlachttisch: Wieso Charlotte Metzgerin werden will

Wesel | Landwirtschaft

Stand: 23.10.2024, 12:09 Uhr

Charlotte Döring ist 14 und hat einen ungewöhnlichen Berufswunsch: Sie will Metzgerin werden. Warum die Schülerin ausgerechnet für diesen Beruf so brennt.

Von Cordula Krell (Text) und Pepe Caspers/Chadia Hamadé (Multimedia)

Mit einigen schnellen Schnitten schneidet Charlotte Döring gerade Fleischstücke aus der Schweinehälfte, die vor ihr auf dem Edelstahl-Tisch liegt. In der Metzgerei Tepaß im Weseler Ortsteil Büderich werden fast alle Produkte selbst hergestellt. Fleischermeister Wilhelm Tepaß steht neben Charlotte und zerlegt ebenfalls einen Teil des Schweins.

Die junge Frau könnte seine Auszubildende sein. Schon das wäre ungewöhnlich, denn weniger als 20 Prozent aller Auszubildenden Fleischer und Fleischerinnen waren 2023 laut Industrie- und Handelskammer Frauen. Aber Charlotte ist erst 14 Jahre alt und eigentlich Schülerin. Warum sie gerade ein halbes Schwein zerlegt? Sie hat sich einen ungewöhnlichen Arbeitsort für ihr zweiwöchiges Praktikum ausgesucht.

Der Traum der "Glas-Metzgerei"

Ihre Liebe zum Fleischerhandwerk hat die 14-Jährige schon davor entdeckt, beim Girls' Day vor einem Jahr. An diesem Tag sollten die Schülerinnen der achten Klasse in einen Beruf hineinschnuppern, in dem mehr Männer als Frauen arbeiten. Charlotte entschied sich für eine Metzgerei. Für Chef Wilhelm Tepaß ist das Interesse der Schülerin am Beruf alles andere als selbstverständlich: "Sie ist ein Lichtblick."

Eines Tages will Charlotte auch Fleischermeisterin werden, mit einem eigenen Geschäft. Wie ihre Traum-Metzgerei aussehen soll, verrät sie im Video:

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Dass Tiere für Wurst und Fleisch sterben müssen, macht ihr keine Probleme: "Ich finde, wir sollten vom Tier möglichst viel verwerten und verwenden. Damit ehren wir ja auch zu einem gewissen Teil seinen Tod." Die Schülerin ist mit Tieren aufgewachsen, ihre Familie züchtet Wasserbüffel. Für ihre Zukunft stellt sich die angehende Nachwuchsmetzgerin vor, das Fleisch der eigenen Tiere zu verarbeiten. "Das ist nochmal schöner, als wenn wir sie vom Landwirt in die Metzgerei geliefert bekommen. Ich kenne dann jedes Tier von Tag eins bis zum letzten Tag." Zudem werde es auch für Verbraucher immer wichtiger, dass Lebensmittel aus der Region kommen.

Über dieses Thema haben wir auch am 13. Juli 2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.