Vanessa Beutler vor einer Kuh

Sieben Dinge, die man zur Ausbildung als Landwirt wissen muss

Soest | Landwirtschaft

Stand: 15.09.2023, 11:56 Uhr

Lust auf Schweinemast, Ackerbau und Geflügelaufzucht? Dann ist die Arbeit als Landwirt genau das Richtige. Die Aussicht auf einen festen Job ist gut - es gibt aber einiges zu beachten.

Von Katja Stephan

1. Erfahrung in der Landwirtschaft ist kein Muss

Natürlich ist es ein großer Vorteil, wenn der oder die Auszubildende schon mal ein Praktikum in diesem Bereich gemacht hat. Es spielt aber keine Rolle, ob die Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb haben.

Viel wichtiger als das ist Lust auf die Arbeit als Landwirt oder Landwirtin und Begeisterung für den Beruf, das sagt auch Landwirt Franz-Werner Haselhorst aus Lippstadt, der selbst seit über zehn Jahren ausbildet. Die Zahlen belegen das: Laut Landwirtschaftskammer NRW kamen im vergangenen Jahr 49 Prozent aller Auszubildenden in NRW nicht von einem landwirtschaftlichen Betrieb. Tendenz steigend: 2005 waren es nur 31 Prozent.

2. Reich wird man nicht

Laut Tarifvertrag für landwirtschaftliche Auszubildende in Nordrhein-Westfalen verdient man im ersten Lehrjahr 790 Euro brutto. Im zweiten Ausbildungsjahr sind es 850 Euro, im dritten und letzten Jahr 910 Euro.

Zum Vergleich: Als Bankkaufmann oder Bankkauffrau liegt das Ausbildungsgehalt im ersten Jahr bei über 1000 Euro brutto. Laut Bundesagentur für Arbeit verdient ein Landwirt mit abgeschlossener Ausbildung durchschnittlich knapp 2500 Euro brutto im Monat, eine Landwirtin rund 200 Euro weniger.

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3. Tiere haben auch am Wochenende Hunger

Grundsätzlich dürfen Auszubildende in der Landwirtschaft, die jünger als 18 sind, maximal acht Stunden täglich und 40 Stunden pro Woche arbeiten. Aber wer seine Ausbildung zum Beispiel auf einem Milchviehbetrieb macht, auf dem morgens und abends gemolken wird, der muss mit langen Arbeitstagen rechnen.

Vanessa Beutler macht ihre Ausbildung auf einem Milchviehbetrieb in Lippstadt und hilft morgens um 7 Uhr und abends um 18 Uhr beim Melken. Dazwischen hat sie dafür eine mehrstündige Mittagspause. Die 17-Jährige hat zudem Glück: Ihr Chef melkt am Wochenende allein, Beutler hat frei. Das entscheidet allerdings jeder Ausbildungsbetrieb selbst.

4. Drei Jahre Ausbildung - drei verschiedene Betriebe

Milchvieh, Schweinemast, Ackerbau oder Geflügelaufzucht: Der landwirtschaftliche Beruf ist extrem vielseitig. Deshalb wechselt ein Auszubildender in der Regel jedes Jahr den Betrieb. So hat er oder sie die Möglichkeit, unterschiedliche Schwerpunkte kennen zu lernen.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich schon zu Beginn der Ausbildung auf eine Richtung zu spezialisieren und dann jedes der drei Jahre zum Beispiel auf verschiedenen Milchviehbetrieben zu verbringen. Grundvoraussetzung: Bei Ausbildungsbeginn sollen nach Möglichkeit bereits alle drei Betriebe fest stehen.

5. Familienanschluss (meistens) inklusive

Die meisten Bauernhöfe in NRW sind Familienbetriebe, oftmals seit mehreren Generationen. Das bedeutet: Alle packen mit an, Beruf und Privatleben fließen ineinander. Die Auszubildenden werden dadurch oftmals Teil der Familie. Es gibt gemeinsame Mahlzeiten, bei denen die Arbeiten des Tages und wichtige Entscheidungen besprochen werden.

Und wer nicht gerade im Nachbarort wohnt, der kann auf vielen Betrieben auch ein Zimmer mieten. Unterkunft und Verpflegung werden aber in der Regel vom Lohn abgezogen.

6. Eine Ausbildung ist nicht der einzige Weg in die Landwirtschaft

Für eine Ausbildung in der Landwirtschaft ist grundsätzlich kein Schulabschluss notwendig, allerdings stellen die Betriebe laut Bundesagentur für Arbeit überwiegend Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss ein. Das ist der sogenannte Realschulabschluss nach - in der Regel - zehn Schuljahren.

Anschließend kann man sich weiter bilden, also zum Beispiel zum Landwirtschaftsmeister oder zur Landwirtschaftsmeisterin. Wer die Fachhochschulreife oder das Abitur hat, kann auch direkt an einer Universität oder Fachhochschule studieren, zum Beispiel Agrarwissenschaften oder Agrarmanagement. Beides wird auch als duales Studium angeboten, das heißt, als Kombination aus Studium und Ausbildung.

7. Es gibt jedes Jahr offene Stellen - auch jetzt noch

Laut Landwirtschaftskammer bilden rund 2100 Betriebe in NRW aus. In diesem Jahr sind noch 800 Ausbildungsstellen offen. Obwohl der Start offiziell am 1. August war, ist es noch nicht zu spät, mit der Ausbildung zu beginnen. Die Landwirtschaftskammer empfiehlt allerdings, bis spätestens Ende September zu starten. Die Ausbildungsberater beantworten Fragen und helfen bei der Suche nach einem Betrieb. Auf der Homepage der Landwirtschaftskammer finden Interessierte unter anderem eine Ausbildungsplatzbörse und viele weitere Informationen zur landwirtschaftlichen Ausbildung.