Ganz ohne Chemie: Wie ein Landwirt seine Maisfelder schützt
Minden-Lübbecke | Landwirtschaft
Stand: 09.08.2023, 16:08 Uhr
Moderne Technik trifft biologische Schädlingsbekämpfung: In Bad Oeynhausen kämpft ein Landwirt gegen den Maiszünsler. Mit Schlupfwespen und einer Drohne.
Von Stefan Weisemann (Text), Kolja Selker (Multimedia)
Landwirt Stefan Schmidt streift durch sein knallgrünes und hoch gewachsenes Maisfeld. Immer wieder nimmt er einzelne Blätter in die Hand, streicht vorsichtig darüber und guckt genau hin. Was er sucht, ist mit bloßem Auge kaum zu sehen: Eier des Maiszünslers. "Man muss schon Glück haben, die Eigelege zu finden", sagt er. Sichtbar werden die Folgen erst Monate nachdem sich das Tier eingenistet hat, nämlich an der Ernte selbst. Übrigens: In diesem Film von Lokalzeit Land.Schafft. findet ihr noch mehr zum Thema Maisernte.
Der Maiszünsler ist eine Schmetterlingsart. Er legt seine Eier in die Stengel der Maispflanzen. Die schlüpfenden Larven fressen sich dann in den Stengel hinunter und wandern bis zu den Wurzeln, wo sie sich einnisten. Die Folge: Ein Teil der Ernte ist unbrauchbar.
Schädlingsbekämpfung ohne Chemie: Schlupfwespen gegen Schmetterlingslarven
Kampflos ergeben will sich Schmidt nicht. Chemische Schädlingsbekämpfung will er aber auch nicht. Sein Blick ging deshalb nach Bayern, "Internetrecherche", sagt er. Dort haben die Landwirte schon länger Probleme mit dem Maiszünsler und setzen auf die Schlupfwespe - den natürlichen Feind des Maiszünslers.
Nur unter dem Mikroskop zu erkennen: Die Larven der Schlupfwespe
"Die Schlupfwespen legen ihre eigenen Eier in die Eier der Maiszünsler hinein, dadurch sterben die Eier des Maiszünslers ab", erklärt Schmidt. Wie aber lassen sich Schlupfwespen am besten gleichmäßig auf einem riesigen Feld verteilen? Auch darauf hat Schmidt die Antwort bei seinen Kollegen in Bayern gefunden: Mit einer Drohne. Sie hat den Landwirt 15.000 Euro gekostet und ist zumindest in der Tierwelt in Bad Oeynhausen zunächst nicht auf Gegenliebe gestoßen: Ein Mäusebussard hat die Drohne auf einem ihrer Flüge angegriffen und aus der Luft geholt.
Drohne verteilt Millionen Schlupfwespen
In einen trichterförmigen Behälter, der an der Unterseite der Drohne befestigt ist, füllt Schmidt kleine weiße Kugeln. Sie kommen aus dem Labor, in jeder befinden sich 2200 Larven der Schlupfwespe. Dann greift sich der Landwirt die Fernbedienung und lässt die Drohne starten.
Wie die Drohne die Schlupfwespen auf dem Feld verteilt
00:25 Min.. Verfügbar bis 28.07.2025.
Insgesamt verteilt Schmidt auf seinen Feldern Millionen an Schlupfwespenlarven. "Die Menge macht's", sagt er. Wenn ein Feld besonders stark vom Maiszünsler befallen ist, kann zwei Wochen später auch eine zweite Schlupfwespen-Fuhre nötig sein.
Schädlingsbekämpfung per Drohne als Geschäftsmodell
Nicht nur über den eigenen Feldern lässt Schmidt die Drohne mit seinen Bio-Schädlingsbekämpfern fliegen. Einige seiner Kollegen sind mittlerweile seine Kunden. Landwirt Dieter Hagedorn aus Lage zum Beispiel. Er sagt: "Wenn ich gar nichts gegen den Maiszünsler machen würde, hätte ich einen Schaden von zehn bis 35 Prozent".
Die Drohne im Blick: Die Landwirte Dieter Hagedorn und Stefan Schmidt
Beide Landwirte sind sich sicher: Durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen wird sich der Maiszünsler in Deutschland immer stärker ausbreiten, und die biologische Schädlingsbekämpfung somit an Bedeutung gewinnen.
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR Fernsehen am 03.08.2023: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.