Imker in einem Bienenschwarm

Wie werde ich Imker? Tipps vom erfahrenen Hobby-Imker aus Düsseldorf

Düsseldorf | Landwirtschaft

Stand: 29.02.2024, 09:28 Uhr

Immer mehr Menschen interessieren sich für Bienenhaltung. Doch was heißt es überhaupt, ein Hobby-Imker zu sein? Wie wird man selbst Imker und welches Zubehör braucht es? Wir beantworten Fragen, die sich zukünftige Imker stellen.

Von Hanna Makowka

In Deutschland gibt es über 950.000 Bienenvölker und rund 135.000 Imker, allein in NRW sind es mehr als 11.000. Die allermeisten Imker halten Bienen als Hobby: Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sind nur etwa ein Prozent der Bienenzüchter Berufsimker. Vor allem Jüngere haben die Biene für sich entdeckt. Wir beantworten alle Fragen, die sich zu Beginn stellen.

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Wie werde ich Imker?

Der 71-jährige Ingo Dolle ist Hobby-Imker. Er beschäftigt sich seit 32 Jahren mit Bienen und leitet den Bienenzuchtverein in Düsseldorf-Unterrath. Als ersten Schritt empfiehlt er angehenden Imkern, sich erstmal mit einem aktiven Imker oder Imkerverein in Verbindung zu setzen: "Und erstmal schnuppern, also ruhig mal mit an den Bienenstock gehen, damit man ein Gefühl dafür bekommt, ob einem das liegt." In der Regel reichen zu Beginn zwei bis drei Völker, die als Ableger bei einem Imker gekauft werden können.

Ingo Dolle und sein Bienenvolk

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Im Prinzip kann jeder Imker werden, man braucht keine Genehmigung oder Qualifikation. Um ganz sicherzugehen, ist es allerdings ratsam, beim örtlichen Veterinäramt nachzufragen, ob es in der eigenen Stadt oder Gemeinde Abweichungen von dieser Regelung gibt.

Was muss ich beachten?

  • Meldepflicht: Ein eigenes Bienenvolk und der Standort müssen beim zuständigen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt sowie der Tierseuchenkasse angemeldet werden.
  • Tierseuchenrecht: Im Spätsommer muss eine Milbenbehandlung durchgeführt werden.
  • Versicherung: Imker müssen für ihre Bienen keine besondere Versicherung abschließen. Als Eigentümer der Bienen ist der Imker allerdings haftbar, wenn andere Menschen gestochen werden.
  • Honigverordnung: Sie gilt für jeden, der seinen selbst geernteten Honig verkaufen will und regelt Qualitätsstandards. Imker müssen sicherstellen, dass ihre Honigprodukte diesen Standards entsprechen.
  • Standort: Zu Standorten der Bienenvölker gibt es keine allgemeine Regelung. Es könnten allerdings Abstandsregelungen für Bienenstände zu Wohngebieten oder öffentlichen Plätzen bestehen. Der Deutsche Imkerbund empfiehlt: "Bienenstände sollten möglichst nicht in dicht besiedelten Wohngebieten errichtet werden."

Vom Imkern auf dem eigenen Balkon in der Stadt hält Dolle nichts. "Ich spreche da nur aus meiner persönlichen Erfahrung", meint der 71-Jährige. Selbst, wenn direkte Nachbarn und Hauseigentümer einverstanden wären - "dann sind es die Nachbarn von oben oder einem Haus weiter nicht."

Imker Ingo Dolle: Wer ein Bienenvolk haben will, muss sich das gut überlegen

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Nicht alle, aber viele Balkon-Imker hätten ihre Bienenvölker nicht unter Kontrolle, meint Dolle. "Viele meinen, sie tun damit was für die Bienen. Wollen dann aber auf dem Balkon auch Kaffee trinken - da sind Probleme vorprogrammiert." Der Hobby-Imker empfiehlt, Bienen im Garten zu halten oder, falls kein eigener Garten vorhanden ist, auf Kleingartenanlagen auszuweichen. Ein Flachdach wäre auch kein Problem - solange ein bisschen Abstand zwischen Mensch und Biene möglich ist.

Wie viel Zeit brauche ich?

"Wenn man Bienen in der Stadt hält, dann fängt die erste Honigernte Mitte bis Ende Mai an", erzählt Dolle. Nach der Ernte müssen sie aufgefüttert werden und brauchen Nahrung. Über einen Zeitraum von sechs Wochen steht die Milbenbehandlung auf dem Plan. "Mitte Juli bis Mitte September würde ich nicht in Urlaub fahren", meint Dolle. Wer imkern will, müsse das einplanen.

Außerhalb der Hochzeiten bräuchten Imker alle zwei Wochen zwei Stunden Zeit für ihre Bienen, um sie zu versorgen und zu beobachten. Wobei gilt: je mehr Bienen, desto mehr Arbeit und Zeitaufwand.

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Zubehör und Kosten

Was brauche ich an Zubehör?

Neben Bienenvölkern brauchen Hobby-Imker weiteren Imkereibedarf. Neben dem Imkeranzug, der klassischerweise weiß ist, weil sich Bienen eher auf dunklen Stoffen niederlassen, auch Handschuhe sowie ein Imkerhut mit Gesichtsschutz. "Und man braucht einen Smoker zum Rauch machen, oder eine gute Spritzpistole, die man fein einstellen kann", ergänzt Dolle. "Außerdem einen Stockmeißel, um die Waben rausnehmen zu können." Für die Bienenvölker werden Unterkünfte benötigt, die Beuten genannt werden.

Wenn es später an die Honiggewinnung geht, kommen noch eine Schleuder, Abfüllkannen und feine Siebe dazu. Vieles kann nach und nach angeschafft oder auch gebraucht gekauft werden, beispielsweise über einen Imkerverein.

Welche Kosten kommen auf mich zu?

Imkern ist für Einsteiger kein kostengünstiges Hobby. Dolle schätzt die Kosten für die Erstausstattung an Zubehör für zwei Bienenvölkern auf etwa 1200 Euro. Gebrauchtes Equipment gibt es günstiger. Dazu kämen zwei bis drei Bienenvölker für den Anfang. "Die kosten je nach Größe zwischen 80 und 120 Euro", weiß Dolle.

Außerdem gibt es bei zwei Bienenvölkern laufende Kosten in Höhe von etwa 120 Euro im Jahr. Sie entstehen durch die Milbenbehandlung im Sommer, das Futter nach der Honigentnahme und den Mitgliedsbeitrag im Imkerverein.

Wie komme ich an Informationen zum Imkern?

Auch, wenn es keine gesetzlichen Vorgaben gibt, kann es trotzdem sinnvoll sein, eine Schulung bei einem der Imker-Landesverbände zu absolvieren. In Nordrhein-Westfalen sind folgende Landesverbände zuständig:

  • Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker e.V., Langewanneweg 75 in 59063 Hamm
  • Imkerverband Rheinland e.V., Im Bannen 38-54, 56727 Mayen

Informationen findet man auch beim Deutschen Imkerbund e.V. (D.I.B.). Er ist als Vertreter der Freizeit- und Nebenerwerbsimker mit 132.000 Mitgliedern mit 880.000 Bienenvölkern der größte Verband in diesem Bereich. Als bundesweiter Dachverband gliedert er sich in 19 Landesverbände.

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Über die Honigbiene

Die Honigbiene gilt - nach Schweinen und Rinder - als drittwichtigstes Nutztier in Deutschland. Etwa 80 Prozent unserer heimischen Nutz- und Wildpflanzenarten sind laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten als Bestäuber angewiesen.

Die Honigbiene kann nur in ihrem Volk überleben. Ein Bienenvolk besteht aus rund 8.000 bis 40.000 Arbeiterinnen, dazu kommen mehrere Hundert Drohnen (männliche Bienen) und eine Königin. Drohnen leben überwiegend während der Paarungszeit im Frühsommer. Sie haben im Gegensatz zu Königinnen und Arbeiterinnen keinen Giftstachel und auch nur eine Aufgabe: die Fortpflanzung zu sichern.

Wie lange leben Honigbienen?

Wie alt eine Honigbiene wird, hängt von ihrer Aufgabe im Bienenstaat ab. Drohnen leben nur einen Sommer lang und werden bis zu 50 Tage alt, Arbeitsbienen etwa vier bis sechs Wochen und Königinnen können sogar vier bis sechs Jahre alt werden.

Wie entsteht Honig?

Eine Honigbiene fliegt Blüten in ihrer Nähe an und saugt ihren Nektar mit einem kleinen Rüssel auf, bis ihr Honigmagen voll ist. Zwischendurch sammelt sie auch Honigtau, eine zuckerhaltige Ausscheidung von Insekten wie Blattläusen.

Honigbiene an einer Blüte vor blauem Himmel

Für ein Kilogramm Honig muss ein Bienenvolk drei bis fünf Millionen Blüten anfliegen

Zurück bei ihrem Bienenvolk übergibt sie den gesammelten Nektar an eine Stockbiene. Bei der Weitergabe wird der Flüssigkeitsanteil im Nektar reduziert, um ihn haltbar zu machen. Gleichzeitig wird er mit Enzymen, Mineralien und anderen Stoffen angereichert, die die Flüssigkeit erst zu Honig machen.

Die Stockbiene bringt den Nektar in eine leere Wabenzelle im Bienenstock. Arbeitsbienen trocknen die Flüssigkeit, indem sie mit ihren Flügeln schlagen und sie in andere Zellen umfüllen. Bis zur Ernte lagert der Honig einige Wochen in einer Wabe.  

Wenn der Honig fertig ist, wird er in Lagerzellen gebracht und mit Wachs abgedeckt. Er hat nun einen Wassergehalt zwischen 18 und 20 Prozent. Bei höherem Wassergehalt könnte der Honig anfangen zu gären.

Wie gewinnen Imker Honig?

Jetzt kann der Imker den Honig entnehmen. 75 Prozent des Honigs benötigen die Bienen allerdings für sich selbst.

Bienen und ihr Bienenstock mit rein weißen Naturwaben werden von einem Imker gezeigt

Pro Bienenvolk haben Imker in NRW 2023 rund 40 Kilogramm Honig geerntet

Zuerst werden die mit Wachs versiegelten Waben entdeckelt, dann schleudert eine spezielle Zentrifuge den Honig von den Waben. Der Honig läuft heraus und fließt durch mehrere Siebe, damit später keine Wachsteilchen im Honig sind. Je nach Sorte wird der Honig im Anschluss einige Tage oder sogar mehrere Wochen immer wieder gerührt und anschließend abgefüllt.

Wie viel Honig produziert eine Biene?

Ein bis zwei Teelöffel Honig stellt eine Biene im Laufe ihres Lebens her. Für ein Kilo muss ein Bienenvolk ungefähr 100.000 Kilometer zurücklegen und drei bis fünf Millionen Blüten anfliegen. 39,3 Kilogramm Honig ernteten Imker in NRW 2023 laut Fachzentrum Bienen und Honig pro Bienenvolk. Allerdings gibt es regionale Unterschiede.

Der meiste Honig, den Kunden in NRW kaufen können, kommt allerdings aus dem Ausland. 2022 wurden mehr als 3.400 Tonnen importiert, vor allem aus Belgien oder Spanien.