Ronald Peppmüller mit einer Schulklasse

100.000 Bienen auf dem Schulhof: die Bienen-AG

Herford | Ehrenamt

Stand: 13.10.2023, 13:15 Uhr

Jeden Freitag zieht sich eine Gruppe Schülerinnen und Schüler der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Löhne Schutzkleidung für eine ganz besondere Schul-AG an. Imkerhandschuhe, Hemden und Hüte mit Schleier - damit ausgestattet geht es zu den schuleigenen Bienen.

Von Lena Breuer

"Du, Ibrahim, nimm mal lieber diesen Hut hier, der passt besser", ruft Ronald Peppmüller einem der Schüler zu. "Und wir haben genug für alle, ihr müsst euch gar nicht streiten." Mit einem Lachen im Gesicht zieht Peppmüller einen Hut aus der Papierkiste, drückt ihn einem der wartenden Jungen in die Hand. Dann schlüpft er selbst unter einen schwarzen, dünnen Imkerschleier, den er sich über die weißen Haare gezogen hat.

Was bewirkt die Bienen-AG bei den Kindern?

00:14 Min. Verfügbar bis 06.10.2025

"So, sind wir startbereit?", fragt der 75-Jährige und zählt durch. 21 Kinder und Jugendliche von der 5. bis zur 10. Klasse sind an diesem Freitag zur Bienen-AG gekommen, Treffpunkt ist die Schulmensa. Routiniert schlüpfen die Kinder in die weiße Schutzausrüstung, dann geht es Richtung Schulinnenhof.

Ein Bienenvolk in der Bertold-Brecht-Gesamtschule

Das Betreuen der Bienenvölker ist eine Menge Arbeit

Seit 2014 gibt es die Bienen-AG der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Löhne - und seitdem ist Peppmüller fachlicher Berater und vor allem verantwortlich für die insgesamt sieben Bienenvölker, die momentan auf dem Gelände der Schule leben.

Was du über Honigbienen wissen solltest

Die Honigbiene braucht ihr Volk, um zu überleben. Alleine würde sie nach kurzer Zeit sterben. In einem Bienenstock gibt es eine Königin, die Arbeiterinnen und die Drohnen.

Die Arbeiterinnen sind immer beschäftigt: sie bauen Waben, säubern den Bienenstock, kümmern sich um den Nachwuchs und sammeln Nektar. Die Hauptaufgabe der Drohnen (männliche Bienen) ist es, die Königin zu befruchten. Ist diese Aufgabe erfüllt, lassen die Arbeiterinnen sie nicht mehr in den Bienenstock und die Drohnen sterben.

Im Frühjahr und Sommer sind die Honigbienen aktiv. Im Winter ziehen sie sich in den Stock zurück und ernähren sich von ihren Honigvorräten. Sie bilden eine Traube, um sich gegenseitig zu wärmen.

Keine Angst vor Bienenstichen

Der 75-Jährige ist pensionierter Justizbeamter, hat in seinem Ruhestand die Imkerei für sich entdeckt und sich zum Imker ausbilden lassen. Als dann Hans-Georg Zwicker, Biologielehrer der Schule, auf ihn zukam und von seinen Plänen berichtete, eine Bienen-AG zu gründen, sagte Peppmüller spontan ja. Über 100 Schülerinnen und Schüler haben seitdem bei Peppmüller das Imkern gelernt – und zwar jeden einzelnen Schritt. Von der Pflege und Fütterung der Tiere, über die Honigernte, das Schleudern des Honigs und das Abfüllen - mit großer Geduld erklärt der Pensionär jeden Arbeitsschritt.

Ein Schüler beim Abfüllen des Honigs

Die Schüler lernen auch das Abfüllen des Honigs

"Oh, schaut mal - da schlüpft gerade eine", ruft die 12-jährige Matilda in die Ruhe. Ganz begeistert hält sie einen der viereckigen Rahmen aus dem Bienenstock in der Hand. Darauf Bienenwaben – und hunderte kleine Tiere. "Die streckt schon ihr Köpfchen raus, wie süß!"

Mit ruhigen Handbewegungen schiebt die Schülerin eins der Insekten zur Seite. Darunter ist deutlich zu erkennen, wie eine frisch geschlüpfte Biene sich aus einer Wabe frisst. "Das ist eine Drohne – also eine männliche Biene. Die sind viel größer als die weiblichen." Angst vor einem Stich hat die 12-Jährige nicht. "Ach, das ist ja gar nicht schlimm. Das tut kurz weh, aber das ist ganz schnell wieder vorbei. Das habe ich hier bei Herrn Peppmüller gelernt."

Was du über Wildbienen wissen solltest

Wildbienen leben im Gegensatz zu den Honigbienen nicht in Völkern zusammen. In Deutschland gibt es mehr als 500 verschiedene Arten von Wildbienen. Viele sehen ganz anders aus als die Honigbienen. Die Hummel gehört zum Beispiel auch zu den Wildbienen.

Wildbienen sind sehr wichtig für die Natur und die biologische Vielfalt. Sie bestäuben tausende Blüten pro Tag. Auch viele Nutzpflanzen, zum Beispiel Gemüsepflanzen, sind auf die Bestäubung durch Wildbienen angewiesen.

Doch hunderte Wildbienenarten sind bedroht. Gut die Hälfte von ihnen. Wenn also die Rede vom "Bienensterben" ist, bezieht sich das in erster Linie auf die Wildbienen. Als Gründe dafür werden beispielsweise Krankheitserreger, Pestizideinsätze und Monokulturen in der Landwirtschaft, Luftverschmutzung und Klimawandel angesehen.

Bald ein achtes Bienenvolk in der Gesamtschule

Der steht an der Seite, lächelt unter seinem weißen Vollbart. Er ist in der Nähe, lässt die Kinder aber machen. Um die Gruppe herum schwirren die Bienen. "Am Anfang hatten manche ein bisschen Berührungsängste, aber das ist super schnell weg, wenn ich ihnen erkläre, wie die Bienen so ticken – und dass die gar nicht stechen wollen, sondern es wirklich nur tun, wenn sie bedroht sind."

Über 100.000 Bienen leben auf dem Grundstück der Gesamtschule in Löhne – und es sollen noch mehr werden. Ein achtes Volk wird bald von Peppmüllers Privatgrundstück zur Schule umgesiedelt. "Dann habe ich hier noch mehr Arbeit", sagt der 75-Jährige lachend. "Meine Frau beschwert sich schon, aber ich kann das mit den Bienen nicht lassen."

Im nächsten Jahr feiert die Bienen-AG an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule ihr zehnjähriges Jubiläum - und da hoffen alle auf ein gutes Honigjahr. Dieses Jahr konnten 250 Kilogramm Honig geerntet werden. Die Einnahmen fließen in andere Schulprojekte. Vor allem aber in den Erhalt der Bienenstöcke. Denn den Bienen soll es hier in Löhne noch sehr lange sehr gut gehen.

Über dieses Thema haben wir auch am 30.09.2023 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.